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Samstag, den 17. LMober 1931.
1. Iahrg. / Nr. 143
Kes. Mit der Anziehungskraft eines Magneten
zieht sie heute mehr denn je noch den deutschen
schaffenden Menschen in ihren Bann und läßt
ihn nicht eher bis er eingeschmotzen ist in die un-
lösbare Einheit ihres Millens. Ring um Ring
bildet sich um diesen neuen Kraftkern der Na-
tion, der die nicht mehr diskutierbaren Grund-
gesetze einer neuen Gemeinschaft aus sich heraus
entwickelt hat und sie naturnolwendig zum
Slaaksgedanken des neuen Deutschlands werden
läßt. Nicht Reden sind entscheidend, sondern
Leistung. Die nationalsozialistische Bewegung
wird ernten was sie gesät hat.
Zn der nationalsozialistischen Bewegung, in
der ein Wille Gesetz ist, spiegelt sich schon heute
die kommende Einheit der deutschen Nation. Sie
spricht nicht nur von der Volksgemeinschaft, son-
dern lebt in der Nation vor. Niese Bewegung
hak Klassenhaß und Standesdünkel überwunden
und das große Werk der Versöhnung im deut-
schen Volke eingeleiket. Zn ihr marschiert das
ganze Deutschland: Hand in Hand der Fabrik-
arbeiter neben dem Gebildeten, der Bauer ne-
ben dem Kaufmann, der Beamte neben dem
Handwerker. Einer für alle und alle für einen,
einig in glühendem Idealismus für die große
und gemeinsame deutsche Sache, die unser aller
Schicksal in sich schließt.
Zn Braunschweig wird am Sonntag nicht die
nationalsozialistische Bewegung aufmarschieren;
ihre unaufhaltsam wachsende Stärke macht eine
zahlenmäßige Beschränkung der Veranstaltung
auf bloße Abordnungen der SA. notwendig.
Aber in Braunschweig wird am Sonntag der
Geist der nationalsozialistischen Bewegung auf-
marschieren. Die Macht des Willens als das
letzte Geheimnis dieser Bewegung wird in den
braunen Bataillonen lebendige Gestalt anneh-
men und Zeugnis ablegen für die ungeheure, zu
staatlicher Formung drängende Kraft der natio-
nalsozialistischen Züee. Dieser Geist und der
vorwärtsstürmende elementare Wille, der die
nationalsozialistische Bewegung wie ein einziger
Strom -durchglühk, ist die stärkste politische Reali-
tät, die die deutsche Nation heute überhaupt be-
sitzt. Während die „Realpolitiker" zerstörten
oder unfähig waren der Zerstörung Einhalt zu
gebieten, hat Adolf Hitler aufgebaut und real-
politisch gehandelt. Er hat der Nation Kraft-
quellen erschlossen und sie praktisch zu Kräften
geformt, die heute in imponierender Einheit und
Stärke zum politischen Einsatz bereitstehen. Mik
ihrem Einsatz kann und wird unser Führer die
Schicksalswende der Nation herbeiführen.
Harzburg war ein Bekenntnis gegen das
System und die Vergangenheit, Braunschweig
wird das leidenschaftliche Bekenntnis zur deut-
schen Zukunft sein.
Reichstag auf 23. Februar vertagt.
Berlin, 16. Oktober. Um 22,30 Uhr ver-
tagte sich der Reichstag auf den 23. Februar
1932.
Vor der Vertagung nahm der Reichstag in
erster Lesung einen sozialdemokratischen Gesetz-
entwurf an, der die Länderregierungen ermäch-
tigt, alle Leistungen aus Verträgen oder Urtei-
len an ehemalige Fürsten und Mitglieder der
skandesherrlichen Familien mit sofortiger Wir-
kung einzustellen. Der Gesetzentwurf wurde
dann nachträglich dem Rechksausfchuß über-
wiesen.
Unter den weiter angenommenen Anträgen
befinden sich solche, die von der Regierung
Maßnahmen zur Bekämpfung der Steuer- und
Kapitalflucht verlangen.
Ein kommunistischer Antrag, der die Ver-
haftung der Führer der nationalen Opposition
forderte, verfiel der Ablehnung,
Stzm beginnt der leim...
Kampf der Schwarz-Moten gegen Braunschweig.
Lastkraftwagen transporte zum national-
sozialistischen Tag in Braunschweig verboten
Halle, 16. Okt. Der Oberpräsident der
Provinz Sachsen hat sämtliche Lastkrafkwa-
gentransporte, die Personen zum national-
sozialistischen Tag nach Braunschweig brin-
gen sollten, für Samstag und Sonntag ver-
boten.
Es handelt sich dabei um eine Auswir-
kung der Notverordnung voui 28. März 31,
wonach Lastkraftwagentransporke von Per-
sonen genehmigungspflichtig sind. Die Ober-
präsidenteen haben das Recht, solche Last-
kratfwagenkransporte zu verbieten.
