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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

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1./2. Februarheft
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Aus dem nordischen Kunstleben / Eine Ausstellung flämischer Kunst in Wien / Betrachtungen aus der Bibliophilen-Perspektive / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Museumswelt / Wilhelm Waetzoldt / Aus der Kunstwelt / Die Sammlung Vieweg / Neue Wandmalereien von Karl Dannemann / Henry Matisse / Franz Marc / Deutsche Graphik in Amerika / Zur Schaffung des Selbstbildnisses / Preise der Weltausstellung Barcelona / Frans Masereels Werk in der Mannheimer Kunsthalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0250

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„wie ich sie ansehe“, sondern „wie sie selbst die Welt ansehen und
ihr Sein fühlen“. Unwillkürlich muß man an Morgenstern denken.

Der Krieg unterbricht seine Entwicklung zu endgültigen Resul-
taten. In seinen Briefen (wie groß und schön ist in ihnen das
Durchringen zum wahren Europäertum) spricht er von Bildern, die
in ihm reiften. Ausführen konnte er keines mehr. Am 4. März
1916 ist er in Frankreich gefallen.

Manche seiner Bilder erscheinen uns heute allzu zergrübelt,
so der Hamburger Mandrill. Geblieben sind die herrlichen, groß-
artig einfachen Schöpfungen, die Ausgangspunkte des Expressionis-
mus wurden, jene Werke, die heute Glanzpunkte der Sammlungen
Köhler und Nell Walden-Hcimann sind: die Rehbilder, der Hund,
die Pferde, die gelbe Kuh und andere mehr. Sie zeigen das, was
Franz Marc Zeit seines Lebens suchte: „den neuen Instinkt der
Natur gegenüber und die Gestaltung des, inneren Seins“.

Ch. Weid 1 e r.

Deut{ebe Qeapbik in Amerika.

Der amerikanische Botschafter Dr. Shurmann, auf den kürz-
lich Artur Loewental in Berlin eine Plakette schuf, die vom
Münzkabinett des Kaiser-Friedrich-Muiseums Berlin erworben
wurde, hat in einem Absohiedsbrief an die Galerie Ernst Arnold
in Dresden nochmals seine große Freude ausgesprochen, daß er
vor Absendung des Materials nach Detroit in Dresden Gelegenheit
gehabt hat, das für ihn bis dahin fremde Gebiet der modernen
deutschen Graphik kennen zu lernen. Er bedauert direkt, daß der
große Reichtum interessanter deutscher Handschriften unter seinen
Landsleuten so wenig bekannt ist und sagt weiter, er würde über-
rascht sein, wenn die Ausstellung in Detroit nicht dem Interesse
begegnen würde, das sie nach seiner Ansicht verdient. Inzwischen
sind die ersten Nachrichten aus Detroit gekommen, die besagen, daß
der Erfolg der Ausstellung unbestritten ist und daß die
Auswahl als eine glänzende bezeichnet wird, eine Tatsache, die
um so beachtlicher ist, als die Versuche für deutsche Kunst in
Amerika Proganda zu machen meist mit geringem Erfolg aus-
gingen. In Detroit sind jedenfalls auch von Privaten wie vom,
Museum größere Erwerbungen gemacht worden.

Buc Schaffung des Selbffbildnlffes.

In dem vom badischen Ministerium des Kultus und
Unterrichts erlassenen Preisausschreiben zur Schaffung eines
Selbstbildnisses hat das Preisgericht am 30. Januar 1930 folgende
Entscheidung getroffen:

Auf dem Gebiet der Malerei wurden die Selbstbildnisse
von Wilhelm Martin, W. Müller-Hufschmid, Professor Ernst Würten-
berger und Wladimir Zabotin gleichgewertet und infolgedessen
drei Preise von je 1500 RM den freien Künstlern Martin, Müller-
Hufschmid und Zabotin zuerkannt und dem bewährten Meister und
Lehrer, Professor Würtenberger, besondere Anerkennung aus-
gesprochen.

Neben den Bildern der Preisträger erschienen besonders be-
achtenswert die Selbstbildnisse von Dr. Th. Butz, Helmut Eichrodt
und Hans Schroedter.

Ein erster Preis für 0 r i g 1 n a 1 g r a p h i k gelangte nicht
zur Verteilung, dagegen wurde eine Ehrengabe von 200 RM Herrn
Willi Kiwitz zuerkannt.

