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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0005

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Zur Freiheit und Brot!

Verlag: Heidelberger Beobachter. Herauigebcr: Otto Wetzel.
Schriftleitung: Lutherstrabe SS, Telephon 4048
Der Heidelberger Beobachter erscheint L mal wöchentlich und
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Postsche-tkontoh Heidelberger Beobachter, Karlsruhe 21 SSL.


Nr. 106 /1. Jahrgang

Dienstag, den 1. September 1931

Freiverkauf 15 Pfg.

„MniMMbeit -er Molikes mit de« anderes
AWen KMeWneii eise saterländWe MW."

M. ElstMtt R. d. A. f
Mainz, 31. August. Am Samstag Abend
erlag der Gauleiter der NSDAP., Hessen-
Aassau, Reichstagsabgeordneter Peter
Dmeinder, Frankfurt a. M., kurz nach-
dem er in Mainz eine Rede gehalten hatte,
einem Herzschlag.
Parteigenosse Gmeinder wird am
Mittwoch nachmittag 2.30 Uhr beerdigt.
Treffpunkt: Darmstadt, Bismarckstr. 11.
„Anbeirrbarkeit."
In den „Volkskonservativen Stimmen",
dem einzigen, daher wohl „Zentralorgan"
der „konservativen Massen", stand in einem
Artikel, der sich für die inzwischen aufgeho-
bene 100 RM. Ausreisegebühr einsehte, fol-
gender bemerkenswerter Absatz:
„Wir müssen uns selbst helfen, und
wir müssen darum alle unsere Kraft Zu-
sammenhalten!. . . Aber diese Ueberle-
gung wirkt auf die mittelparteiliche Presse
wohl ebenso wenig wie die Würdigung
der Tatsache, daß die Reichsregierung
ihre Stellung gegen ein Trommelfeuer von
deutschen und ausländischen Protesten ge-
halten hat.
Die berufsmäßige Besserwisserei schließt
den Instinkt für die Unbeirrbarkeit ver-
antwortlichen Handelns offenbar aus."
Soweit die „Volkskonservativen Stim-
men", die dem Herrn Treviranus naheste-
hen, am 22- 8. 31. —
Wie es mit der Unbeirrbarkeit verant-
wortlichen Handelns" seitens der Reichsre-
gierung bestellt ist, erhellt die Tatsache, daß
die 100 Mark Ausreisegebühr am 25. 8. 31
aufgehoben wurde!
Was sagen nun Ihre Volkskonservativen
Stimmen, Herr Treviranus?

Wir berichteten jüngst unter der Ueber-
schrift „Aus der Gesellschaft" über einen
wehr als in einer Hinsicht aufschlußreichen
Prozeß der verschiedenen Zweige der Dyna-
stie Kathinka von Kardorff-Oheimb.
Wer nun etwa meinte, dieser Familien-
skandal werde Kathinka dazu veranlassen,
ihr Temperament mehr in häuslichem Kreis
abzureagieren, der hat sich schwer geirrt.
In einer Broschüre: „Brauchen wir eine
Frauenpartei?" wirbt Kathinka für die
Aufstellung von Frauenlisten in jeder Par-
tei! Sie meint, man könne damit solange
auskommen,
„bis die geistige Qualität unserer Mehr-
heit die theoretisch mechanisierte männ-
liche Staatspolitik so durchdringt, daß
eine wirkliche Ehegemeinschaft
auch in der Politik möglich wird."
Liest man diesen Erguß einer Frau, die
scheinbar nicht leben kann, ohne sich ihr
Vorhandensein in der Öffentlichkeit stets
von neuem bestätigen zu lassen — und fei
es selbst durch die Ablehnung völlig unsin-
niger Projekte, so kann man sich eines
leichten Lächelns nicht ganz erwehren.
Wir pflegen sonst eine gewisse Zurück-
haltung gegenüber den Privatangelegenhei-
ten politischer Gegner walten zu lassen. Es
scheint jedoch in diesem Falle angebracht,
daß ausgerechnet Frau Kathinka von
Kardorff-Oheimb wenig geeignet erscheint,
„für wirkliche Ehegemeinschaft — auch in
der Politik" zu werben.

