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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0174

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Freitag, den 25. September 1831

1. Zahrg. / Nr. 127
Hitler empfängt Laval und Briand nicht.....

Berlin, 24. Sept. Der französische Mi-
nisterpräsident Laval und der französische
Außenminister Briand haben den Wunsch
ausgesprochen, anläßlich ihres Berliner Be-
suches vom Reichspräsidenten von Hinden-
burg empfangen zu werden. Der Reichs-
präsident wird diesem Wunsche entsprechen.
Doch steht noch nicht fest, wann dieser Emp
fang statkfinden wird. In Aussicht genom-
men ist bisher der Montag kommender
Woche.
Eine amtliche japanische Mitteilung über
die Lage im fernen Osten.
Gens, 24. Sept. In einer von der japa-
nischen Bölkerbundsabordnung veröffentlich-
ten amtlichen Mitteilung aus Tokio wer-
den die Gerüchte über die Besetzung von
Tsingtau und Tschifu sowie über eine Beset-
zung sämtlicher mandschurischen Städte
durch die japanischen Truppen als unbe-
gründet bezeichnet. Die japanische Regie-



rung habe vielmehr die militärischen Stellen
angewiesen, eine weitere Ausdehnung des
Zwischenfalles mit allen Mitteln zu verhin-
dern. Nördlicher als Tschantschun befänden

sich Keine japanischen Truppen. Die in Ki-
rin stationierten Truppenteile seien nach
Tschantschun zurückgezogen worden unter
Zurücklassung einiger BeobachLungsposken.
Die Gesamtstärke der japanischen Truppen
in der Mandschurei betrage etwa 15000
Mann.
Galgenfrist?
Die Besprechung Brüning-Curkius auf
Freitag verschoben.
Berlin, 24. Sept. Die Besprechung zwi-
schen dem Reichskanzler und dem Reichs-

Berlin, 24. September. Der sozialdemokra-
tische Parteiausschuß hat bekanntlich in einem
Beschluß festgestellt, daß die Mitarbeit der
„Freien Verlagsgesellschaft" unvereinbar sei Mit
der Parteizugehörigkeit. In dieser Verlags-
gesellschaft erscheint „Die Fackel", die bisher das
Organ der neun dissiedierenden Abgeordneten
war. Wie das „Berliner Tageblatt"? das be-
kanntlich zur SPD. gute Beziehungen unterhält,
aus guter Quelle erfährt, werden von diesen
neun Abgeordneten sieben erklären, daß sie sich
dem Parteibeschluß nicht unterwerfen, sondern
weiter an der „Fackel" Mitarbeiten werden. Das
sind die Abgeordneten Seydwih, Rosenfeld, Strö-
bel, Ziegler, Portune, OetKghaus und Siemssen.
Wie das „Berliner Tageblatt" weiter hört, wird
bereits über den Namen einer neuen Partei ge-
sprochen. Falls s zur Gründung kommt, soll sie
den Namen „Sozialistische Arbeiterpartei" tra-
gen. Die Gründer rechnen damit, daß zwei Be-
zirke, Zwickau und Breslau, sich ihr geschlossen

außenminisker über die mit dem Verlauf der
Genfer Tagungen zusammenhängenden
Fragen ist auf Freitag vormittag verschoben
worden.
Am Donnerstag nachmittag hat das
Reichskabinett seine Beratungen über das
Notprogramm für den Kommenden Winter
fortgesetzt. Für Freitag vormittag ist eine
weitere Kabinettssitzung bereits anberaumk
worden. Curtius' Berichterstattung über die
außenpolitische Lage innerhalb des Kabi-
netts dürfte erst nach der Abreise der fran-
zösischen Minister, also frühestens am
Dienstag erfolgen.

anschließen werden. Das „Berliner Tageblatt"
meint, daß man dieser Hoffnung, vor allem
was Breslau angehe, vorläufig mit einiger
Skepsis begegnen müsse.
*
Frankreich lehnt Abschluß eines Rüstungs-
wafenstillstandes ab.
Gens, 24. Sept. Der Vertreter Frank-
reichs im Abrüstungsausschuß des Völker-
bundes, Massigli, gab am Donnerstag den
Standpunkt seiner Regierung zu dem italie-
nischen Vorschlag auf sofortigen Abschluß
der Abrüstungskonferenz bekannt. Die fran-
zösische Regierung lehnt diesen Vorschlag,
wie allgemein erwartet wurde, rundweg ab.
Sie fordert, die Verhandlungen über die-
sen Vorschlag auf die kommende Abrü-
stungskonferenz zu verschieben (!!).