Auch in Heidelberg wurden den Teilneh-
mern an der Braunschweigfahrt erhebliche
Hindernisse in den Weg gelegt. Die hessi-
sche Regierung verbot die Durchfahrt durch
hessisches Gebiet, so daß dadurch unsere
SA.-Kameraden einen Ilmweg von etwa
150 Kilometern fahren müssen. Die Ver-
suche, uns Schwierigkeiten zu bereiten, wur-
den fokleinlich gehandhabt, daß die hessische
Regierung nicht einmal die Fahrt durch
das ein paar Kilometer breite hessische Ge-
bietauf der Strecke Heidelberg-Würzburg
gestattete. Mir vermögen den tieferen
Sinn derartiger Unterdrückungsmaßnahmen
nicht zu verstehen. Selbstverständlich wird
uns eine so kleine Unbild des politischen
Lebens niemals davon abhalten, einen Auf-
marsch zu besuchen. Gefahren wurde trotz-
dem, aber mit noch größerer Begeisterung
als vorher.
Unser Urteil:
Die NSDAP zum Ausgang der Reichstags-
Abstimmungen.
München, 16. Oktober. Die Pressestelle der
Reichsleitung der NSDAP schreibt zum Aus-
gang der parlamentarischen „Abstimmungs-
schlacht": Noch einmal hak kleinlichster Krämer-
geist das System, das überreif zum Sturze war,
gerettet, noch einmal haben materielle, rein
egoistische Interessen, einen Phyrussieg errungen
über das Interesse der Nation. Die Regierung
hak keinen Anlaß, auf diesen „Erfolg" stolz zu
sein. Marxistische Angst vor der Abrechnung und
wirtschaftlicher Inkereffenschacher sind die Säule,
die das morsche, in allen Fugen krachende Ge-
bälk noch ein letztes Mal notdürftig stützen und
Zusammenhalten. Es wäre von Interesse, zu er-
fahren, wie hoch der Kaufpreis gewesen ist, der
in der heutigen Abstimmungsschlachk noch einmal
über das Schicksal des deutschen Volkes ent-
schieden hat. Die NSDAP hak alles getan, um
der Nation und besonders dem schaffenden Volk
das ungeheure Elend zu ersparen, das mit der
Fortsetzung dieser Politik verbunden ist, die bis
dahin geführt hak, wo wir heute stehen. Noch
einmal aber hat eine Vereinbarung wahrer
volkszerstörender Mächte der Marxisten, der
Unbelehrbaren und der parlamentarischen Pro-
fitjäger sich der deutschen Schicksalswende in den
Weg gestellt. Auf sie fällt nunmehr die volle
Verantwortung für die kommenden Ereignisse und
für alles, was weiter an Not und Elend über
das deutsche Volk hereinbrechen wird. Nie
NSDAP weiß sich frei von jeder Schuld. Zn
dem Bewußtsein, wie immer, so auch in diesen
Tagen ihre volle Pflicht getan zu haben gegen-
über der Nation, tritt sie an zu neuem Kampf
mit dem unbeugsamen Willen, ihn zum sieg-
reichen Ende zu führen.
Asstzzs NttsArieAts-r.
Der Papst protestiert gegen die Vorgänge
in Spanien.
Rom, 16. Oktober. Der „Osservatore
Romano" hat am gestrigen Freitag abend
eine Botschaft des Papstes an die Gläubi-
gen in Spanien veröffentlicht. Der Papst
erklärt darin, daß er auch ferner mit ihnen
sein werde. Ferner protestiert der Papst
nachdrücklich gegeen die der Kirche zugefüg-
ten Beleidigungen. Schließlich fordert er
alle zum Gebet für die Erlösung Spaniens
von den gegenwärtigen Prüfungen auf.
*
Wie sich der Völkerbnndsrat die Beile-
gung des Mandschurei-Streikes denkt.
Genf, 16. Okt. Zn maßgebenden Völ-
kerbundskreisen besteht nach der Hinzuzie-
hung der amerikanischen Regierung die Ab-
sicht, eine endgültige Beilegung des japa-
nisch-chinesischen Streitfalles in der Weise
herbeizuführen, daß der Rat gemeinsam
mit der japanischen Regierung feste Fristen
für die Räumung der besetzten Gebiete in
der Mandschurei festseht. Zur Durchfüh-
rung der Räumung soll eine internationale
Kommission ernannt werden, die jedoch le-
diglich die Aufgabe haben soll, den Schutz
des Leibes und des Eigentums der japani-
schen Staatsangehörigen im Räumungsge-
biet zu übernehmen. Eine Kontrolle über
die Durchführung der Räumung durch die
japanischen Truppen selbst, soll jedoch un-
bedingt vermieden werden. Man hofft auf
dieser Grundlage zu einm baldigen Abschluß
des Streitfalles zu gelangen.
Macdonald für ein Abkommen aller Länder
ohne Goldstandard.