Der 70. deutsche Katholikentag faßte fol-
gende Entschließung:
„Die zerstörende Propaganda des Bol-
schewismus ist mit unbedingter Ent-
schiedenheit zu bekämpfen. Wirkschafts-
und außenpolitische Rücksichten dürfen
keineswegs der planmäßigen Unterwüh-
lung unseres Volkstums freie Bahn ge-
ben. Gegen die Freidenker- und Gottlo-
senbewegung ist die in der Reichsver-
fassung verbriefte Vorzugsstellung der
christlichen Religion mit allen gesetzlichen
Mitteln zu verteidigen. Die Propaganda
gegen die christliche Religion, ihre Einrich-
tungen und Gebräuche ist gemäß dem gel-
tenden Strafrecht und der Notverord-
nung des Reichspräsidenten vom 28. 3.31
zu verhindern. Eine neue Strafrechts-
ordnung, die der Religion und der Volks-
sittlichkeit nicht den notwendigen Schutz
gewährt, ist abzulehnen. Auf dem sozialen
Gebiet sind vordringlich: Die Erhaltung
und Pflege echten Volkstums in der Ju-
gend seht die Freiheit der Jugendpflege
und Jugendbewegung voraus. Geistige
Vergewaltigung des jungen Lebens nach
faschistischem oder bolschewistischem Mu-
ster lehnen wir für die deutsche Jugend
entschieden ab. Die Zusammenarbeit der
Katholiken mit den anderen christ-
lichen Konfessionen zur Erhaltung
christlich-sittlichen und deutschen Volks-
tums ist eine vaterländische Notwendig-
keit. Die gangbaren Wege müssen von
Fall zu Fall ermittelt werden. Wir for-
dern insbesondere schärfste Anwendung

Es könnte sonst vorkommen, daß eine
von Kathinka zustandegebrachte Ehegemein-
schafk, aus alleiniger Schuld Ka-
khinkas — auch in der Politik, alsbald
durch eine Scheidung ihr Ende finden
dürfte.
Frankreich
geht es gut!
Die schwebende Schuld Frankreichs um 2Ü Mil-
liarden vermindert.
Paris. Der Verwalkungsrat der französischen
autonomen Tilgungskasse, die im Jahre 1926
während der Krise auf Anregung Poinc-ares ge-
schaffen wurde, hat dieser Tage dem Finanz-
minister Flandin seinen Bericht über die von der
Kasse in vier Jahren ihres Bestehens erzielten
Ergebnisse überreicht. Die im Verkehr befind-
lichen Schatzscheine der „Nationalen Verteidi-
gung", die am 1. Oktober 1926 die Höhe von 48
Milliarden Franken überschritten hatten, be-
trugen Ende 190 nur noch 28 Milliarden Fran-
ken. Dieser Teil der schwebenden Schuld wurde
somit um nicht weniger als 20 Milliarden ver-
mindert. Während die kurzfristigen Scheine be-
reits vollständig verschwunden sind, bestehen zur-
zeit nur noch Scheine von zweijähriger Laufzeit.
Der Zinsendienst letzterer Scheine, der im Ok-
tober 1926 2,7 Milliarden Franken beanspruchte,
konnte wesentlich verringert werdeij, so daß da-
für am 31. Dezember 1930 nur noch 1,8 Mil-
liarden Franken erforderlich waren. Zum glei-
chen Zeitpunkt hakte der Betrag der Amorti-
sierungen nahezu 13 Milliarden Franken er-
reicht.