Zusammenbruch der SPD.

s

Seile 2
mit Gründung der „Freien Verlagsgesell-
schaft" und der Herausgabe radikalen'Wo-
chenzeitung.
Wer, wie wir in Heidelberg, so nahe
am Herzen der SPD. sitzt, wem kaum eine
interne Sitzung, auch die internste oft, offen
steht, der läßt sich durch die äußerliche Kraft-
meierei der SPD.-Bonzokratie nicht täu-
schen, denn so wie in Heidelberg sieht es
mehr oder weniger auch bei den anderen
Ortsgruppen der SPD. im Reich aus.
Zunächst geht der Beschluß gegen die
„Deutsche Friedensgesellschaft" nicht in
erster Linie gegen die Sonderbündelei, son-
dern ist vor allen Dingen deshalb erfolgt,
weil die Friedensgesellschaft aus dem jüngst
in Berlin abgelaufenen Pazifistenprozeß mit
völlig besudelter Weste hervorgegangen ist.
Selbst eine in jeder Hinsicht so verkommene
Partei, wie die SPD. kann es, ohne den
politischen Selbstmord nicht noch ungeahnt
zu beschleunigen, nicht wagen, weiterhin mit
der Friedensgesellschafk in enger Allianz zu
bleiben.
So hat man es für taktisch richtiger ge-
funden, sich äußerlich etwas von jenem un-
sauberen Club, der sich seine politische Pro-
paganda vom Ausland bezahlen läßt, zu
distanzieren. — Versteht sich nur äußerlich,
denn ansonst gilt bezüglich Friedensgesell-
schaft, SPD. und Reichsbanner das alte
Wort: „Gleiche Brüder, gleiche Kappen."
Was den Beschluß gegen die „Freie
Verlagsgesellschafk" der Genossen Rosenfeld
und Seydewitz anlangk, so vermögen wir
ein hämisches Grinsen nicht ganz zu unter-
drücken. Will die SPD. ihren Genoßen
und darüber hinaus den politisch Interessier-
ten wirklich zumuten, zu glauben, sie gehe
nunmehr mit aller Schärfe gegen die Kreise
um Seydewitz und Rosenfeld vor?
Wer die internen Vorgänge bei der
SPD. im letzten Jahre, insbesondere in den
letzten Monaten mit den geschulten Augen
eines Leichenbeschauers beobachtet hat, der
weiß, daß das Geschrei gegen Iungsoziali-
sten und sonstige Opposition innerhalb der
SPD. lediglich Theaterdonner einer um
ihre Bonzensessel besorgten Parteibonzo-
kratie ist.
Im Gegensatz zur nationalsozialistischen
Bewegung, die allein von allen in der Lage
ist, Disziplin und Unterordnung um jeden
Preis zu erzwingen, ist die SPD.-Leitung
heute niemals fähig, etwas Grundsätzliches
gegen die starke Opposition zu unternehmen.
Wir sagen „starke Opposition", ohne
damit behaupten zu wollen, daß sie zahlen-
mäßig überwältigend sei. Wir wissen, daß
es sich die dieser Opposition jeweils um
kleine „Kreise" handelt, die allerorts fast
durchgehend studentische und sonstige intel-
lektuelle Gruppen umfassen.
Daß diese zahlenmäßig kleine Opposition
sich trotzdem, ohne Partei- oder bewegungs-
bildende Kraft zu haben, zu einer Lebensge-
fahr für die SPD. ausgewachsen hat, diese
Tatsache werden sowohl der Heidelberger
Genosse Stock, als auch die Genossen
Adolf Rausch und Amann, vielleicht
auch Genosse Minister Emil Maier gern

bestätigen. So wie in Heidelberg geht es
auch anderweitig.
Dieunsägliche Schwäche der herrschen-
den Bonzokratie zeigt sich allein in der Tat-
sache, daß sie es nicht gewagt hak, die Ge-
nossen Rosenfeld und Seydewitz, die entge-
gen den Beschlüssen des Leipziger Partei-
tages handelten, hinauszuwerfen. Man ent-
schuldigt oder begründet diese Duldsamkeit
als typisch für die Meinungsfreiheit inner-
halb der Partei.
Auch das ist Spiegelfechterei. Genosse
Seydewitz gibt „Die Fackel", eine radikal-
sozialdemokratische Wochenzeitung heraus.
Dieses Blatt, nicht ungeschickt redigiert,
macht in aller Öffentlichkeit gegen die Po-
litik der Bonzokratie Front.
Zunächst hält sich die Opposition, vor
allem der jungsozialistische Kreis noch nicht
für stark genug, um offen gegen den reformi-
stischen Parteivorstand zu revoltieren. So
wird rein formal behauptet werden können,
der jungsozialistische Kreis erstrebe die Ab-
kehr der Partei von ihrem Brüning-Kurs
und manches andere, vor allem auch eine
Verjüngung der leitenden Posten auf lega-
le mWege im Rahmen der Partei.