London, 15. Okt. In einer Wahlrede in
seinem Wahlkreis Seaham bezeichnete Mac
Donald es als Aufgabe der kommenden Na-
tionalregierung, den Wert des Pfundes zu
stabilisieren. Die Wähler sollten ihm ein
Mandat geben, die finanziellen Schwierig-
keiten Europa einer Lösung näher zu brin-
gen. In Verbindung hiermit erwähnte
Macdonald den Gedanken eines Abkom-
mens zwischen England und denjenigen
Ländern, die den Goldstandard bereits ver-
laßen haben, und zwar auf der Grundlage
eines bestimmten Pfundwerkes.
Starke Erhöhung der Haushalte des frauz.
Kriegsministeriums.
Paris, 15. Okt. Die radikalsozialistische
„Republique" will aus zuverlässiger Quelle
erfahren haben, daß in der Sitzung des
Obersten Kriegsrates, die am Mittwoch
vormittag unter dem Vorsitz des französi-
schen Staatspräsidenten im Elysee stattfand,
beschlossen wurde, den Haushalt des Kriegs-
ministeriums um eine Milliarde Franken
gegenüber dem Vorjahre zu erhöhen.
Lin neues Element entdeckt.
Reuyork, 16. Oktober. Der Spekkrologe an
der Eornell-UniversikSk, Professor Jakob Papish,
will em neues Element entdeckt haben. Es soll
sich dabei um das in der Atomreihe aufgezählte
Element 87 handeln, das nicht allein üargestellk
werden kann, da es bei der Berührung mit der
Luft explodiert. Sollte sich diese Meldung be-
stätigen, würde nur noch das Element 85 fehlen.
*
Wegen ernstlicher Erkrankung des Pg.
Baldur von Schirach müssen alle in näch-
ster Zeit mit Pg. von Schirach als Redner an-
gesehken Versammlungen abgesagt -werden.
Kanzlei des NSDStB. gez, Schoelkopf.
Kurze MlslWs-MHrWeu.
Ein amerikanischer Tagesrekord: 26 Banken
stellen die Zahlungen ein.
London, 16. Oktober. In den Vereinigten
Staaken haben allein am Donnerstag 26 Banken
ihre Zahlungen eingestellt, und zwar 12 in Süd-
Karolina, vier in New-Jersey, zwei in Missouri,
drei in Pennsylvania, zwei in West-Virginia und
drei in Ohio. Die Stadt Noungstown in Ohio
hat insofern einen besonderen Rekord ausgestellt,
als ihre sämtlichen Banken mit einem Kapital
und Reserven von über 150 Millionen Reichs-
mark ihre Schalter -an demselben Tage geschlos-
sen haben.
MmstrWmg in NeiMk.
Newyork, 15. Oktober. Die Bundesreserve-
bank in Newyork hak den Diskontsatz auf 3'/-
v. H. erhöht.
Mannheimer Produktenbörse.
Weizen inl. 24—24,50, Roggen int. 21,50 bis
22, Weizenmehl spez. Null süüd. mit Auslands-
weizen 36,50, Sondermahlung 34,50, Roggen-
mehl 29,75—31,50. Sommergerste inl. 16,75 bis
18,75, Ausstichware über Notiz, Futkergerste 16
bis 17, Hafer inl. 16,25—18, Mais mit Sack
20,50—20,75, Weizennachmehl 17,50—18, Spe-
zialfabrikake höher, Weizenfutkermeht 10, Wei-
zenkleie fein 8,25, grob 8,759, Roggenkleie 10,
Erdnußkuchen 11,50—11,75, Soyaschrok 11,50,
Biertreber 11,50—12, Malzkeime 10,50—11,50,
Trockenschnihel 5,75 -alles in RM. per 100 Mo.
Obstgroßmarkt Neustadt a. -. H.
Anfuhr gut, Handel mittelmäßig. Es
kosteten Aepfel 6—12, Birnen 2—10, Ka-
stanien 10—13, Nüsse 22, Quitten 6—8, To-
maten 7—9, Trauben 13—14.
Copyright by Hanseatische Verlagsanstalk.
Hamburg 36.
28. Fortsetzung.
Er schob seinen Arm unter den des
Lehrers. Sie gingen die Dorfstraße hin-
auf.
An der Kirche stand Siebert still. „Ich
habe die Schlüssel noch in der Tasche. —
Komm, tu mir die Liebe."
Durch das dunkle Kirchenschiff gei-
sterte der Mond. Lehrer Siebert trat
die Bälge, und Philipp Engel spielte. Der
u. jener der Schönbacher Bauern wachte
auf, „Mein Gott, da spielt doch jemand
Orgel. Mitten in der Nacht."
Des Fragers Weib aber drehte sich
knurrend auf die andere Seite.
„Schlaf. Du weißt doch, daß der ver-
bummelte Orgelstimmer im Dorfe ist."
Die Frühsonne schielte hinter gelben
Wolken hervor, da trennten sich zwei an
der Kirchentür, deren einer sich einen
Schüler gewonnen hatte, der die ersten
Zeilen in des Lebens krauser Nokschrift
lesen gekernt hatte.
