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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

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Heft 1
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Frimmel, Theodor von: Ein signiertes Werk von François Clouet
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Frimmel, Theodor von: Ein allegorisches Bild von Matthäus Gundelach
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https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0035

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Nr. i.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

9

Haar, helleren Bart, die Kleidung ist
„schwarz“, beziehungsweise sehr dunkel-
grau. Die Ausführung der Abbildungen
im aufgeschlagenen, in hellem Leder
gebundenen Pflanzenbuche ist farbig.
Alte einfache Schweinslederbände aus
dem 16. Jahrhundert haben dieselbe Form
wie das dargestellte Buch, das zum Zu-
binden mittels Riemchen eingerichtet ist.
Herr Quitius ist ungefähr in Lebens-
große dargestellt. Auf Eichenholz. Weißer
Malgrund.

EIN ALLEGORISCHES
BILD VON MATTHÄUS
GUNDELACH.
Die Blätter für Gemäldekunde haben
bisher der deutschen Malerei um 1600
nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Deshalb ergreife ich die Gelegenheit,
einen der jüngsten Ankäufe der Samm-
lung Mat svanszky in Wien durch die
Abbildung eines Werkes von Gunde-
lach besonders zu betonen. Gundelach
war ein recht tüchtiger Maler aus der
Rudolfinischen Gruppe, also aus der Nähe
der Spranger, Heinz, H. von Aachen, die
allbekannt sind und die ohne Zweifel
fruchtbarere Künstler waren als Gunde-
lach. Von diesem kann man nur wenige
sichere Werke nachweisen. Die allego-
rische Komposition, die jetzt der Samm-
lung Matsvanszky angehört, ist bisher
nicht abgebildet worden. Beschrieben ist
sie, soweit mir die Angelegenheit bekannt
ist, zum ersten Male im Versteigerungs-
katalog der Wiener Sammlung J. C. v.
Klinkosch (Nr. 75). Bei jener Auktion
wurde die erwähnte Allegorie durch eine
Mittelsperson erstanden. Dann gelangte
sie an Dr. Alois Spitzer, der das Bild
jahrelang in seinem Schloß Mannsberg
bei Launsdorf in Kärnten verwahrte.
Einige Zeit nach Spitzers Tod erwarb
es die Sammlung Matsvanszky.

Das Werk, das eine Allegorie des
Bergbaues, mit Fortuna als Hauptfigur,
zur Darstellung bringt, ist unten signiert:
„M. Gundelach f. 1620.“ Die Hauptfigur
erreicht nicht viel über halbe Lebens-
größe, Die Leinwand mißt 1’32 zu 0*85 m.
Über die Erhaltung läßt sich nur Gün-
stiges mitteilen.
Gundelach (auch Gondolach ge-
schrieben) hat verhältnismäßig wenig
Eigenart, trotz seiner gesunden Be-
gabung und seiner malerischen Kennt-
nisse. Er ist ein anderer in dem Bild-
chen der Bamberger Galerie (auf
dessen verkannte Signatur ich vor Jahren
aufmerksam gemacht habe und dessen
Herkunft aus der altböhmischen Samm-
lung Wrschowetz sehr wahrscheinlich
ist), er tritt uns anders entgegen auf
dem kleinen Gemälde der Wiener
kaiserlichen Galerie, wieder anders
auf dem größeren Bilde der Sammlung
M a ts vanszky und auf den beglaubigten
Werken im Rathause zu Augsburg.
Jedenfalls ist er schwierig zu erkennen
und danach sind denn auch Zuschrei-
bungen, die sich nicht auf Signaturen
oder urkundliche Angaben stützen, mit
Vorsicht aufzunehmen. Ein Bild mit der
Verwandlung der Daphne im neuen
Museum zu Bozen sollte auf Gundelach
geprüft werden, desgleichen ein St. Se-
bastian, der vor mehreren Jahren im
Wessenbergschen Haus zu Konstanz
ausgestellt war, und ein lebensgroßes
Bildnis des Kaisers Matthias in der Stifts-
galerie zu Seitenstetten.
Auf die Tätigkeit des Gundelach in
Augsburg beziehen sich besonders
P. v. Stetten: „Kunstgewerb- und
Handwerksgeschichte der Reichsstadt
Augsburg“ (1779), S. 281 und 292 f.,
Hirsching: „Nachrichten von Samm-
lungen“ III (1789), S. 323. Zu den
Malereien in der Kirche zum heiligen
Kreuz A. B a a d er :„Reisendurch Deutsch-
land“ (1795) und in neuerer Zeit die
Führer durchs Augsburger Rathaus.
 
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