der Verordnung des preußischen Innen-
ministeriums vom 18. Juli 1931, soforti-
gen Erlaß zweckdienlicher Ausführungs-
bestimmungen zu Paragraph 13 des Ge-
setzes zur Bekämpfung der Geschlechts-
krankheiten, sowie eine gerichtliche Be-
handlung und Entscheidung der Sittlich-
keitsvergehen im Sinne d. Gesetzgebers."
Wie die Ausführung dieses Beschlusses
seitens der Zentrumspartei aussehen wird,
ist nach den Ausführungen des Iesuikenpa-
ters Köther, die wir kürzlich brachten
und die die schwarz-rote Koalition als „hei-
lige Pflicht" indirekt bezeichneten, unschwer
zu erraten! Das Zentrum wird auch weiter-
hin in der Erhaltung der schwarz-roten
Koalition seine Pflicht sehen — entgegen
dem Beschluß des 70. Katholikentages!
*
Aus menschheitspolitischen
Gründen.
Zum Attentat auf Dr. Günther.
Im Mai ds. Is. hatte der 16 jährige
Buchdruckerlehrling Dannbauer, wie
wir s. Zt. berichteten, auf den Jenaer
Rassenforscher Prof. Dr. Günther
ein Revolverattentat verübt und Günther
nicht unerheblich verwundet. Das Jugend-
gericht hat den Attentäter nunmehr in
nichtöffentlicher Verhandlung wegen ver-
suchten Totschlages zu zweieinhalb Jahren
Gefängnis verurteilt.
In der Urteilsbegründung stellte der
Vorsitzende fest, daß Dannbauer seine Tat
„aus menschheiks-politischen Gründen" be-
gangen habe. In seiner Lehrzeit sei er zu
der Ueberzeugung gekommen, daß es not-
wendig sei, das nationalsozialistische Führer-
tum zu beseitigen. Für die über seine Jahre
hinausgehende „Urteilsschärfe" spreche es,
wenn Dannbauer gerade wissenschaftliche
Führer aufs Korn genommen habe, weil
deren Lehren nach seiner Auffassung nach-
haltiger und wirkungsvoller zu werben im-
stande seien. Das Gericht verneinte ein
Vorliegen des Paragraphen 51, nahm jedoch
nicht versuchten Mord, sondern nur Tot-
schlag an. Der Staatsanwalt hatte drei
Jahre einen Monat Gefängnis beantragt.
Allerdings eine mehr als merkwürdige
Urteilsbegründung. Ein Mordbube „aus
menschheiks-politischen Gründen!!!" Das hat
man von nationalsozialistischen Tätern noch
nicht gesagt. Hinter diese Klausel kann
sich jeder Kommunist verstecken. „Mensch-
heits-politisch" klingt übrigens stark frei-
maurisch!
Es wird wirklich Zeit, daß wir mit dem
Römischen Recht Schluß machen!
Gras MM Fahrt.
„Graf Zeppelin" über den Kanarischen
Inseln und Rio de Oro.
Friedrichshafen, 31. August. Bei der
Bodenfunkstelle ging von Bord des „Graf
Zeppelin" folgende Standorkmeldung: Das
Luftschiff hat 1.20 Uhr M.E.Z. die Kana-
rischen Inseln passiert. Kurs auf die Kap
Verdischen Inseln.
Nach einer Mitteilung der Hamburg-
Amerika-Linie Überfolg das Luftschiff um
6.20 Uhr M.E.Z. Rio de Oro.

Kathinka für
„wirkliche Ehegemeinschaft".