Tatsächlich aber, dies können wir aus
sehr guter Kenntnis der Stimmungen, Strö-
mungen und tatsächlichen Vorgängen sest-
stellen, ist sich vor allem der jungsozialistische
Kreis völlig darüber klar, daß er die letzten
Konsequenzen, d. h. Parkeisprengung versu-
chen wird, falls es ihm nicht gelingt, das
Steuer herumzuwerfen. Darüber sind sich
sowohl der Parteivorstand als auch die ört-
liche Bonzokratie völlig im Klaren. Deshalb
wagte sie es nicht, scharf durchzugreifen.
Motto: „Einheit lut not!" — Ins Deutsche
überseht:
Erhaltet die die geheiligten Bonzenposken!
Wir streiken nicht ab, daß es auch unter
den alten reformistischen, etwas verkalkten
Genossen einige geben mag, die ursprünglich
ehrlich von der Richtigkeit des augenblick-
lichen SPD.-Kurses überzeugt waren, ohne
damit personelle Vorteile zu wünschen. Aber
diese wenigen sind gleich Einsiedlern in der
Wüste und ihr lebensferner Idealismus
wirkt heute wie die Freundlichkeit und Zu-
neigung alternder Männer zu einem jungen
Mädchen, vielleicht eine herbstliche Liebe,
die resignierend auf eine eheliche Verbin-
dung Verzicht geleistet hat.

Mik solchen „Führern" an der Spitze,
hört eine Partei ans, Bewegung zu sein.
Solche Männer treiben sie notwendig zum
Zerfall. Die Opposition wird weiter arbei-
ten, bemängelt von der Bonzokratie. Ju-
gend gegen Alter? Nein. — Der Todes-
kampf einer Idee, die sinnlos geworden ist,
weil sie längst durch eine stärkere abgelöst
worden war, die weniger von materiel-
len, aber stärker von ideellen Kräften ge-
tragen ist!
Die Idee ist gestorben! Ihre einstigen
Träger, die heute führenden Genossen der
SPD. haben ihr selbst das Grab geschaufelt.
Jetzt erleben wir das letzte Röcheln jener
führenden Genossen, die von der national-
sozialistischen Bewegung bedrängt, Verant-
wortung für Maßnahmen übernommen ha-
ben, die sie zu kragen, zu schwach sind!
Sie handeln nach dem Grundsatz, den
ein badischer Volksparkeiler anläßlich der
Regierungsbildung enthüllte:
Selbstmord kann dem natürlichen Tode
vorzuziehen sein!
Gute Reise!

Copcrighk by Hanseatische. Verlagsanstalt
Hamburg 36.


L. Fortsetzung.
Da fiel der Bauer in aller Harmlosig-
keit ein: „Hast ihr ja schon immer ge-
holfen, Mutter, und kannst, v^nn du es
für nötig hältst, gern noch ein bissel mehr
tun. Ich hab nix dagegen. Im übrigen
muß ja doch das Mariele auch einmal
zum Heiraten tun. Ich versteh nit, wo
die jungen Kerle heutzutage ihre Augen
haben. Wenn ich noch ein junger Kerl
wäre . .
„Du hätt'st sie vom Flecke weg gehei-
ratet."
Der Hohlöfner lächelte und wiegte
doch den Oberkörper hin und her. „Ich
weiß nit. Gehei—ra—ket?"
„Zum bloßen Schöntun ist das Ma-
riele zu schade. Sie hak nit viel, aber mit
der verkauft sich einer doch nit. Was
nützt das Geld? Davon wird einer nit
glücklich."
„Richtig, Mutter, aber eine schöne
Schüssel, in dec nix ist . . . Das ist auch
bloß eine halbe Sache. Es muß beides
beisammen sein."

