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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

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1./2. Juniheft
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Jubiläums-Ausstellung des Schlesischen Museums der Bildenden Künste in Breslau / Für ein Keramik-Museum / Aus dem nordischen Kunstleben / Londoner Kunstschau / Kunstausstellungen / Alte Meistergraphik
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0386

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Bes.: Qilhofer & Ranschburg, Luzern

Gäste (Geheimrat Dr. Waetzold war in Vertretung des Kultus-
ministeriums erschienen), und der kurz berichteten Entstehungs-
geschichte des Breslauer Museums, ergriff Direktor Wiese das
Wort zu einer knapp umrissenen, verständnisvollen Einführung an
Hand von Lichtbildern in das Werk und Wesen dieses Schlesischen
Barockmalers.

Das Epitheton des „schlesischen Raffaels“, das Lokalpatrio-
tismus Willmann zugelegt hat, ist gewiß übertrieben und trifft auch
gar nicht das Wesen seiner Kunst. Denn Willmann will weder
„klassisch“ sein, noch kann er es aus Wesen und Anschauung der
Zeit, in die er hineingeboren ist. Weit stärker als von Italien her
ist Willmann außerdem von niederländischer Kunst beeinflußt. Er
ist selbst in Holland gewesen, und die Eindrücke dieser Reise ver-
ankern sich so fest in ihm, daß sein ganzes Lebenswerk entschei-
dend dadurch beeinflußt wird: Rubens, aber ganz besonders van
Dyck sind seine großen Vorbilder, von denen sich manche direkten
Anlehnungen nachweisen lassen. Dr. Kloß, der sich eingehender
mit Willmanns Arbeiten befaßt hat, macht es wahrscheinlich, daß
der namentlich in der Farbgebung sich zeigende italienische Einfluß
von seinem Stiefsohn herrührt, der in Italien gewesen ist. Aber
das Temperament Willmanns ist viel zu urwüchsig und eigenmäch-
tig, als daß es nicht immer wieder durchbräche. Der Sinn dieser

Israel van Meckenem, Die heilige Ottilie

lubiläumss Ausfüllung des
Scbleßfcben jvtufeums deu Bildenden
KünWe in Bt?eslau.

Michael lÜÜlmann 1630 —1930

Don 6. Stetn=Bceslau.

Behörde und Kuratorium des Museums hatten am 25. Mai zu
einer doppelten Jubiläumsfeier eingeladen, der man einen schlichten,
würdigen Rahmen zu geben verstand: das Schlesische Museum
der Bildenden Künste feiert sein fünfzigjähriges Gründungsjubi-
läum durch eine Ausstellung der Werke Michael Willmanns, dessen
dreihundertjähriger Geburtstag eben jetzt wiederkehrt. Diese
„produktive Jubiläumsfeier“ ist ganz gewiß eine verdienstvolle und
achtenswerte Tat, denn sie gilt einem Meister, der im übrigen
Deutschland kaum dem Namen nach bekannt ist. Mag man über
die Qualität der einzelnen Werke auch verschiedener Meinung sein,
diese Ausstellung beweist, daß Willmann als einer der wenigen deut-
schen Maler des 17. Jahrhunderts überhaupt diesen Fluch der Ver-
gessenheit zu Unrecht erleidet. Nach voraufgegangener Eröffnung
der Ausstellung und Begrüßung der erschienenen Behörden und

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