Hand in Hand standen sie. Da sagte
der Landfahrer sinnend: „Wie fing ess
doch an? Ach ja: Die Linde> rüuscht esl
scheint der Mond. — Leb wohl, ich muß
weiter."
„Wohin gehst du? Ich möchte dich
immer zu finden wissen."
Philipp Engel lachte wehmütig. „Du
brauchst mich nicht zu suchen. Ich bin
immer bei dir. Was du von mir haben
mußt, kannst du jede Stunde haben. Das
andere? Was willst du mit einem Scher-
benhaufen?"
Die Fiedel unter dem Arm, schritt er
das Dorf hinauf, und über ihm summte
leise die große Glocke.
III.
Der Sonntagmorgen war schwül. Die
paar Blumen, die im Garten des Hohl-
ofenhofes standen, ließen die Köpfe hän-
gen. Heinrich Korn felber lag es schwer
in den Gliedern.
„Mir ist heute, als hätte ich gestern
abend zu viel getrunken," sprach er zu
seinem Weibe.
Die neckte ihn. „Zu wenig wird es
kaum gewesen sein."
„Aber auch nit zu viel. Ich weiß im-
mer noch, was ich fage und tue."
„Das ist doch auch das wenigste, das
man verlangen kann."
„Sag das nit. Das kommt manchmal
über dep Menschen, er weiß nit wie."
„Damit redet ihr euch immer heraus."
Sie wies Äüf- den Fliederbusch. „Den
sollten wir" uns auch anpflanzen." '
Der Bauer antwortete nicht. Er war
- unruhiger in sich, als er zeigte, kratzte sich
oft hinter den Ohren-, hätte feiner Frau
Hern von gestern abend gesprochen und!
fürchtete doch ihre ruhigen, sicheren Au-
gen und ihr treffendes Urteil. So ver-
bohrte er sich darein: „Ich trage das sel-
ber aus. Was geht das die Weiber an?
Aber mit dem Rudolf will ich reden."
Und doch schob er auch das auf, ob-
wohl ihm sein Sohn alle Augenblicke über
den Weg lief.
Planlos ging er auf den Hof hinaus,
stand vor dem verfallenen Mauerreste
des Hohlofens, der von Winde, Efau und
Thymian überwuchert war, und um den
die Schmetterlinge gaukelten, kratzte sich
wieder hinter den Ohren und wußte, daß
er — ein schlechtes Gewissen hatte.
Wenn's am Ende doch das Mariele war?
Rasch schritt er nach den Bienen-
stöcken hinüber. Die Tiere flogen auf-
geregt hin und her. Es war noch reichlich
früh im Jahre, aber sie schienen Anstal-
ten zum Schwärmen zu machen. Recht;
denn je früher ein Schwarm, desto bester.
Herrgott, wie die Sonne brannte!
Heinrich Korn sah nach dem Himmel.
Wolken türmten auf. In die Stube zu-
rückkehrend, bemerkte er: „Heute don-
nert's noch, Mutter."
„Ein Gewitter tät nit schaden. Nur
keinen Hagel!"
„Möcht wissen, woher jetzt Hagel kom-
men sollte."
„Hagelwetter kommt immer, weitn
man'S am wenigsten erwartet/'
- „Hast recht. Wenn man's am wenig-
sten erwartet." .
»-x Er kratzte sich wieder hinter den Oh-
ren. „Wo ist der Rudolf?" - ,
-Mi- M 'ganze
Zeit hier herumgelaufen. Bielleicht ist er
in seiner Kammer."
„Ob er denn nit endlich einmal zum
Heiraten tun will?"
„Wird er schon, wenn seine Zeit da
ist. Das ist seine Sache und geht uns
nix an."
Und der Mann auffallend scharf und
laut: „Das ist nit wahr. Ist nit seine
Sache. Deine und meine ist's. Zuerst
deine, du bist die Mutter und hättest dich
längst umtun können."
Minna Korn ward stutzig und hielt
in ihrer leichten Hantierung inne. „Ich
für den Rudolf auf die Freit gehn? Bist
du eenn nit rdcht bei Trost? Da läßt sich
doch nix vorschreiben. Oder hast du dir
das etwa anbefehlen lassen?"
„Ich! Wo doch alles so zusammen
paßte. — Was meinst du zu dem Wol-
fert in Goßberg seiner Klara? Ich dächte,
an der wäre nix auszusehen."
Minna Korn zuckte die Achseln. „Mir
gefällt sie nit. Sie ist zu fehr auf den
Staat aus."
„Der Wolfert hat's dazu."
„Desto weniger müßte es sein Mädel
zeigen. — Laß das nit deine Sache sein-
Das kommt alles, wie es muß. Um den
Rudolf brauchst du dir keine Gedanken
zu machen. Ich möchte überhautp wissen,
was heute in dich gefahren ist. Du tust
so, so . . Ich weiß nit, wie ich sagen
soll, aber du bist gar nit wie sonst."
„Dummes Zeug. Wenn man einmal
mit dir etwas ernsthaft bereden will, dank
ist man nit wie sonst/" W > /
M,-PW P. tTvEsthüng folgt). 1
Samstag, den 17. LMober 1931.
