Junge Dome
der Gesellschaft, hum. Abitur, erfahren in kaufmännischer
Korrespondenz und Schreibmaschine, spricht Englisch,
Französisch und Italienisch, sucht zum Herbst entsprechende
Tätigkeit im Kunsthandel, um ihre während
sechsjährigen Aufenthalts in Italien erworbenen kunst-
geschichtlichen Kenntnisse zu verwerten. Zuschriften unter
Nr. 6000 an den „Kunstwanderer“.
liegt im 8. Teil vollendet vor. Seine Schriften über Raffael, Tizian,
die Umbrer, Dante, die Chronisten der Mode, das moderne Bühnen-
bild u. a. sind den Fachleuten wertvoll. Fischei, der Vorkämpfer
eines Berliner Theatermuseums, das noch immer fehlt, und der
neuen Theaterkunstgeschichte, die er an der Universität vertritt,
ist Mitherausgeber der bekannten Modewerke von Boehn und des
neuen Theaterjahrbuchs „Thespis“.
Heuordnung dos jvtufcums in Güfuet.
Die dauernden Bemühungen der Museumsverwaltung um Be-
seitigung der Raumnot für die städtischen Sammlungen haben einen
bedeutenden Fortschritt erzielt. Durch Verlegen der Büroräumc
in ein Nachbarhaus gelang es Dr. Kunze, dem Barockgebäude
des alten Packhofes am Anger, wo der Kunstsammlung Erfurts eine
zwar stimmungsvolle, doch beengte Stätte bereitet ist, weitere
Ausstellungsräume abzugewinnen. Der Raumzuwachs kommt in
erster Linie der modernen Galerie des Museums zugute.
In fünf neuen Räumen sind die Meister „Brücke“, Nolde und Rohlfs,
die Meister des Bauhauses wie Feininger und Kandinsky und die
jüngeren Thüringer Künstler wie Crodel und Driesch, Gerhard
Mareks und Hans Walther untergebracht.
Die Galerie Thüringer Maler des 19. Jahrhunderts, zu der
Redslob durch seine Sammeltätigkeit vor dem1 Kriege mit rei-
cheren Anschaffungsmitteln den Grund gelegt hatte, konnte dank
dieser Verschiebung weiträumiger und akzentuierter gehängt wer-
den, so daß namentlich der in letzter Zeit glücklich vermehrte Be-
stand des Museums an Bildern der Brüder Reinhold, Nerlys,
Prellers, Kanoldts, Brendels, Buchholz und des frühen Rohlfs wir-
kungsvoll zur Geltung kommt. Um die Bilder dem Lichte näher
zu bringen und sie besser gruppieren zu können; wurden in die
ehemals viel zu tiefen Räume des Mittelgeschosses Zwischenwände
eingezogen und dadurch gleichzeitig Ausstellungsraum für die
reichhaltige Handzeichnungssammlung gewonnen.
Während die moderne Aquarellsammlung des Museums von
dem Umbau unberührt blieb, konnte die kunstgewerbliche Abteilung
dank großzügiger Leihgaben und Stiftungen erweitert und neu ge-
stellt werden. Der Potsdamer Sammler Dr. Paul Heiland hat,
angeregt durch den Erfolg der vorjährigen Erfurter Spezial-
ausstellung, dem Museum seine aus über 300 erstrangigen Stücken
bestehende Sammlung Thüringer Fayencen als Leihgabe überlassen.
Durch ihre Vereinigung mit der umfangreichen Sammlung des
Museums wurde ein fast lückenloses, nirgendwo übertroffenes Bild
der Thüringer Fayenceproduktion geschaffen.
