Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921

DOI Artikel:
Sörgel, Herman: Die Fundamentalbegriffe in der bildenden Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0166

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Abgrenzung der künstlerischen Begriffswelt von jenen
der Natur und Wissenschaft. (Näheres siebe: H. Sörgel
»Architektur-Aesthetik« S. 134 tf ) . . Nun aber zu den
besonderen Kennzeichnungen und gegenseitigen Unter-
scheidungen der wichtigen Fundamental-Begriffe im
Reiche der bildenden Kunst selbst!

»Form« in der bildenden Kunst ist jeder ästhetische
Auren-Eindruck (genauer: »Sinnes-Eindruck«, da auch
ein Blinder durch Tasten eine Form erfassen kann) einer
Wirkung, die durch die Beziehungen des Nebeneinander-
seins, des Zusammenseins zustande kommt. Als Kom-
plex solcher Sinneseindtücke ist der Formbegriff in der
Kunst ein allgemeiner, gemeinsamer, d. h. man kann ihn
quantitativ auf jede der drei bildenden Künste in gleichem
Maße anwenden. Man kann mit gleichem Rechte von
einer Flächenform, Körperform und Raumform
sprechen. Dabei ist nun Zweierlei beachtenswert. 1. Die
»Form an sich« ist ein Begriff, etwas Gedachtes. Sie
kann sich — gleichsam wie durch Inkarnation — nur
auf einer Fläche, an einem Körper, in einem Raum als
Flächen-, Körper- oder Raumform kundgeben. 2. Die
Form ist trotz ihrer gleichmäßig begrifflichen Anwend-

barkeit auf alle bildende Künste etwas'Anderes, Eigen-
bedeutsames als Flächenfoim, als Körperform und als
Raumfotm. — In diesen beiden Sätzen liegen zwei
weitere, kunstwissenschaftlich höchst bedeutsame Tat-
sachen begründet. 1. Die Form — wie sie sich auf
einer Fläche, an einem Körper, in einem Raum kund-
gibt — wird niemals selbst Fläche. Körper oder Raum.
Man ist also wohl berechtigt, von einer »Flächenform«
usw. zu sprechen, aber die Bezeichnung »Flächen« ist
dabei nur nähere Kennzeichnung des Betätigungsfeldes
der Form. Die Form kann nicht identisch sein mit Fläche,
Körper oder Raum; sie ist ein Flächen- oder Körper-
oder Raum detail. Die Grenzen dieses Details sind
wichtig. Es muß einerseits mehr als eine einzeln isolierte
Flächen-, Körper- oder Raumlinie, Kurve, Farbe usw.
sein. Es muß eine Zusammenfassung mehrerer Elemente
in Anwendung auf das Nacheinander einer Fläche usw.
sein. Andrerseits aber stellt die Form niemals die Fläche,
den Körper, den Raum als Totalität eines geschlos-
senen, in sich bestehenden Kunstwerks dar . . Jede der
bildenden Künste setzt sich aus verschiedenen, zahlreichen
und nach mehrfachen Prinzipien isolierbaren Formen zu-
 
Annotationen