1. Iahrg. / Nr. 143
Kes. Mit der Anziehungskraft eines Magneten
zieht sie heute mehr denn je noch den deutschen
schaffenden Menschen in ihren Bann und läßt
ihn nicht eher bis er eingeschmotzen ist in die un-
lösbare Einheit ihres Millens. Ring um Ring
bildet sich um diesen neuen Kraftkern der Na-
tion, der die nicht mehr diskutierbaren Grund-
gesetze einer neuen Gemeinschaft aus sich heraus
entwickelt hat und sie naturnolwendig zum
Slaaksgedanken des neuen Deutschlands werden
läßt. Nicht Reden sind entscheidend, sondern
Leistung. Die nationalsozialistische Bewegung
wird ernten was sie gesät hat.
Zn der nationalsozialistischen Bewegung, in
der ein Wille Gesetz ist, spiegelt sich schon heute
die kommende Einheit der deutschen Nation. Sie
spricht nicht nur von der Volksgemeinschaft, son-
dern lebt in der Nation vor. Niese Bewegung
hak Klassenhaß und Standesdünkel überwunden
und das große Werk der Versöhnung im deut-
schen Volke eingeleiket. Zn ihr marschiert das
ganze Deutschland: Hand in Hand der Fabrik-
arbeiter neben dem Gebildeten, der Bauer ne-
ben dem Kaufmann, der Beamte neben dem
Handwerker. Einer für alle und alle für einen,
einig in glühendem Idealismus für die große
und gemeinsame deutsche Sache, die unser aller
Schicksal in sich schließt.
Zn Braunschweig wird am Sonntag nicht die
nationalsozialistische Bewegung aufmarschieren;
ihre unaufhaltsam wachsende Stärke macht eine
zahlenmäßige Beschränkung der Veranstaltung
auf bloße Abordnungen der SA. notwendig.
Aber in Braunschweig wird am Sonntag der
Geist der nationalsozialistischen Bewegung auf-
marschieren. Die Macht des Willens als das
letzte Geheimnis dieser Bewegung wird in den
braunen Bataillonen lebendige Gestalt anneh-
men und Zeugnis ablegen für die ungeheure, zu
staatlicher Formung drängende Kraft der natio-
nalsozialistischen Züee. Dieser Geist und der
vorwärtsstürmende elementare Wille, der die
nationalsozialistische Bewegung wie ein einziger
Strom -durchglühk, ist die stärkste politische Reali-
tät, die die deutsche Nation heute überhaupt be-
sitzt. Während die „Realpolitiker" zerstörten
oder unfähig waren der Zerstörung Einhalt zu
gebieten, hat Adolf Hitler aufgebaut und real-
politisch gehandelt. Er hat der Nation Kraft-
quellen erschlossen und sie praktisch zu Kräften
geformt, die heute in imponierender Einheit und
Stärke zum politischen Einsatz bereitstehen. Mik
ihrem Einsatz kann und wird unser Führer die
Schicksalswende der Nation herbeiführen.
Harzburg war ein Bekenntnis gegen das
System und die Vergangenheit, Braunschweig
wird das leidenschaftliche Bekenntnis zur deut-
schen Zukunft sein.
Reichstag auf 23. Februar vertagt.
Berlin, 16. Oktober. Um 22,30 Uhr ver-
tagte sich der Reichstag auf den 23. Februar
1932.
Vor der Vertagung nahm der Reichstag in
erster Lesung einen sozialdemokratischen Gesetz-
entwurf an, der die Länderregierungen ermäch-
tigt, alle Leistungen aus Verträgen oder Urtei-
len an ehemalige Fürsten und Mitglieder der
skandesherrlichen Familien mit sofortiger Wir-
kung einzustellen. Der Gesetzentwurf wurde
dann nachträglich dem Rechksausfchuß über-
wiesen.
Unter den weiter angenommenen Anträgen
befinden sich solche, die von der Regierung
Maßnahmen zur Bekämpfung der Steuer- und
Kapitalflucht verlangen.
Ein kommunistischer Antrag, der die Ver-
haftung der Führer der nationalen Opposition
forderte, verfiel der Ablehnung,
Stzm beginnt der leim...
Kampf der Schwarz-Moten gegen Braunschweig.
Lastkraftwagen transporte zum national-
sozialistischen Tag in Braunschweig verboten
Halle, 16. Okt. Der Oberpräsident der
Provinz Sachsen hat sämtliche Lastkrafkwa-
gentransporte, die Personen zum national-
sozialistischen Tag nach Braunschweig brin-
gen sollten, für Samstag und Sonntag ver-
boten.
Es handelt sich dabei um eine Auswir-
kung der Notverordnung voui 28. März 31,
wonach Lastkraftwagentransporke von Per-
sonen genehmigungspflichtig sind. Die Ober-
präsidenteen haben das Recht, solche Last-
kratfwagenkransporte zu verbieten.
