Glocke mit einem anderen Putto besitzt das Kaiser
Friedrich-Museum. Der gleiche Putto allein steht im
Kunsthistorischen Museum in Wien. Unter den nieder-
ländischen Tischglocken fällt eine signierte und datierte
auf: Petrus Gheineus me fecit 1547. Peeter van den
Ghein war Glockengießer zu Mecheln und Ahnherr
einer Generation von Gießern, die bis ins 18. Jahrhun-
dert zu verfolgen ist. Unter den Mörsern, Kesseln und
Eimern sind in der Mehrzahl deutsche des 15. Jahrhun-
derts, daneben italienische, spanische und französische.
Material ist Bronze oder die zinnreichere und daher
härtere Glockenspeise. Vielleicht das interessanteste
Stück ist ein deutscher Kessel vom Ende des 15. Jahr-
hunderts, rundbauchig, auf drei hohen Füßen und zwei
rechtwinkeligen Henkeln. Auf dem Bauch befindet sich
ein Medaillon mit der Darstellung des liortus conclusus.
Dieses Relief ist die Wiederholung einer doppelseitigen
Plakette in der Sammlung Figdor, die zudem den Form-
model besaß, der aber in den Besitz des Kunsthistori-
schen Museums in Wien übergegangen ist.
Typische Schweizer Möbel (Wallis) Auktion der Galerie Fischer, Luzern, 21.—23. August
Die Qlas(cbneidct?famiUc Sang
6trt<2 Untetifuebung uon Qußaü 6. Pazauvekz Stuttgart
(Schluß.)
Wir kennen noch einen dritten Glasschneider na-
mens Sang, aber lediglich aus bezeichneten Arbeiten,
die Datierungen zwischen 1752 u. 1762 tragen und viel-
fach Amsterdam als den Herstellungsort bezeich-
nen. Der holländische Charakter äußert sich auch deut-
lich in den Objekten selbst, wenn auch nicht in sämt-
lichen. Urkundliche Nachrichten lassen uns bis auf wei-
teres vollständig im Stich, so daß auch der Zusammen-
hang mit den beiden bisher betrachteten Glasschneidern
dieses Namens völlig in Dunkel gehüllt ist. Vor und
nach seiner Amsterdamer Zeit mag Jacob Sang
anderwärts gearbeitet haben, zumal sich ganz verschie-
denartige Einflüsse in seinen Arbeiten kreuzen. Die
älteste bekannte Arbeit, nämlich das signierte Deckel-
kelchglas mit der sehr zart geschnittenen Darstellung
von Diana und Callisto der ehemaligen Sammlung
M ü h s a m11) ist zwar in der Form ganz holländisch,
“) Abb. bei Robert Schmidt, Gläser der Sammlung Mühsam I,
Tafel XXVIII, Nr. 233 und Glashandbuch, S. 362. — Interessant
ist eine Konfrontation mit einem allerdings wesentlich späteren
aber der durchaus deutsche Schnitt, der die Landschaft
zur Hauptsache macht, erinnert in gewissem Sinne an
viel ältere Nürnberger oder Potsdamer Arbeiten. Wie
lange diese Tendenz anhält, läßt sich vorläufig noch
nicht sagen. Das nächste uns bekannte signierte und
datierte Stück, das Stengelglas der Sammlung Dr.
Jantzen in Bremen mit der Jahreszahl 1757 ist je-
denfalls im Schnitt wie im Ductus der Umschrift
„T’Weiwaren van onse familie en vrienden“ schon ganz
holländisch, wenn auch die aus zehn Personen be-
stehende Tischgesellschaft leicht an etwas bewegtere
Szenen mit Tafelfreuden auf schlesischen Gläsern an-
klingt (Abb. 11). Ebenfalls in jeder Beziehung hollän-
disch ist das andere, aus dem gleichen Jahre 1757 stam-
Glase mit der Callisto-Szene eines Glasschneiders, der den
großen Schwierigkeiten der Körper-Modellierung im entsprechenden
Maßstabe nicht ausweicht, allerdings seiner Signatur kein „invenit“
hinzuifügen kann, weil er sich des schönsten Vorbildes von le Mire
nach Ch. Eisen bediente. Es ist dies der prächtige Ranftbecher von
Fr. Gottstein von 11830 im Wiener Oesterreichischen Museum.
