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INNEN-DEKORATION
Völker das Bunte, Verzierte lieben. In der Negerkunst, haus, in der Welt der sportlichen Bewegung, da ist das
der Volkskunst, in der Welt des Kindes finden wir Buntes, Spiel krauser Ornamentik nicht am Platze, hier herrscht
Krauses, Verziertes, Phantastisch-Unvernünftiges. Und die Schönheit des gespannten Muskels, die glatte, para-
in der Halb-Welt des »zivilisierten Europäers« ersteht bolische Kurve des geringsten Widerstandes. Aber schon
dann das Unbunte, das sehr Vernünftige, das Phanta- jede Bewegung höherer Art, jedes beschwingte Tempo
sielos-Nüchterne. In den oberen Regionen aller hohen strebt zum Rhythmus, zum Tanz, zum Rausch. Auch
Geisteskulturen, in denTcmprln Ägyptens, Chinas, Indiens, hier ersteht wieder eine Welt geistdurchstürmter Zier-
in den Kathedralen, den Palästen; bei Shakespeare, formen, von denen Adolf Loos sich offensichtlich noch
Mozart, in Goethes Faust erscheint wieder das Phanta- keine Vorstellung machen kann. In Haus und Heim aber
stisch-Ornamentaleinseinerhöchsten.reichstenEntfaltung. spielt dieses neue »Tempo« keine wesentliche Rolle.
Mit dieser Feststellung ist der »Fall Loos« im Prinzip Hier sucht auch der moderne Mensch: Entspannung und
erledigt. . . Immerhin kann man zugeben: In jedem Genuß . . Im windgeschützten, besonnten Tal, wo man
Protest, in jeder Abwehr und Gegenwirkung steckt auch gerne verweilt, blühen immerzu Blumen 1........
eine Wahrheit, die ans Licht will, eine Mahnung, die Unanfechtbar erscheint der Satz, es solle »an eine
zu beachten nützlich ist. Nur ist Loos, trotz seines nüch- Sache nicht mehr oder kostbareres Material, mehr Arbeits-
ternen Verstandes, kein klarer Kopf, er rennt »gegen die kraft, mehr Zeit gewendet werden, als es dieser Sache
Wand«,seineAbwehristnichtKraft.sondernVerdrängung, entspricht«. Verschwendet aber ist nur dann der
Negation des Nerven-Menschen, ist wie er selbst erkennt: Arbeitsaufwand, wenn der End-Effekt Unbehagen statt
eine bis ins Krankhaft-Scheinende gesteigerte Scheu . . Lust auslöst! Eine glatte Silberschale vermag Vollendung
ist der Horror des von der—immer verschwenderisch sich zusein. Die Schale, der sinnlose Ornamentik gefühllos
verschenkenden — Vollnatur entfernten, blutlosen und aufgepreßt wurde, ist ein Greuel. Vollendung höchster
im Grund krafüosen, abendländischen Neurasthenikers. Art aber vermag die aus strömender Phantasie und
Sparsamkeit in der Verwendung allen wertvollen glühendem Materialempfinden des echten Kunsthand-
Materiales, Ökonomie, wahre Zweckmäßigkeit sind sicher- werkers geschaffene Silber-Schale zu sein.......
lieh zu allen Zeiten erstrebenswerte Ideale. Loos Loos behauptet: Der moderne Mensch sei das an-
hat recht, wenn er sich gegen die sinnlose Zier- ___ spruchloseste Wesen; alles was er tut, sei
wut, das Kitsch-Ornament wendet, das nicht ^^^^^^^^^Sc, »vom Geist unbedingter Zweckhaftigkeit be-
aus der Freude am Material und innerstem ^^^^SSj^^^^^^Kt herrscht«... Wohl noch nie war dieser
Müssen entquillt. Loos hat Unrecht, ^^^^^^^^^S^^^^S. ^yp 80 sel,en> w'c m unserer Zeit. Er
wenn er sich gegen das wahre »Oma- jaS^^^^S^^^^^^Wi *st aucn keineswees unser Ideal. Loos
ment«, die Blüte und letzte verfeinerte '^^^^^jP^^^^^ffcg verkennt unsere Zeit. Nicht der inner-
Außerung überquellender Lebenslust j \ W^^^^^' f lieh müde, unfruchtbare Nervenmensch
wendet, denn dieses ist immer zugleich ^^^^^^^ ti}\ des »sterbenden Abendlandes« wird
höchste Zweckmäßigkeit des tiefsten '\Vk\ ^wP?§§z: JP" 9^ I \ aufbauen, sondern ein blutvolles, kraft-
Lebens-Prinzipes... Loos spricht vom j f f \ ^M., ,,,.lf§L..1lL^;J I j volles, neues Geschlecht, das aus innerer
neuen »Tempo« unseres Lebens. Wo 1 j Wt j """"2?" 1 ^ I Krafifülle, aus innerem Müssen heraus
dieses in Erscheinung tritt, im Geräte, \f\ 1 Iii schafft, das nichts, — auch die Ver-
im Kraftwagen, Flugzeug, im Geschäfts- fM^?* I 'I schwendung nicht fürchtet I hugo lang.