Auch in Heidelberg wurden den Teilneh-
mern an der Braunschweigfahrt erhebliche
Hindernisse in den Weg gelegt. Die hessi-
sche Regierung verbot die Durchfahrt durch
hessisches Gebiet, so daß dadurch unsere
SA.-Kameraden einen Ilmweg von etwa
150 Kilometern fahren müssen. Die Ver-
suche, uns Schwierigkeiten zu bereiten, wur-
den fokleinlich gehandhabt, daß die hessische
Regierung nicht einmal die Fahrt durch
das ein paar Kilometer breite hessische Ge-
bietauf der Strecke Heidelberg-Würzburg
gestattete. Mir vermögen den tieferen
Sinn derartiger Unterdrückungsmaßnahmen
nicht zu verstehen. Selbstverständlich wird
uns eine so kleine Unbild des politischen
Lebens niemals davon abhalten, einen Auf-
marsch zu besuchen. Gefahren wurde trotz-
dem, aber mit noch größerer Begeisterung
als vorher.
Unser Urteil:
Die NSDAP zum Ausgang der Reichstags-
Abstimmungen.
München, 16. Oktober. Die Pressestelle der
Reichsleitung der NSDAP schreibt zum Aus-
gang der parlamentarischen „Abstimmungs-
schlacht": Noch einmal hak kleinlichster Krämer-
geist das System, das überreif zum Sturze war,
gerettet, noch einmal haben materielle, rein
egoistische Interessen, einen Phyrussieg errungen
über das Interesse der Nation. Die Regierung
hak keinen Anlaß, auf diesen „Erfolg" stolz zu
sein. Marxistische Angst vor der Abrechnung und
wirtschaftlicher Inkereffenschacher sind die Säule,
die das morsche, in allen Fugen krachende Ge-
bälk noch ein letztes Mal notdürftig stützen und
Zusammenhalten. Es wäre von Interesse, zu er-
fahren, wie hoch der Kaufpreis gewesen ist, der
in der heutigen Abstimmungsschlachk noch einmal
über das Schicksal des deutschen Volkes ent-
schieden hat. Die NSDAP hak alles getan, um
der Nation und besonders dem schaffenden Volk
das ungeheure Elend zu ersparen, das mit der
Fortsetzung dieser Politik verbunden ist, die bis
dahin geführt hak, wo wir heute stehen. Noch
einmal aber hat eine Vereinbarung wahrer
volkszerstörender Mächte der Marxisten, der
Unbelehrbaren und der parlamentarischen Pro-
fitjäger sich der deutschen Schicksalswende in den
Weg gestellt. Auf sie fällt nunmehr die volle
Verantwortung für die kommenden Ereignisse und
für alles, was weiter an Not und Elend über
das deutsche Volk hereinbrechen wird. Nie
NSDAP weiß sich frei von jeder Schuld. Zn
dem Bewußtsein, wie immer, so auch in diesen
Tagen ihre volle Pflicht getan zu haben gegen-
über der Nation, tritt sie an zu neuem Kampf
mit dem unbeugsamen Willen, ihn zum sieg-
reichen Ende zu führen.
Asstzzs NttsArieAts-r.
Der Papst protestiert gegen die Vorgänge
in Spanien.
Rom, 16. Oktober. Der „Osservatore
Romano" hat am gestrigen Freitag abend
eine Botschaft des Papstes an die Gläubi-
gen in Spanien veröffentlicht. Der Papst
erklärt darin, daß er auch ferner mit ihnen
sein werde. Ferner protestiert der Papst
nachdrücklich gegeen die der Kirche zugefüg-
ten Beleidigungen. Schließlich fordert er
alle zum Gebet für die Erlösung Spaniens
von den gegenwärtigen Prüfungen auf.
*
Wie sich der Völkerbnndsrat die Beile-
gung des Mandschurei-Streikes denkt.
Genf, 16. Okt. Zn maßgebenden Völ-
kerbundskreisen besteht nach der Hinzuzie-
hung der amerikanischen Regierung die Ab-
sicht, eine endgültige Beilegung des japa-
nisch-chinesischen Streitfalles in der Weise
herbeizuführen, daß der Rat gemeinsam
mit der japanischen Regierung feste Fristen
für die Räumung der besetzten Gebiete in
der Mandschurei festseht. Zur Durchfüh-
rung der Räumung soll eine internationale
Kommission ernannt werden, die jedoch le-
diglich die Aufgabe haben soll, den Schutz
des Leibes und des Eigentums der japani-
schen Staatsangehörigen im Räumungsge-
biet zu übernehmen. Eine Kontrolle über
die Durchführung der Räumung durch die
japanischen Truppen selbst, soll jedoch un-
bedingt vermieden werden. Man hofft auf
dieser Grundlage zu einm baldigen Abschluß
des Streitfalles zu gelangen.
Macdonald für ein Abkommen aller Länder
ohne Goldstandard.
