gesicherten Hauptstücke jedoch sind von erlesener
Qualität. Unvergeßlich das Bild des stehenden Knaben,
das Brustbild des Mohren, unvergeßlich das einzigartige
Bildnis der Dame im orientalischen Kostüm! Hier geht
einer mit den Mitteln der Zeit weit über das Rokoko hin-
aus; alles dekorative, schematische, äußerliche ver-
schwindet und der erstaunte Betrachter sieht durch die
operettenhafte Leichtigkeit des tänzelnden Rokoko
plötzlich auf den Grund einer tiefen menschlichen Seele.
Die zeichnerische Handschrift der Rokokomaler ist
auf dieser Ausstellung mit unendlich reichhaltigen Pro-
ben belegt. Man begegnet langen, übervollen Wänden
mit Handzeichnunge n der Hauptmeister. Rötel,
Tusche, Sepia, Kreide geben das Material her für ein
prasselndes Feuerwerk temperamentvoller Hinfälle, das
in überreicher Pracht für die hohe Künstlcrschaft dieser
Rokokomenschen zeugt. Neben dieser Fülle des male-
rischen und zeichnerischen Werkes verblaßt die nicht
übermäßig umfangreiche plastische Abteilung
der Ausstellung. Der Schwerpunkt liegt hier auf einigen
köstlichen Tonmodellen und Bronzen.
Schließlich endet der lange, genußreiche Rundgang
wieder in jenem runden und dunklen Vorsaal, den große,
rot brennende Schiffslaternen feierlich beleuchten. Von
dort aus gelangt man wieder ins Freie, in die blühen-
den Gärten, ans Ufer der Lagune. Leise schwankt die
Gondel über die blau-goldene Flut hinweg, dem silber-
grauen Bild der Stadt entgegen; es ist kein Unterschied
zwischen diesem Bilde der Wirklichkeit und den so
wundervoll gemalten Visionen eines Guardi. Jahr-
hunderte sind über diese Stadt hinweggegangen, aber
ihr Bild ist geblieben: Die schwankende Flut des Meeres,
die schwarzen, schwanengleichen Gondeln, die gelben
und roten Fassaden der Häuser und Paläste, die blen-
dend weißen, arabeskenhaften Fensterrahmen und über
allem brütet ein bleigrauer, mattblauer Himmel, in dem
da und dort, wie mit dem Pinsel hingespritzt, behaglich
die Glanzlichter weißer Wölkchen schwimmen.
Bernardo Belotto, Dresden vom linken Elbufer. Aus Sammlung Theodor E. Simon, Berlin
Versteigerung am 5. November bei Paul Cassirer / Hugo Helbing, Berlin
Die JHeuoednung des Städtißben plufeums in Halle a. S.
Dot>a
[-< twas abseits von den vielbereisten Wegen der
Kunstwanderungen liegt die alte Industrie- und
Universitätsstadt Halle a. d. Saale. Nicht viele wissen,
daß sie auch reich an Kunstdenkmälern ist und daß
schon allein die prachtvollen spätgotischen Hallen-
kirchen und das altertümliche Stadtbild einen Besuch
lohnen.
oon .
Landau
Seit längerer Zeit ist auch ein Museum in Entwick-
lung begriffen, das, ursprünglich mehr auf alte Kunst und
Kunstgewerbe eingestellt, in den letzten Jahren zu einer
modernen Sammlung wird, die sich neben den besten
und größten sehen lassen kann. Gegründet wurde das
Städtische Museum für Kunst und Kunstgewerbe schon
1885 von einem Hallenser Kunstfreund, Franz Otto.
GO
Qualität. Unvergeßlich das Bild des stehenden Knaben,
das Brustbild des Mohren, unvergeßlich das einzigartige
Bildnis der Dame im orientalischen Kostüm! Hier geht
einer mit den Mitteln der Zeit weit über das Rokoko hin-
aus; alles dekorative, schematische, äußerliche ver-
schwindet und der erstaunte Betrachter sieht durch die
operettenhafte Leichtigkeit des tänzelnden Rokoko
plötzlich auf den Grund einer tiefen menschlichen Seele.
Die zeichnerische Handschrift der Rokokomaler ist
auf dieser Ausstellung mit unendlich reichhaltigen Pro-
ben belegt. Man begegnet langen, übervollen Wänden
mit Handzeichnunge n der Hauptmeister. Rötel,
Tusche, Sepia, Kreide geben das Material her für ein
prasselndes Feuerwerk temperamentvoller Hinfälle, das
in überreicher Pracht für die hohe Künstlcrschaft dieser
Rokokomenschen zeugt. Neben dieser Fülle des male-
rischen und zeichnerischen Werkes verblaßt die nicht
übermäßig umfangreiche plastische Abteilung
der Ausstellung. Der Schwerpunkt liegt hier auf einigen
köstlichen Tonmodellen und Bronzen.
Schließlich endet der lange, genußreiche Rundgang
wieder in jenem runden und dunklen Vorsaal, den große,
rot brennende Schiffslaternen feierlich beleuchten. Von
dort aus gelangt man wieder ins Freie, in die blühen-
den Gärten, ans Ufer der Lagune. Leise schwankt die
Gondel über die blau-goldene Flut hinweg, dem silber-
grauen Bild der Stadt entgegen; es ist kein Unterschied
zwischen diesem Bilde der Wirklichkeit und den so
wundervoll gemalten Visionen eines Guardi. Jahr-
hunderte sind über diese Stadt hinweggegangen, aber
ihr Bild ist geblieben: Die schwankende Flut des Meeres,
die schwarzen, schwanengleichen Gondeln, die gelben
und roten Fassaden der Häuser und Paläste, die blen-
dend weißen, arabeskenhaften Fensterrahmen und über
allem brütet ein bleigrauer, mattblauer Himmel, in dem
da und dort, wie mit dem Pinsel hingespritzt, behaglich
die Glanzlichter weißer Wölkchen schwimmen.
Bernardo Belotto, Dresden vom linken Elbufer. Aus Sammlung Theodor E. Simon, Berlin
Versteigerung am 5. November bei Paul Cassirer / Hugo Helbing, Berlin
Die JHeuoednung des Städtißben plufeums in Halle a. S.
Dot>a
[-< twas abseits von den vielbereisten Wegen der
Kunstwanderungen liegt die alte Industrie- und
Universitätsstadt Halle a. d. Saale. Nicht viele wissen,
daß sie auch reich an Kunstdenkmälern ist und daß
schon allein die prachtvollen spätgotischen Hallen-
kirchen und das altertümliche Stadtbild einen Besuch
lohnen.
oon .
Landau
Seit längerer Zeit ist auch ein Museum in Entwick-
lung begriffen, das, ursprünglich mehr auf alte Kunst und
Kunstgewerbe eingestellt, in den letzten Jahren zu einer
modernen Sammlung wird, die sich neben den besten
und größten sehen lassen kann. Gegründet wurde das
Städtische Museum für Kunst und Kunstgewerbe schon
1885 von einem Hallenser Kunstfreund, Franz Otto.
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