Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0086
DOI Artikel:
Fischer, Hans W.: Der weise Schlemmer
DOI Artikel:Niebelschütz, Ernst von: Der Kampf um die Seele der Gotik, [1]
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INNEN-DEKORATION
FENSTEC- NI5CHE MIT CINEC
LEDEC2-BANK. , AUF WELCHCC DIE
ODNAMENTE Ml'TTELiT fJESblN G
NÄÖEL AUFGENAGELT ilMDJS-P
DER WEISE SCHLEMMER. »Da es so viele gute
Dinge in der Welt gibt, und Du das Zeug dazu
hast, Dich in jeden Genuß zu tauchen, zu stürzen; da
Du ferner des Geistes genug besitzt, um aus dem Roh-
stoff die Essenz zu holen und zur letzten Feinheit zu ver-
flüchtigen, — sollte es da nicht am Ende doch ein er-
strebenswertes Ziel sein, ein ganzes Dasein sinnlicher
Empfindsamkeit aufzubauen?« ... (Voraussetzung wäre:
Geld. Denn es ist klar, daß das holde Gleichmaß einer
ewigen Schlemmerei nur möglich ist im Komfort.) ....
Man braucht Raffinement und Luxus nicht einmal auf
die Spitze zu treiben, schon der ganz gewöhnliche Kom-
fort reicht dazu aus, den Menschen alle zu machen: zu
einem Unproduktiven, einer Niveau-Erscheinung, einem
Zivilisationsgeschöpf. Ja, kennen soll man auch den
Komfort; schon um nicht, statt eines fröhlichen Menschen,
den Gott liebt, ein schäbiger Neidhammel zu sein. Miß-
traue aber tief allen, die zu ihrem Wohlbehagen täglich
dieselben gewohnheitsmäßigen Annehmlichkeiten nötig
haben; mißtraue vor allem Dir selbst, wenn Du Dich da-
rauf ertappst! Nie wurden bedeutende Dinge in Luxus
gezeugt... Goethe besaß genügend Kostbarkeiten, um
ein Museum damit zu füllen; sein Arbeitszimmer aber
ist Abkehr, Rückkehr in die schlichte Einfachheit. . . .
Glaub mir, Freund, es ist zu Deinem Heile, daß Du
das Schlemmen nicht zur täglichen Übung machen kannst
und Dir eine ganze Menge famoser Dinge dann ver-
kneifen mußt, wenn Du die größte Lust auf sie verspürst 1
Du solltest wissen, daß eine Flasche Chambertin doppelt
schmeckt, wenn Du um ihretwillen eine Woche krumm
gelegen hast, daß ein Tag voll Sonne und Wasser herr-
licher wird, wenn Du ihn durch erhöhtes Arbeitstempo
aus dem Alltag herausgeschunden hast! hans w.fischer.
(»DAS SCHLEMMRR-PARAD1ES«. TASC'HRNnUCH Fl*R I.RBRNSKÜNSTI-ER, RÖSI. * CIE.)
INNEN-DEKORATION
FENSTEC- NI5CHE MIT CINEC
LEDEC2-BANK. , AUF WELCHCC DIE
ODNAMENTE Ml'TTELiT fJESblN G
NÄÖEL AUFGENAGELT ilMDJS-P
DER WEISE SCHLEMMER. »Da es so viele gute
Dinge in der Welt gibt, und Du das Zeug dazu
hast, Dich in jeden Genuß zu tauchen, zu stürzen; da
Du ferner des Geistes genug besitzt, um aus dem Roh-
stoff die Essenz zu holen und zur letzten Feinheit zu ver-
flüchtigen, — sollte es da nicht am Ende doch ein er-
strebenswertes Ziel sein, ein ganzes Dasein sinnlicher
Empfindsamkeit aufzubauen?« ... (Voraussetzung wäre:
Geld. Denn es ist klar, daß das holde Gleichmaß einer
ewigen Schlemmerei nur möglich ist im Komfort.) ....
Man braucht Raffinement und Luxus nicht einmal auf
die Spitze zu treiben, schon der ganz gewöhnliche Kom-
fort reicht dazu aus, den Menschen alle zu machen: zu
einem Unproduktiven, einer Niveau-Erscheinung, einem
Zivilisationsgeschöpf. Ja, kennen soll man auch den
Komfort; schon um nicht, statt eines fröhlichen Menschen,
den Gott liebt, ein schäbiger Neidhammel zu sein. Miß-
traue aber tief allen, die zu ihrem Wohlbehagen täglich
dieselben gewohnheitsmäßigen Annehmlichkeiten nötig
haben; mißtraue vor allem Dir selbst, wenn Du Dich da-
rauf ertappst! Nie wurden bedeutende Dinge in Luxus
gezeugt... Goethe besaß genügend Kostbarkeiten, um
ein Museum damit zu füllen; sein Arbeitszimmer aber
ist Abkehr, Rückkehr in die schlichte Einfachheit. . . .
Glaub mir, Freund, es ist zu Deinem Heile, daß Du
das Schlemmen nicht zur täglichen Übung machen kannst
und Dir eine ganze Menge famoser Dinge dann ver-
kneifen mußt, wenn Du die größte Lust auf sie verspürst 1
Du solltest wissen, daß eine Flasche Chambertin doppelt
schmeckt, wenn Du um ihretwillen eine Woche krumm
gelegen hast, daß ein Tag voll Sonne und Wasser herr-
licher wird, wenn Du ihn durch erhöhtes Arbeitstempo
aus dem Alltag herausgeschunden hast! hans w.fischer.
(»DAS SCHLEMMRR-PARAD1ES«. TASC'HRNnUCH Fl*R I.RBRNSKÜNSTI-ER, RÖSI. * CIE.)