/ahrgang 193© ©2 Augusthefi
Ausheilung der? Sammlung Schloß Roßoncs
ln dev JHeuen Pinakofbek. in jviüncben
von
6mtl lÜaldtnann — Bremen
>^o, wie es für eine öffentliche Gemäldegalerie keinen
^ Schaden bedeutet, wenn ihr ein wenig vom Charak-
ter einer Privatsammlung anhaftet, ebenso ist es für eine
Privatgalerie ein Vorteil, wenn sie, wäre es auch nur
heimlich, von musealem Gedanken und von musealem
Ehrgeiz geleitet wird. Wenn Institutionen wirken wie
Persönlichkeiten, so bekommen die Persönlichkeiten
den Wert von öffentlichen Institutionen, sagte Paul de
Lagarde. Zur höchsten Verantwortlichkeit erzieht den
Menschen der Gedanke an das Wirken für die Oeffent-
lichkeit und vor der Öffentlichkeit.
Seit der hamburgischen Sammlung Weber, die, ehe
die Hamburger Kunsthalle über einen nennenswerten
Besitz an alten Bildern verfügte, in Hamburg durchaus
die Rolle einer Galerie alter Meister spielte, ist in
Deutschland keine Privatsammlung von derart musealer
Bedeutung, von solchem Reichtum und solcher Viel-
seitigkeit und von derart kunsthistorisch klarem Aufbau
entstanden wie die auf Schloß Rohoncz. Sie soll nach
dem Willen des Besitzers dereinst auch ein öffentliches
Museum werden, in einer rheinischen Stadt. Und da
die Ausstellung dieser mehr als vierhundert, im Laufe
von sieben Jahren zusammengebrachten Gemälde nicht,
wie es so oft bei Leihausstellungen der Fall ist, das be-
vorstehende Ende dieses Organismus bedeutet, sondern,
so großartig das Ganze heute schon dasteht, erst einen
Anfang, stellt man sich heute schon gern vor, wie dieses
Privatmuseum dereinst aussehen wird. Mag es sich
aber auch erst um einen Anfang handeln, mag dieser
Organismus, noch in der Gestaltung begriffen, in Einzel-
heiten vielleicht, durch Unterdrücken von Unwesent-
lichem und durch fortwährendes Steigern der höchsten
Ansprüche, sein Aussehen verändern, — was hier vor
uns steht ist heute schon eine erstaunliche Sammler-
leistung. Nicht nur wegen der Tatsache so äußerst ver-
dienstvoll, daß eine große Zahl von Kunstwerken, die
unter den Begriff des „national wertvollen Kunst-
besitzes“ fallen, dem Zugriff des internationalen Samm-
lertums entzogen und für Deutschland gesichert wur-
den ; nicht nur auch deswegen, weil es an sich schön ist,
zu sehen, daß in einer Zeit, wo eine der einstmals be-
rühmten deutschen und besonders Berliner Privat-
sammlungen nach der anderen der Auflösung anheimfiel,
doch auch wieder etwas großartiges Neues entsteht, und
daß der großen Zahl der Verkäufer endlich auch einmal
wieder ein großer Käufer entgegentritt; daß also der
deutsche Kunsthandel und das deutsche Auktionswesen
nicht nur Ausverkauf treiben, sondern, daß der deutsche
Kunstbesitz auf der andren Seite eine Bereicherung und
eine Befestigung erfährt — nicht nur diese in ihrer
kulturellen wie in ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung
kaum zu überschätzenden Faktoren sind das allein Ent-
scheidende, sondern die Großartigkeit und der künst-
lerische Wert dieser Sammlung an sich, wie sie heute
schon ist. Man sieht wieder gute Bilder, zu einem har-
monischen Ganzen zusammengefügt. Die Ausstellung
417
Ausheilung der? Sammlung Schloß Roßoncs
ln dev JHeuen Pinakofbek. in jviüncben
von
6mtl lÜaldtnann — Bremen
>^o, wie es für eine öffentliche Gemäldegalerie keinen
^ Schaden bedeutet, wenn ihr ein wenig vom Charak-
ter einer Privatsammlung anhaftet, ebenso ist es für eine
Privatgalerie ein Vorteil, wenn sie, wäre es auch nur
heimlich, von musealem Gedanken und von musealem
Ehrgeiz geleitet wird. Wenn Institutionen wirken wie
Persönlichkeiten, so bekommen die Persönlichkeiten
den Wert von öffentlichen Institutionen, sagte Paul de
Lagarde. Zur höchsten Verantwortlichkeit erzieht den
Menschen der Gedanke an das Wirken für die Oeffent-
lichkeit und vor der Öffentlichkeit.
Seit der hamburgischen Sammlung Weber, die, ehe
die Hamburger Kunsthalle über einen nennenswerten
Besitz an alten Bildern verfügte, in Hamburg durchaus
die Rolle einer Galerie alter Meister spielte, ist in
Deutschland keine Privatsammlung von derart musealer
Bedeutung, von solchem Reichtum und solcher Viel-
seitigkeit und von derart kunsthistorisch klarem Aufbau
entstanden wie die auf Schloß Rohoncz. Sie soll nach
dem Willen des Besitzers dereinst auch ein öffentliches
Museum werden, in einer rheinischen Stadt. Und da
die Ausstellung dieser mehr als vierhundert, im Laufe
von sieben Jahren zusammengebrachten Gemälde nicht,
wie es so oft bei Leihausstellungen der Fall ist, das be-
vorstehende Ende dieses Organismus bedeutet, sondern,
so großartig das Ganze heute schon dasteht, erst einen
Anfang, stellt man sich heute schon gern vor, wie dieses
Privatmuseum dereinst aussehen wird. Mag es sich
aber auch erst um einen Anfang handeln, mag dieser
Organismus, noch in der Gestaltung begriffen, in Einzel-
heiten vielleicht, durch Unterdrücken von Unwesent-
lichem und durch fortwährendes Steigern der höchsten
Ansprüche, sein Aussehen verändern, — was hier vor
uns steht ist heute schon eine erstaunliche Sammler-
leistung. Nicht nur wegen der Tatsache so äußerst ver-
dienstvoll, daß eine große Zahl von Kunstwerken, die
unter den Begriff des „national wertvollen Kunst-
besitzes“ fallen, dem Zugriff des internationalen Samm-
lertums entzogen und für Deutschland gesichert wur-
den ; nicht nur auch deswegen, weil es an sich schön ist,
zu sehen, daß in einer Zeit, wo eine der einstmals be-
rühmten deutschen und besonders Berliner Privat-
sammlungen nach der anderen der Auflösung anheimfiel,
doch auch wieder etwas großartiges Neues entsteht, und
daß der großen Zahl der Verkäufer endlich auch einmal
wieder ein großer Käufer entgegentritt; daß also der
deutsche Kunsthandel und das deutsche Auktionswesen
nicht nur Ausverkauf treiben, sondern, daß der deutsche
Kunstbesitz auf der andren Seite eine Bereicherung und
eine Befestigung erfährt — nicht nur diese in ihrer
kulturellen wie in ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung
kaum zu überschätzenden Faktoren sind das allein Ent-
scheidende, sondern die Großartigkeit und der künst-
lerische Wert dieser Sammlung an sich, wie sie heute
schon ist. Man sieht wieder gute Bilder, zu einem har-
monischen Ganzen zusammengefügt. Die Ausstellung
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