Wünschenswerte Abrundung zeigt jetzt auch die Sammlung
Thüringer Porzellane, in der alle Manufakturen mit Neuerwerbun-
gen ihrer besten Erzeugnisse vertreten sind. Die Gläsersammlung
fr ~ g - =V
Käufer für Kupferstich
210 X 295 cm, das r\ Abendmahl darstellend,
datiert 1523, sign. JD\ Zuschriften erbeten an
Courty, Mo. 247, 114 Rue Vivienne 17, Paris. ||
V;— - -
des Museums, bisher nur beischeiden an Umfang, hat durch die
einzigartige Emailglassammlung des verstorbenen Erfurter Kunst-
freundes John Benary, die als dauernde Leihgabe der Benary-
schen Erben der OÖffentlichkeit zugänglich geworden ist, eine den
anderen Sammlungen des Museums entsprechendes Gewicht er-
halten. Die brennende Raumfrage des Museums hat für die Galerie
eine Lösung gefunden, nicht für die Kunstgewerbesammlung, die
erst mit der Beseitigung der städtischen Bibliothek aus dem zwei-
ten Obergeschoß des Museumsgebäudes befriedigend gelöst werden
kann. Ein erster Schritt zu diesem Ziele, das spätestens in drei
Jahren erreicht werden wird, ist getan: Im ehemaligen Lesesaal
der Bibliothek wurde, in räumicher Verbindung mit dem Museum,
ein prachtvoller, überaus reicher Rokoko-Stucksaal eingebaut, eine
Stiftung der Familie Spangenberg, der ehemals bedeutendsten
Waffenfabrikanten in Suhl, die schönste Leistung dieser Art in
Thüringen. D.
Haus und Hausrat im Attectum.
Die unter dem Vorsitz des Geheimrat Professor Theodor
Wiegand blühende Vereinigung der Freunde antiker Kunst ver-
anstaltete einen Vortragszyklus über das Thema „Haus und Haus-
rat im Altertum“, der in einer Zeit hohen baulichen: und innendeko-
rativen Interesses nicht nur bei Philologen hohes Interesse erregen
mußte. So war denn der große Hörsaal im Aulagebäude der Uni-
versität auch von einem distinguierten Publikum gefüllt, als Dr.
A n t h e s über „Palast und Wohnhaus im alten Aegypten“ sprach.
Er betonte, daß die Keimzelle des Palastbaues die zwei Haupt-
räume bilden, die sich überall zuerst finden: der große Empfangs-
raum, in dem die Gäste des Herrn warten, und der eigentliche
Verkaufe
Amaii - Geige
(von Ant. und Hieronimus Amati) aus der Zeit 1550;
berühmtes, sehr schönes gut erhaltenes Instrument.
Anfragen unter Nr. 6001 an den „Kunstwanderer“.
Wohnraum, in dem der Thron an der Längsachse steht, während
im Privathaus später der Sitz seitwärts angebracht wurde. Um
diese beiden Räume, den großen Empfangs- und den kleineren
Thronsaal gruppieren sich nun die übrigen Räume, das Schlaf-
zimmer, die Vorratskammern, die Baderäume, Abort etc. Man
betritt das Haus oft auf einer Treppe, die zum Pförtnerzimmer
führt. Durch dieses gelangt man in den Empfangsraum. Die
Fenster waren hoch am Gesims angebracht und spendeten wenig
Licht. Manche Paläste waren zwei —, auch dreistöckig. Die Haus-
tür, meist aus Kalkstein, war so niedrig, daß der Eintretende sich
bücken mußte. Im Baderaum stand man vor der Wanne auf Flie-
sen und ließ sich vom Sklaven mit Wasser begießen, daß ausge-
schöpft werden mußte oder auch einen Abfluß hatte. Die Tore
waren meist nach Norden gerichtet, um die Hitze abzuwehren.
Dachluken dienten der Ventilation. Inmitten des Saales stand auch
ein Kohlenbecken als Heizapparat für den Winter. Ueberall wur-
den helle Farben zur Wandbemalung gewählt, und echt ägyptisch
stilisierte Blumenornamente mit Tauben, Enten u. a. liefen als
D'eckenfries um die obere Wand. Das Ganze wirkte monumental
und könnte heut noch anregen. Speicher in Halbkreisform ent-
hielten das Getreide. Schöne Gärten mit z. T. ummauerten Bäumen,
zum Schutz gegen Tiere, umgaben das Haus der Reichen. Stühle,
Tische, Betten etc. zeigten hohe Kultur. Das Privathaus war eine
verkleinerte und vereinfachte Nachbildung des Palastes und der
Typus findet sich häufig noch jetzt im Wohnhaus der Fellachen.
Carl Fries.
Redaktionsschluß für das 1.12. Augustheft 26. Juli. — — — —■ —■ Redaktionsschluß für das 1./2. Septemberheft 26. August.
Herausgeber w. verantw. Leiter: Adolph Donath, Berlfa-Sohöneberg. / Verlag: „Der Kunstwanderer“, G. m. b. H., Berlin-Schöneberg.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW68.