Die Bäuerin wußte, wie es gemeint
war, war nicht verletzt, erkannte aber,
daß ihr damit eine kleine Waffe in die
Hand gegeben war, sie einmal im Scherz
oder Ernst zu nützen. Einmal! Heute
nicht. Jetzt wäre es falsch, deutlicher zu
werden. Sie fand bestätigt, was sie sich
selber längst gesagt, daß es nicht leicht
sein werde, die Widerstände zu überwin-
den. Darum schwieg sie vorerst.
Bom Dorfplan schallten etliche beson-
ders laute Juchzer.
„Sie haben den Baum hoch," stellte
der Bauer fest. „Komm, Mutter, wollen
schlafen gehen, müssen ja doch morgen
ein Loch in die Nacht machen."
„Meines wird nit groß werden. Du
freilich, wenn du den Hammel gewinnen
willst, kommst nit so billig davon."
Da lachte der Bauer schon wieder.
„Ich will sehen, was sich machen läßt.
Wer weiß, ob man ander Jahr noch
Laune dazu hat."
Jetzt lächelte auch die Frau. „Ach,
du, Baker und keine Laune! Du läßt
doch die Dummheiten erst, wenn's über-
haupt aus ist."
„Wenn's möglich ist, Mutter, bleibe
ich wie ich bin. Du siehst ja, daß ich auf
die Weise am weitesten komme. Ich kann
mich auch gar nit anders machen."
„Sollst du auch nit. Bleibe nur, wie
du bist."
Die beiden standen auf und gingen,
eng aneinander gelehnt, durch den Gar-
ten, hinter der Scheune weg, an den
Mauerresten des alten Hochofens vor-

über, von dem der Hof seinen Namen
hatte, in das Haus.
Einst war auf Schönbacher Flur Ei-
senstein gegraben und zum Teil in Hoch-
öfen an Ork und Stelle verhüttet worden.
Der Erzbergbau war eingeschlafen. Es
war länger als ein halbes Jahrhundert
her, seit zum letzten Male die Hämmer
geklungen, die Oefen geraucht hatten. Die
Stollen waren verfallen, die Schächte
eingesunken, die Hochöfen abgetragen
worden bis auf Mauerüberreste. Geblie-
ben war der Name in dem Hofe der
Korns, die den Besitzern der Gruben einst
den Plan abgekauft, auf dem einer der
Hochöfen gestanden. An dessen Rande
hatten sie nach dem großen Hofbrande
die Scheune gebaut. Niemand aber
sprach von Hochöfen, sondern von Hohl-
öfen, und so hieß Heinrich Korn der Hohl-
öfner.
Still und doch von starkem Leben durch-
pulst ging die Maiennacht über das Berg-
land, das einen Teil der Borhöhen des
Frankenwaldes bildete und hinüber zum
sächsischen Bogtlande grüßte.
Das Dorf Schönbach machte seinem
Namen ebenso Ehre wie der Bach, der
teils mitten durch den Ort ging, teils hin-
ter den Scheunen vorüberrauschte. Das
Wasser hatte ein starkes Gefälle, war
stellenweise seine zehn bis zwölf Meter
breit und so klar, daß es seit Menschen-
gedenken keinen Schönbacher Jungen
gab, der nicht zu seiner Zeit Forellen ge-
maust hätte.
Die Juchzer auf dem Dorfplane wa-

ren verstummt, die Lichter in den Stuben
erloschen, leise rauschte der hohe Mai-
baum hoch über alle Häuser hinweg und
in alle Gassen, sah alles, sah auch, daß
vor der Haustür der Berteles Witwe
zwei standen, die leise miteinander plau-
derten, sich an den Händen hielten und
küßten.
Rudolf Korn hatte das Mariele heim-
gebracht und das Mädel, das sonst nicht
um Worte verlegen war, war still. So
heiter sie sich gegenüber dem Hohlofen-
bauer selber gab, so ernst war sie, wenn
sie an ihn dachte.
Die beiden am Berteles Häuschen
schmiedeten Pläne. „Rudolf, dein Ba-
ier will morgen den Hammel gewinnen,"
sagte das Mariele.
Der Bursche lächelte. „Er wird doch
nit anders. Immer muß er seinen Jux
haben."
„Rudolf, kannst du nix dabei tun?"
Und der, nur stärker und verschmitzter
lächelnd: „Du weißt doch, daß bei der
Sache alles in Ehren zugehen muß. Da
kann nit geschoben werden."

(Fortsetzung folgt).


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