430
Friedrich-Museum. Der gleiche Putto allein steht im
Kunsthistorischen Museum in Wien. Unter den nieder-
ländischen Tischglocken fällt eine signierte und datierte
auf: Petrus Gheineus me fecit 1547. Peeter van den
Ghein war Glockengießer zu Mecheln und Ahnherr
einer Generation von Gießern, die bis ins 18. Jahrhun-
dert zu verfolgen ist. Unter den Mörsern, Kesseln und
Eimern sind in der Mehrzahl deutsche des 15. Jahrhun-
derts, daneben italienische, spanische und französische.
Material ist Bronze oder die zinnreichere und daher
härtere Glockenspeise. Vielleicht das interessanteste
Stück ist ein deutscher Kessel vom Ende des 15. Jahr-
hunderts, rundbauchig, auf drei hohen Füßen und zwei
rechtwinkeligen Henkeln. Auf dem Bauch befindet sich
ein Medaillon mit der Darstellung des liortus conclusus.
Dieses Relief ist die Wiederholung einer doppelseitigen
Plakette in der Sammlung Figdor, die zudem den Form-
model besaß, der aber in den Besitz des Kunsthistori-
schen Museums in Wien übergegangen ist.
Typische Schweizer Möbel (Wallis) Auktion der Galerie Fischer, Luzern, 21.—23. August
Die Qlas(cbneidct?famiUc Sang
6trt<2 Untetifuebung uon Qußaü 6. Pazauvekz Stuttgart
(Schluß.)
Wir kennen noch einen dritten Glasschneider na-
mens Sang, aber lediglich aus bezeichneten Arbeiten,
die Datierungen zwischen 1752 u. 1762 tragen und viel-
fach Amsterdam als den Herstellungsort bezeich-
nen. Der holländische Charakter äußert sich auch deut-
lich in den Objekten selbst, wenn auch nicht in sämt-
lichen. Urkundliche Nachrichten lassen uns bis auf wei-
teres vollständig im Stich, so daß auch der Zusammen-
hang mit den beiden bisher betrachteten Glasschneidern
dieses Namens völlig in Dunkel gehüllt ist. Vor und
nach seiner Amsterdamer Zeit mag Jacob Sang
anderwärts gearbeitet haben, zumal sich ganz verschie-
denartige Einflüsse in seinen Arbeiten kreuzen. Die
älteste bekannte Arbeit, nämlich das signierte Deckel-
kelchglas mit der sehr zart geschnittenen Darstellung
von Diana und Callisto der ehemaligen Sammlung
M ü h s a m11) ist zwar in der Form ganz holländisch,
“) Abb. bei Robert Schmidt, Gläser der Sammlung Mühsam I,
Tafel XXVIII, Nr. 233 und Glashandbuch, S. 362. — Interessant
ist eine Konfrontation mit einem allerdings wesentlich späteren
aber der durchaus deutsche Schnitt, der die Landschaft
zur Hauptsache macht, erinnert in gewissem Sinne an
viel ältere Nürnberger oder Potsdamer Arbeiten. Wie
lange diese Tendenz anhält, läßt sich vorläufig noch
nicht sagen. Das nächste uns bekannte signierte und
datierte Stück, das Stengelglas der Sammlung Dr.
Jantzen in Bremen mit der Jahreszahl 1757 ist je-
denfalls im Schnitt wie im Ductus der Umschrift
„T’Weiwaren van onse familie en vrienden“ schon ganz
holländisch, wenn auch die aus zehn Personen be-
stehende Tischgesellschaft leicht an etwas bewegtere
Szenen mit Tafelfreuden auf schlesischen Gläsern an-
klingt (Abb. 11). Ebenfalls in jeder Beziehung hollän-
disch ist das andere, aus dem gleichen Jahre 1757 stam-
Glase mit der Callisto-Szene eines Glasschneiders, der den
großen Schwierigkeiten der Körper-Modellierung im entsprechenden
Maßstabe nicht ausweicht, allerdings seiner Signatur kein „invenit“
hinzuifügen kann, weil er sich des schönsten Vorbildes von le Mire
nach Ch. Eisen bediente. Es ist dies der prächtige Ranftbecher von
Fr. Gottstein von 11830 im Wiener Oesterreichischen Museum.
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