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der Gesellschaft, hum. Abitur, erfahren in kaufmännischer
Korrespondenz und Schreibmaschine, spricht Englisch,
Französisch und Italienisch, sucht zum Herbst entsprechende
Tätigkeit im Kunsthandel, um ihre während
sechsjährigen Aufenthalts in Italien erworbenen kunst-
geschichtlichen Kenntnisse zu verwerten. Zuschriften unter
Nr. 6000 an den „Kunstwanderer“.
liegt im 8. Teil vollendet vor. Seine Schriften über Raffael, Tizian,
die Umbrer, Dante, die Chronisten der Mode, das moderne Bühnen-
bild u. a. sind den Fachleuten wertvoll. Fischei, der Vorkämpfer
eines Berliner Theatermuseums, das noch immer fehlt, und der
neuen Theaterkunstgeschichte, die er an der Universität vertritt,
ist Mitherausgeber der bekannten Modewerke von Boehn und des
neuen Theaterjahrbuchs „Thespis“.
Heuordnung dos jvtufcums in Güfuet.
Die dauernden Bemühungen der Museumsverwaltung um Be-
seitigung der Raumnot für die städtischen Sammlungen haben einen
bedeutenden Fortschritt erzielt. Durch Verlegen der Büroräumc
in ein Nachbarhaus gelang es Dr. Kunze, dem Barockgebäude
des alten Packhofes am Anger, wo der Kunstsammlung Erfurts eine
zwar stimmungsvolle, doch beengte Stätte bereitet ist, weitere
Ausstellungsräume abzugewinnen. Der Raumzuwachs kommt in
erster Linie der modernen Galerie des Museums zugute.
In fünf neuen Räumen sind die Meister „Brücke“, Nolde und Rohlfs,
die Meister des Bauhauses wie Feininger und Kandinsky und die
jüngeren Thüringer Künstler wie Crodel und Driesch, Gerhard
Mareks und Hans Walther untergebracht.
Die Galerie Thüringer Maler des 19. Jahrhunderts, zu der
Redslob durch seine Sammeltätigkeit vor dem1 Kriege mit rei-
cheren Anschaffungsmitteln den Grund gelegt hatte, konnte dank
dieser Verschiebung weiträumiger und akzentuierter gehängt wer-
den, so daß namentlich der in letzter Zeit glücklich vermehrte Be-
stand des Museums an Bildern der Brüder Reinhold, Nerlys,
Prellers, Kanoldts, Brendels, Buchholz und des frühen Rohlfs wir-
kungsvoll zur Geltung kommt. Um die Bilder dem Lichte näher
zu bringen und sie besser gruppieren zu können; wurden in die
ehemals viel zu tiefen Räume des Mittelgeschosses Zwischenwände
eingezogen und dadurch gleichzeitig Ausstellungsraum für die
reichhaltige Handzeichnungssammlung gewonnen.
Während die moderne Aquarellsammlung des Museums von
dem Umbau unberührt blieb, konnte die kunstgewerbliche Abteilung
dank großzügiger Leihgaben und Stiftungen erweitert und neu ge-
stellt werden. Der Potsdamer Sammler Dr. Paul Heiland hat,
angeregt durch den Erfolg der vorjährigen Erfurter Spezial-
ausstellung, dem Museum seine aus über 300 erstrangigen Stücken
bestehende Sammlung Thüringer Fayencen als Leihgabe überlassen.
Durch ihre Vereinigung mit der umfangreichen Sammlung des
Museums wurde ein fast lückenloses, nirgendwo übertroffenes Bild
der Thüringer Fayenceproduktion geschaffen.
