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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921

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Wolf, Georg Jacob: Das Schloss Wolfsbrunn zu Stein
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https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0023

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XXXII. JAHRGANG.

DARMSTADT.

1AN.-FEBR. 1921.

DAS SCHLOSS WOLFSBRUNN ZU STEIN

ERBAUT VON PROF. DR. EMANUEL v. SEIDL f

Das eigenartige Spiel eines Künstlerschicksals
hat Emanuel von Seidls letztes großes
Werk fern von seinem ureigensten Schaffensbezirk
entstehen lassen. Droben in Murnau, wo Seidls
Kunst in der reifen Periode seines Schaffens
Wurzeln geschlagen hatte, vielleicht auch irgendwo
anders im bayrischen Alpenvorland oder im Bann-
kreis Münchens sollte man die letzte Bauschöpfung
Seidls suchen zu müssen glauben. Indessen ent-
stand das Werk, das ihn seit mehr als einem
Jahrzehnt stets aufs Neue beschäftigt hatte, an
dem er hing mit allen Fasern seines entflammten
Künstlerherzens, und mit dem er sozusagen den
letzten Trumpf ausspielte seiner festlichen Kunst,
getaucht in wundervoll verglühendem Renaissancis-
mus der Empfindung und Gesinnung, — in einer
ihm bis dahin fremden Landschaft: im Erzgebirge,
an den grünen Ufern des Flüßchens Mulde. . . .

Freilich ist es eine ungemein schöne, in-
nige Landschaft, in die Emanuel von Seidl
sein Schloß Wolfsbrunn stellen konnte. Man
glaubt sich in eine jener poetischen Gegenden
versetzt, die man von den Landschaftsbildern
Hans Thomas kennt: weiches Mittelgebirge, wenig
Horizont, kein fern blauender Alpenwall, aber

wohin der Blick gleitet, ruht er aus auf lieblich ge-
schwungenen Hügeln, deren sanfte, weitgespannte
Kurven eine treffliche Gesamtsilhouette geben.
Auch die alten Schlösser auf den Höhen fehlen
nicht, und im Grunde des Tales rauscht die
Mulde. Viel, viel Grün ist überall, Schluchten
voll dämmeriger Kühle gibt es, und auf breit hin-
gelagerte Wiesen ergießt sich Sonne und un-
gehemmt zufließendes Licht. Stein, der Ort,
der den Stützpunkt des Schlosses bildet, ist klein
und nicht eben ansehnlich; an einigen Häusern,
die auf Murnauer Art in ein Gewand kräftiger
Farbigkeit über dem Backsteinbau-Verputz ge-
kleidet wurden, verspürt man Seidls Walten und
sein unbesorgtes, farbenfreudiges Altbayerntum,
das so auch in den Ausstrahlungen des eigent-
lichen Schloßbaues wirksam wird. Gut so: der
eigentlichen Bauschöpfung wird damit eine ver-
wandte Folie gegeben, und wer etwa vom Bahn-
hof des Ortes herkommt, an dem alten Ortsschloß
vorbeischreitet und in die einzige Dorfstraße
einlenkt, den rütteln diese freundlichen Vorboten
Seidischer Kunstauswirkung bedeutsam auf. . . .

Der Montan-Industrielle Dr. jur. Georg Wolf, ein
kunstsinniger, mäzenatischer Mann, war Emanuel

'92i. i._n. i.
 
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