London, 15. Okt. In einer Wahlrede in
seinem Wahlkreis Seaham bezeichnete Mac
Donald es als Aufgabe der kommenden Na-
tionalregierung, den Wert des Pfundes zu
stabilisieren. Die Wähler sollten ihm ein
Mandat geben, die finanziellen Schwierig-
keiten Europa einer Lösung näher zu brin-
gen. In Verbindung hiermit erwähnte
Macdonald den Gedanken eines Abkom-
mens zwischen England und denjenigen
Ländern, die den Goldstandard bereits ver-
laßen haben, und zwar auf der Grundlage
eines bestimmten Pfundwerkes.
Starke Erhöhung der Haushalte des frauz.
Kriegsministeriums.
Paris, 15. Okt. Die radikalsozialistische
„Republique" will aus zuverlässiger Quelle
erfahren haben, daß in der Sitzung des
Obersten Kriegsrates, die am Mittwoch
vormittag unter dem Vorsitz des französi-
schen Staatspräsidenten im Elysee stattfand,
beschlossen wurde, den Haushalt des Kriegs-
ministeriums um eine Milliarde Franken
gegenüber dem Vorjahre zu erhöhen.
Lin neues Element entdeckt.
Reuyork, 16. Oktober. Der Spekkrologe an
der Eornell-UniversikSk, Professor Jakob Papish,
will em neues Element entdeckt haben. Es soll
sich dabei um das in der Atomreihe aufgezählte
Element 87 handeln, das nicht allein üargestellk
werden kann, da es bei der Berührung mit der
Luft explodiert. Sollte sich diese Meldung be-
stätigen, würde nur noch das Element 85 fehlen.
*
Wegen ernstlicher Erkrankung des Pg.
Baldur von Schirach müssen alle in näch-
ster Zeit mit Pg. von Schirach als Redner an-
gesehken Versammlungen abgesagt -werden.
Kanzlei des NSDStB. gez, Schoelkopf.
Kurze MlslWs-MHrWeu.
Ein amerikanischer Tagesrekord: 26 Banken
stellen die Zahlungen ein.
London, 16. Oktober. In den Vereinigten
Staaken haben allein am Donnerstag 26 Banken
ihre Zahlungen eingestellt, und zwar 12 in Süd-
Karolina, vier in New-Jersey, zwei in Missouri,
drei in Pennsylvania, zwei in West-Virginia und
drei in Ohio. Die Stadt Noungstown in Ohio
hat insofern einen besonderen Rekord ausgestellt,
als ihre sämtlichen Banken mit einem Kapital
und Reserven von über 150 Millionen Reichs-
mark ihre Schalter -an demselben Tage geschlos-
sen haben.
MmstrWmg in NeiMk.
Newyork, 15. Oktober. Die Bundesreserve-
bank in Newyork hak den Diskontsatz auf 3'/-
v. H. erhöht.
Mannheimer Produktenbörse.
Weizen inl. 24—24,50, Roggen int. 21,50 bis
22, Weizenmehl spez. Null süüd. mit Auslands-
weizen 36,50, Sondermahlung 34,50, Roggen-
mehl 29,75—31,50. Sommergerste inl. 16,75 bis
18,75, Ausstichware über Notiz, Futkergerste 16
bis 17, Hafer inl. 16,25—18, Mais mit Sack
20,50—20,75, Weizennachmehl 17,50—18, Spe-
zialfabrikake höher, Weizenfutkermeht 10, Wei-
zenkleie fein 8,25, grob 8,759, Roggenkleie 10,
Erdnußkuchen 11,50—11,75, Soyaschrok 11,50,
Biertreber 11,50—12, Malzkeime 10,50—11,50,
Trockenschnihel 5,75 -alles in RM. per 100 Mo.
Obstgroßmarkt Neustadt a. -. H.
Anfuhr gut, Handel mittelmäßig. Es
kosteten Aepfel 6—12, Birnen 2—10, Ka-
stanien 10—13, Nüsse 22, Quitten 6—8, To-
maten 7—9, Trauben 13—14.
Copyright by Hanseatische Verlagsanstalk.
Hamburg 36.
28. Fortsetzung.
Er schob seinen Arm unter den des
Lehrers. Sie gingen die Dorfstraße hin-
auf.
An der Kirche stand Siebert still. „Ich
habe die Schlüssel noch in der Tasche. —
Komm, tu mir die Liebe."
Durch das dunkle Kirchenschiff gei-
sterte der Mond. Lehrer Siebert trat
die Bälge, und Philipp Engel spielte. Der
u. jener der Schönbacher Bauern wachte
auf, „Mein Gott, da spielt doch jemand
Orgel. Mitten in der Nacht."
Des Fragers Weib aber drehte sich
knurrend auf die andere Seite.
„Schlaf. Du weißt doch, daß der ver-
bummelte Orgelstimmer im Dorfe ist."
Die Frühsonne schielte hinter gelben
Wolken hervor, da trennten sich zwei an
der Kirchentür, deren einer sich einen
Schüler gewonnen hatte, der die ersten
Zeilen in des Lebens krauser Nokschrift
lesen gekernt hatte.