Wünschenswerte Abrundung zeigt jetzt auch die Sammlung
Thüringer Porzellane, in der alle Manufakturen mit Neuerwerbun-
gen ihrer besten Erzeugnisse vertreten sind. Die Gläsersammlung
fr ~ g - =V
Käufer für Kupferstich
210 X 295 cm, das r\ Abendmahl darstellend,
datiert 1523, sign. JD\ Zuschriften erbeten an
Courty, Mo. 247, 114 Rue Vivienne 17, Paris. ||
V;— - -
des Museums, bisher nur beischeiden an Umfang, hat durch die
einzigartige Emailglassammlung des verstorbenen Erfurter Kunst-
freundes John Benary, die als dauernde Leihgabe der Benary-
schen Erben der OÖffentlichkeit zugänglich geworden ist, eine den
anderen Sammlungen des Museums entsprechendes Gewicht er-
halten. Die brennende Raumfrage des Museums hat für die Galerie
eine Lösung gefunden, nicht für die Kunstgewerbesammlung, die
erst mit der Beseitigung der städtischen Bibliothek aus dem zwei-
ten Obergeschoß des Museumsgebäudes befriedigend gelöst werden
kann. Ein erster Schritt zu diesem Ziele, das spätestens in drei
Jahren erreicht werden wird, ist getan: Im ehemaligen Lesesaal
der Bibliothek wurde, in räumicher Verbindung mit dem Museum,
ein prachtvoller, überaus reicher Rokoko-Stucksaal eingebaut, eine
Stiftung der Familie Spangenberg, der ehemals bedeutendsten
Waffenfabrikanten in Suhl, die schönste Leistung dieser Art in
Thüringen. D.
Haus und Hausrat im Attectum.
Die unter dem Vorsitz des Geheimrat Professor Theodor
Wiegand blühende Vereinigung der Freunde antiker Kunst ver-
anstaltete einen Vortragszyklus über das Thema „Haus und Haus-
rat im Altertum“, der in einer Zeit hohen baulichen: und innendeko-
rativen Interesses nicht nur bei Philologen hohes Interesse erregen
mußte. So war denn der große Hörsaal im Aulagebäude der Uni-
versität auch von einem distinguierten Publikum gefüllt, als Dr.
A n t h e s über „Palast und Wohnhaus im alten Aegypten“ sprach.
Er betonte, daß die Keimzelle des Palastbaues die zwei Haupt-
räume bilden, die sich überall zuerst finden: der große Empfangs-
raum, in dem die Gäste des Herrn warten, und der eigentliche
Verkaufe
Amaii - Geige
(von Ant. und Hieronimus Amati) aus der Zeit 1550;
berühmtes, sehr schönes gut erhaltenes Instrument.
Anfragen unter Nr. 6001 an den „Kunstwanderer“.
Wohnraum, in dem der Thron an der Längsachse steht, während
im Privathaus später der Sitz seitwärts angebracht wurde. Um
diese beiden Räume, den großen Empfangs- und den kleineren
Thronsaal gruppieren sich nun die übrigen Räume, das Schlaf-
zimmer, die Vorratskammern, die Baderäume, Abort etc. Man
betritt das Haus oft auf einer Treppe, die zum Pförtnerzimmer
führt. Durch dieses gelangt man in den Empfangsraum. Die
Fenster waren hoch am Gesims angebracht und spendeten wenig
Licht. Manche Paläste waren zwei —, auch dreistöckig. Die Haus-
tür, meist aus Kalkstein, war so niedrig, daß der Eintretende sich
bücken mußte. Im Baderaum stand man vor der Wanne auf Flie-
sen und ließ sich vom Sklaven mit Wasser begießen, daß ausge-
schöpft werden mußte oder auch einen Abfluß hatte. Die Tore
waren meist nach Norden gerichtet, um die Hitze abzuwehren.
Dachluken dienten der Ventilation. Inmitten des Saales stand auch
ein Kohlenbecken als Heizapparat für den Winter. Ueberall wur-
den helle Farben zur Wandbemalung gewählt, und echt ägyptisch
stilisierte Blumenornamente mit Tauben, Enten u. a. liefen als
D'eckenfries um die obere Wand. Das Ganze wirkte monumental
und könnte heut noch anregen. Speicher in Halbkreisform ent-
hielten das Getreide. Schöne Gärten mit z. T. ummauerten Bäumen,
zum Schutz gegen Tiere, umgaben das Haus der Reichen. Stühle,
Tische, Betten etc. zeigten hohe Kultur. Das Privathaus war eine
verkleinerte und vereinfachte Nachbildung des Palastes und der
Typus findet sich häufig noch jetzt im Wohnhaus der Fellachen.
Carl Fries.
Redaktionsschluß für das 1.12. Augustheft 26. Juli. — — — —■ —■ Redaktionsschluß für das 1./2. Septemberheft 26. August.
Herausgeber w. verantw. Leiter: Adolph Donath, Berlfa-Sohöneberg. / Verlag: „Der Kunstwanderer“, G. m. b. H., Berlin-Schöneberg.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW68.
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