LOTHAR WE1NZHE1MER —GROSSKÖNIGSDORF BEI KÖLN A.RH. BÜFETT MIT GLAS-SCHRANKCHEN. WEICHHOLZ ROTLACKIERT
INNEN-DEKORATION
Völker das Bunte, Verzierte lieben. In der Negerkunst, haus, in der Welt der sportlichen Bewegung, da ist das
der Volkskunst, in der Welt des Kindes finden wir Buntes, Spiel krauser Ornamentik nicht am Platze, hier herrscht
Krauses, Verziertes, Phantastisch-Unvernünftiges. Und die Schönheit des gespannten Muskels, die glatte, para-
in der Halb-Welt des »zivilisierten Europäers« ersteht bolische Kurve des geringsten Widerstandes. Aber schon
dann das Unbunte, das sehr Vernünftige, das Phanta- jede Bewegung höherer Art, jedes beschwingte Tempo
sielos-Nüchterne. In den oberen Regionen aller hohen strebt zum Rhythmus, zum Tanz, zum Rausch. Auch
Geisteskulturen, in denTcmprln Ägyptens, Chinas, Indiens, hier ersteht wieder eine Welt geistdurchstürmter Zier-
in den Kathedralen, den Palästen; bei Shakespeare, formen, von denen Adolf Loos sich offensichtlich noch
Mozart, in Goethes Faust erscheint wieder das Phanta- keine Vorstellung machen kann. In Haus und Heim aber
stisch-Ornamentaleinseinerhöchsten.reichstenEntfaltung. spielt dieses neue »Tempo« keine wesentliche Rolle.
Mit dieser Feststellung ist der »Fall Loos« im Prinzip Hier sucht auch der moderne Mensch: Entspannung und
erledigt. . . Immerhin kann man zugeben: In jedem Genuß . . Im windgeschützten, besonnten Tal, wo man
Protest, in jeder Abwehr und Gegenwirkung steckt auch gerne verweilt, blühen immerzu Blumen 1........
eine Wahrheit, die ans Licht will, eine Mahnung, die Unanfechtbar erscheint der Satz, es solle »an eine
zu beachten nützlich ist. Nur ist Loos, trotz seines nüch- Sache nicht mehr oder kostbareres Material, mehr Arbeits-
ternen Verstandes, kein klarer Kopf, er rennt »gegen die kraft, mehr Zeit gewendet werden, als es dieser Sache
Wand«,seineAbwehristnichtKraft.sondernVerdrängung, entspricht«. Verschwendet aber ist nur dann der
Negation des Nerven-Menschen, ist wie er selbst erkennt: Arbeitsaufwand, wenn der End-Effekt Unbehagen statt
eine bis ins Krankhaft-Scheinende gesteigerte Scheu . . Lust auslöst! Eine glatte Silberschale vermag Vollendung
ist der Horror des von der—immer verschwenderisch sich zusein. Die Schale, der sinnlose Ornamentik gefühllos
verschenkenden — Vollnatur entfernten, blutlosen und aufgepreßt wurde, ist ein Greuel. Vollendung höchster
im Grund krafüosen, abendländischen Neurasthenikers. Art aber vermag die aus strömender Phantasie und
Sparsamkeit in der Verwendung allen wertvollen glühendem Materialempfinden des echten Kunsthand-
Materiales, Ökonomie, wahre Zweckmäßigkeit sind sicher- werkers geschaffene Silber-Schale zu sein.......
lieh zu allen Zeiten erstrebenswerte Ideale. Loos Loos behauptet: Der moderne Mensch sei das an-
hat recht, wenn er sich gegen die sinnlose Zier- ___ spruchloseste Wesen; alles was er tut, sei
wut, das Kitsch-Ornament wendet, das nicht ^^^^^^^^^Sc, »vom Geist unbedingter Zweckhaftigkeit be-
aus der Freude am Material und innerstem ^^^^SSj^^^^^^Kt herrscht«... Wohl noch nie war dieser
Müssen entquillt. Loos hat Unrecht, ^^^^^^^^^S^^^^S. ^yp 80 sel,en> w'c m unserer Zeit. Er
wenn er sich gegen das wahre »Oma- jaS^^^^S^^^^^^Wi *st aucn keineswees unser Ideal. Loos
ment«, die Blüte und letzte verfeinerte '^^^^^jP^^^^^ffcg verkennt unsere Zeit. Nicht der inner-
Außerung überquellender Lebenslust j \ W^^^^^' f lieh müde, unfruchtbare Nervenmensch
wendet, denn dieses ist immer zugleich ^^^^^^^ ti}\ des »sterbenden Abendlandes« wird
höchste Zweckmäßigkeit des tiefsten '\Vk\ ^wP?§§z: JP" 9^ I \ aufbauen, sondern ein blutvolles, kraft-
Lebens-Prinzipes... Loos spricht vom j f f \ ^M., ,,,.lf§L..1lL^;J I j volles, neues Geschlecht, das aus innerer
neuen »Tempo« unseres Lebens. Wo 1 j Wt j """"2?" 1 ^ I Krafifülle, aus innerem Müssen heraus
dieses in Erscheinung tritt, im Geräte, \f\ 1 Iii schafft, das nichts, — auch die Ver-
im Kraftwagen, Flugzeug, im Geschäfts- fM^?* I 'I schwendung nicht fürchtet I hugo lang.
LOTHAR WE1NZHE1MER —GROSSKÖNIGSDORF BEI KÖLN A.RH. BÜFETT MIT GLAS-SCHRANKCHEN. WEICHHOLZ ROTLACKIERT