Hand in Hand standen sie. Da sagte
der Landfahrer sinnend: „Wie fing ess
doch an? Ach ja: Die Linde> rüuscht esl
scheint der Mond. — Leb wohl, ich muß
weiter."
„Wohin gehst du? Ich möchte dich
immer zu finden wissen."
Philipp Engel lachte wehmütig. „Du
brauchst mich nicht zu suchen. Ich bin
immer bei dir. Was du von mir haben
mußt, kannst du jede Stunde haben. Das
andere? Was willst du mit einem Scher-
benhaufen?"
Die Fiedel unter dem Arm, schritt er
das Dorf hinauf, und über ihm summte
leise die große Glocke.
III.
Der Sonntagmorgen war schwül. Die
paar Blumen, die im Garten des Hohl-
ofenhofes standen, ließen die Köpfe hän-
gen. Heinrich Korn felber lag es schwer
in den Gliedern.
„Mir ist heute, als hätte ich gestern
abend zu viel getrunken," sprach er zu
seinem Weibe.
Die neckte ihn. „Zu wenig wird es
kaum gewesen sein."
„Aber auch nit zu viel. Ich weiß im-
mer noch, was ich fage und tue."
„Das ist doch auch das wenigste, das
man verlangen kann."
„Sag das nit. Das kommt manchmal
über dep Menschen, er weiß nit wie."
„Damit redet ihr euch immer heraus."
Sie wies Äüf- den Fliederbusch. „Den
sollten wir" uns auch anpflanzen." '
Der Bauer antwortete nicht. Er war
- unruhiger in sich, als er zeigte, kratzte sich
oft hinter den Ohren-, hätte feiner Frau
Hern von gestern abend gesprochen und!
fürchtete doch ihre ruhigen, sicheren Au-
gen und ihr treffendes Urteil. So ver-
bohrte er sich darein: „Ich trage das sel-
ber aus. Was geht das die Weiber an?
Aber mit dem Rudolf will ich reden."
Und doch schob er auch das auf, ob-
wohl ihm sein Sohn alle Augenblicke über
den Weg lief.
Planlos ging er auf den Hof hinaus,
stand vor dem verfallenen Mauerreste
des Hohlofens, der von Winde, Efau und
Thymian überwuchert war, und um den
die Schmetterlinge gaukelten, kratzte sich
wieder hinter den Ohren und wußte, daß
er — ein schlechtes Gewissen hatte.
Wenn's am Ende doch das Mariele war?
Rasch schritt er nach den Bienen-
stöcken hinüber. Die Tiere flogen auf-
geregt hin und her. Es war noch reichlich
früh im Jahre, aber sie schienen Anstal-
ten zum Schwärmen zu machen. Recht;
denn je früher ein Schwarm, desto bester.
Herrgott, wie die Sonne brannte!
Heinrich Korn sah nach dem Himmel.
Wolken türmten auf. In die Stube zu-
rückkehrend, bemerkte er: „Heute don-
nert's noch, Mutter."
„Ein Gewitter tät nit schaden. Nur
keinen Hagel!"
„Möcht wissen, woher jetzt Hagel kom-
men sollte."
„Hagelwetter kommt immer, weitn
man'S am wenigsten erwartet/'
- „Hast recht. Wenn man's am wenig-
sten erwartet." .
»-x Er kratzte sich wieder hinter den Oh-
ren. „Wo ist der Rudolf?" - ,
-Mi- M 'ganze
Zeit hier herumgelaufen. Bielleicht ist er
in seiner Kammer."
„Ob er denn nit endlich einmal zum
Heiraten tun will?"
„Wird er schon, wenn seine Zeit da
ist. Das ist seine Sache und geht uns
nix an."
Und der Mann auffallend scharf und
laut: „Das ist nit wahr. Ist nit seine
Sache. Deine und meine ist's. Zuerst
deine, du bist die Mutter und hättest dich
längst umtun können."
Minna Korn ward stutzig und hielt
in ihrer leichten Hantierung inne. „Ich
für den Rudolf auf die Freit gehn? Bist
du eenn nit rdcht bei Trost? Da läßt sich
doch nix vorschreiben. Oder hast du dir
das etwa anbefehlen lassen?"
„Ich! Wo doch alles so zusammen
paßte. — Was meinst du zu dem Wol-
fert in Goßberg seiner Klara? Ich dächte,
an der wäre nix auszusehen."
Minna Korn zuckte die Achseln. „Mir
gefällt sie nit. Sie ist zu fehr auf den
Staat aus."
„Der Wolfert hat's dazu."
„Desto weniger müßte es sein Mädel
zeigen. — Laß das nit deine Sache sein-
Das kommt alles, wie es muß. Um den
Rudolf brauchst du dir keine Gedanken
zu machen. Ich möchte überhautp wissen,
was heute in dich gefahren ist. Du tust
so, so . . Ich weiß nit, wie ich sagen
soll, aber du bist gar nit wie sonst."
„Dummes Zeug. Wenn man einmal
mit dir etwas ernsthaft bereden will, dank
ist man nit wie sonst/" W > /
M,-PW P. tTvEsthüng folgt). 1