Der Preis für Bildhauerei in Höhe von 1500 RM wurde
zugesprochen Fritz Springer, zwei Ehrengaben von je 700 RM den
Bildhauern Schmidt und Fräulein Breuer. Außerdem erschienen auf
dem Gebiet der Plastik besonders erwähnenswert die eingelieferten
Werke von Häusser und Fräulein Zenner.

P vei[e dev LOeltausüeUung Barcelona.

Auf der Weltausstellung in Barcelona hat, wie eben bekannt
geworden ist, die Firma Buchdruckerei und Verlag Georg
Westermann,, Braunschweig, für „Westermanns Monats-
hefte“, eine Wandkarte von Equador und sonstige Verlagswerke,
-die in den eigenen technischen Betrieben hergestellt wurden, den
„gran Premio“ erhalten. Diese Nachricht wird sicher allgemein mit
großem Interesse aufgenommen werden, weil sie ein erfreuliches
Zeichen dafür ist, daß die deutsche Wirtschaft im Auslande wieder
an Ansehen gewinnt, und weil sie Ausblicke dafür schafft, daß
allmählich der uns verlorengegangene Boden im Auslande für deut-
sche Erzeugnisse wieder erobert wird, was im Interesse unserer
passiven Handelsbilanz sehr zu begrüßen ist.

Der „KunstWanderer1 wird in der ganzen (Hielt gelesen!

fcans jYlafct?ce(s IDeck
in dev jviannbeunec Kunffbaüe.

Mit Hilfe der Galerie Billiet in Paris und des Verlags Kurt
Wolff in München hat Dr. G. F. Hartlaub, der rührige Leiter der
Städtischen Kuinstballe in Mannheim, eine umfassende Ausstellung
des gesammelten Werkes Frans Masereels, die erste ihrer Art auf
deutschem Boden, veranstaltet. Masereels Holz-schnittkunst, ein
eigenartiger Flächenholzschnitt, der in scharfen Gegensätzen von
Schwarz und Weiß bei äußerster Vereinfachung das kristallinische
Gefüge der Dinge wiedergibt, ist den deutschen Kunstfreunden nicht
mehr fremd. Das vielgestaltige Leben unserer Zeit wird darin
mit der Schlagkraft und der Beweglichkeit der Kinobilder auf der
flimmernden Leinwand geschildert, und etwas Filmhaftes wohnt
der gesamten Graphik Masereels inne. Unsere ganze zeitgenössische
Zivilisation ist eingefangen in diese winzigen, nur wenige Zentime-
ter messenden Blätter, die unbarmherzig Kritik üben an den Miß-
ständen des Lebens -und der Gesellschaftsordnung unserer Zeit.
Wenn Masereel als Graphiker -eine Gestalt von europäischer
Geltung ist, so beginnt er erst jetzt, sich auch als Maler zu

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K-unstbandl. Victor Hartberg

BERLIN W 35, Schöneberger Ufer 41

9. Februar bis 6. März 1930

Sonderausstellung

HERMANN HUBER, Zürich

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entfalten. Zeitgebunden und doch überzeitlich schildert er in stark-
farbigen Aquarellen und Oelgemälden die nächtlichen
Lichtwunder von Montmartre, das Pariser Straßenleben, die In-
dustriewerke, Fischer, Badende, das Treiben in Schenken und Ver-
gnügungsstätten, Typen der großen Welt, Dirnen und Zuhälter.
Im Ganzen mutet seine Malerei weniger aufrührerisch an als seine
Holzschnitte. Deutlich spürt man noch an seinen malerischen An-
fängen, die um 1923 einsetzen, den Kampf mit der Oelfechnik und
die Auseinandersetzung mit Millet, Courbet, Meunier und Cezanne,
von denen namentlich der Letztere mit seinen blockmäßigen Kon-
struktionen stark auf ihn eingewirkt hat. Am reinsten äußert sich
sein Wollen in den Holzschnitten, die er seit 1947 mit rastlos-zähem
Fleiß und nie erlahmender Schaffenskraft ohne Hemmungen und
Unterbrechungen herausbringt.

W. B.

Redaktionsschluß für das 1./2. Märzheft 28. Februar.-- - Redaktionsschluß für das 1.12. Aprilheft 28. März.

Herausgeber und verantwortlicher Leiter: Adolph Donath, Berlin-Schöneberg. — Verlag „Der Kunstwanderer1, G. m. b. H„ Berlin.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW68.

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