Zum Frankfurter
Gewerkschaftskongreß.
S.— „Partei und Gewerkschaften sind eins":
mit diesem Bekenntnis beginnt der Sozialdemo-
krat Okto Wels einen Begrüßungsarkikel für
den Frankfurter Gewerkschaftskongreß, den auch
die „Volkszeitung" in ihrer Monkagausg-abe
bringt.
„Partei und Gewerkschaften sind eins", in
dieser Parole liegt zugleich die Ursache des ge-
werkschaftlichen Niederganges.
Hatte sich der ADGB. bis vor Jahresfrist
wenigstens äußerlich noch „neutral" gehal-
ten, obwohl er ln seinen führenden Stellen längst
rein sozialdemokratisch eingestellt war, so ließ er
vor der 14. SeptemberWahl 1930 die satzungs-
gemäß erforderliche Maske fallen. Mit der
Spende eines Millionenbetrages für den Wahl-
fond der SPD. zeigte er sich in aller Oeffent-
lichkeit als Filiale dieser Partei.
Verständlich, daß im letzten Jahre die Ge-
werkschaften infolge ihrer sozialdemokratischen
Bonzen, von dem Zusammenbruch der SPD. in
Mitleidenschaft gezogen worden sind.
Die Aufgabe der Gewerkschaften
ist in erster Linie, die Vertretung der Arbeit-
nehmer gegenüber den Arbeitgebern wahrzuneh-
men. Seit 12 Jahren üben die Gewerkschaften
durch die SPD. einen maßgebenden Einfluß auf
die Neichspolitik aus. In diesen 12 Jahren hat
sich die Lage der deutschen Arbeitnehmer nicht
verbessert, sondern verschlechtert.
Die Gewerkschaften wurden zu einer
Versorgungsstelle für „verdiente"
Parteibonzen der SPD. Immer mehr
wurden sie ihrer eigentlichen Aufgabe untreu.
Der Oynhaufener Schiedsspruch wurde angenom-
men und mit ihm die Periode fortgesetzter Lohn-
senkungen eröffnet. Die gleichzeitig angekün-
digte Preissenkungsaktion, vor allem
die Brechung der Monopol- und Kartellpreise
blieben ein frommer Wunsch.
Die Verschlechterung der S o zi a l l e i st u n-
gen wurde nach anfänglichem Protest ebenfalls
angenommen.
Die als Ausgleich geforderte 40-Stun-
denwoche war eine Phrase, denn die deutsche
Wirtschaft war schon längst unter die 40Skun-
den-Woche gegangen.
So steht die Politik der Gewerkschaftsbon-
zen aus. Im Juli 1 930 erfolgte der Erlaß
jener Notverordnung, die nach den Worten des
Genossen Stock eine neue Epoche der Kranken-
kassenarbeit eröffnet hat. — Die SPD. half
mit zur Auflösung des Reichstags und ging mit
der Parole „gegen die Krankenkassen-
notverordnung, gegen das reak-
tionäre Kabinett Brüning" in den
Wahlkampf vom 14. September.
Diese Parole war eine Agitations-
phrase wie alles andere, was SPD.- und
Gewerkschaftsbonzen den deutschen Arbeitern
vorerzählt haben.
Kaum war die Wahl vorbei, da stützte die
SPD., -auch ihr gewerkschaftlicher Flügel, die
Regierung Brüning, der man vor der Wahl
ihre reaktionäre Haltung vorgeworfen hakte.
Von der Notverordnung war nicht mehr die
Rede.
Zwar traten von Zeit zu Zeit -die Gewerk-
schaften mit Drohungen hervor, aber stets, wenn
es ernst zu werden schien, wenn ein Antrag auf
Reichskagseinberufung zwecks Aufhebung
der Notverordnung vorlag, stimmte die
SPD. und ihr Gewerkschafksflügel dagegen.
Inzwischen haben beide neue, unerhört un-
sozialistische Notverordnungen geschluckt.
Alle Notverordnungen bestehen nach wie vor.
Heute geht es den SPD.-Gewerkschaften -gar-
nichk mehr um die Vertretung der Arbeitneh-
merschaft, sondern nur noch um die Sicherung
der kaufend großen und kleinen Posten der
SPD.- und Gewerkschafksbonzen.
Wir wollen hier keine unbewiesenen Be-
hauptungen aufstellen! Bitte, einige Beweise:
Die Versicherungsbeiträge der
AOK. Heidelberg wurden erhöht jArzkschein,
Medizinschein) die Leistungen wurden um
130 000 Mark verringert, die Verwal-
tungsausgaben (Bonzengehälter etc.) er-
heblich erhöht.
Im Fabrikarbeiterverband, den
die SPD. führt, stiegen die Bonzen-
 
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