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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

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1./2. Märzheft
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Müller, M.: Handzeichnungen von H. S. Beham von 1522 für eine Wappenscheibe
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0261

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vom Beschauer das Wappen derer von Stein, drei rote
Beile (auch Wolfseisen genannt) auf weißem Grunde,
links ein Wappen mit vier Streifen in Silber und Rot.
Ich hatte zu Anfang auf eine ungenaue Wiedergabe des
freiherrlich Thüngen’schen Wappens geraten. Ueber den
beiden Wappen auf dem Helm ist als Helmzier das von
Stein’schc Axtblatt mit zwei Pfauenfederbüschen. Ehe-
wappen zeigen herkömmlich das Wappen des Mannes
auf der linken, das der Frau auf der rechten Seite. Die
Deutung, daß es sich hier um eine von dieser Regel ab-
weichende Darstellung der Wappen von Mann und Frau
handeln sollte, konnte nicht recht befriedigen. Uebrigens
ist auch eine Eheverbindung von Stein und Thiingen
nicht nachzuweisen.

Mit Hilfe von Herrn Domdekan Friesenegger von
Augsburg und Bibliotheksdirektor Dr. Schmidbauer von

Patrone des Bamberger Bistums, St. Heinrich und Kuni-
gunde. das Modell des Bamberger Domstiftes tragend,
mit Beziehung auf Marquard von Stein als Dompropst
von Bamberg.

Die Vermutung, daß das Blatt eine Vorlage für ein
Exlibris dieses Dompropstes sein sollte, halte ich für
nicht richtig. Sein Exlibris ist nach Mitteilung von Dir.
Schmidbauer auf der Rückseite des Titelblattes vom
Breviarium Augustanum, pars hiemaiis, Aug. Vind, 1584,
zu finden. Auch an einen Entwurf für einen Holzschnitt
möchte ich nicht glauben; ich vermute, daß die Zeich-
nung für eine Wappen-Glasscheibe bestimmt war.

K. T. Parker berichtet von einem nicht bezeich-
neten Augsburger Holzschnitt, Neuerwerbung . des
Britischen Museums, im Stil des älteren Breu, der die
Wappen von Bischof und Domkapitel von Augsburg

ebenda gelang es, die Heraldik des Blattes richtig zu
deuten, ln einem dreibändigen handschriftlichen
Wappenbuch des Augsburger Diözesanmuseums
(Nr. 122) fand Domdekan Friesenegger dasselbe
Wappen als Dompropstwappen des Marquard von Stein
(1476—1559), der damals gleichzeitig Dompropst von
Augsburg und Bamberg war. Kardinal Matthäus Lang
hat 1511 vom Papst und Kaiser erlangt, daß die Augs-
burger Dompröpste neben ihrem Familienwappen noch
ein eigenes Dompropstwappen führen dürften (cf. C.
Stengel, Commentarius rer. Augustan, 1647, Pars II,
S. 257). Der heilige Bischof rechts, der dem Bettler mit
der Krücke ein Geldstück reicht, ist nicht Martin von
Tours, sondern St. Ulrich, darüber in den Wolken
St. Ulrich und Afra, die Augsburger Patrone. Die bei-
den Heiligen, Maria mit dem Kinde links und der hl.
Bischof Ulrich gehören zum Augsburger Dompropst-
wappen. Ueber der Muttergottes befinden sich die

zusammen mit den Patronen der Diözese wiedergibt.
Dieser Holzschnitt ist älter als die Zeichnung, deren Da-
tierung (1522), wenn auch offenbar später hinzugefügt,
zweifellos von 11. S. Behams Hand stammt. Interessant
ist der Hinweis K. T. Parkers auf den Umstand, daß die
große Figur des hl. Bischofs Ulrich (nicht Martin) sehr
stark dem Dürcr’schen Holzschnitt des hl. Arnulph an
der linken äußeren Säule des Triumphbogens (Kurth 281)
ähnelt, und daß Beham dieselbe Figur in einem Einzel-
holzschnitt (C. D. I. 355, 16) direkt kopiert hat. „Die
Nürnberger Künstler verschmähten es also nicht, sich zu
wiederholen, zeitweise fast mechanisch, wie Behams
Holzschnitte weiblicher Heiligen mit vertauschbaren
Attributen bezeugen“ (Parker). Die Attribute des rechten
hl. Bischofs auf dem Blatte, besonders den Bettler, der
ein Geldstück als Almosen empfängt, könnte man wohl
nach dem Herkommen auf St. Martin beziehen. Doch
ist hier kein Zusammenhang mit St. Martin im Augs-

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