INN EN-DEKORATION
189
ENTWURF: PROFESSOR CARL WITZMANN-WIEN WOHN-U. ESSZIMMER. BRAUN EICHENHOLZ
VOM WESEN DER BAUKUNST
Die Vorstellung, daß die Architektur eine sogenannte die einzige Kunst, die mit den Elementen umgeht.. Das
Nutzkunst sei, ist so fest eingedrungen in die Gehirne Werden der Welt ist ein Bauen und durch den von Welt-
der Europäer, daß hier alle Welt konsterniert ist, wenn liebe erfüllten Menschen baut die Menschheit mit an der
diese Auffassung bestritten und die Behauptung gewagt sich vollendenden Gestalt der Welt... adolf behne.
wird, daß die Architektur eine freie, aus eigenen tiefen *
Quellen schöpfende, die Welt verherrlichende, großartige VOM WESEN DES BAUKÜNSTLERS
Kunst ist. Bauen: das gemeinsame Werk vieler begei-
sterter Menschen, dieausLiebezur Weltein Neues, Großes, IV /Tag der Dichter oder Musiker, der Schauspieler oder
Herrliches in sie einfügen, ein Werk, das über deneinzelnen IV J. Tänzer der affekthaft befruchtenden Inspiration be-
unendlich hinausragt, ist eine alltägliche Sache geworden, dürfen, den Architekten muß bei seiner Konzeption
* sicher eine etwas kühlere Phantasie leiten. Mag umge-
Bauen ist die elementare Kunst. Die Werke der kehrt bei anderen Künstlern die Einseitigkeit des Wissens
anderen Künste müssen behütet werden, und diese Hut und Könnens sogar förderlich sein, vom Architekten muß,
schafft ihnen wiederum das Bauen. Das Gebaute selbst ob der engen Verknüpfung seiner Werke mit dem sozialen
aber steht in der Sonne, im Wind und im Regensturm. Menschenleben eine gewisse Vielseitigkeit und Erfahrung
Die Atmosphäre ist ihm nicht feindlich, sie spielt mit ihm. gefordert werden. Er darf kein Grübler, kein Einsiedler,
Und allein die Baukunst spielt mit den großen seienden sondern soll ein Weltmann sein. Der Baukünstler muß
Wundern um uns. Sie zieht die Sonne an, wo Glänzen etwas gesehen haben, er soll aus einem großen Fond von
und Funkeln sein soll, sie stellt ihre Werksteine hoch in Geschautem und von Erlebtem schöpfen können, er muß
die Himmelsluft, kantige oder geschwungene, glatte oder starke, soziale Gemeinschafts-Instinkte besitzen, um
geschmückte, stumpfe oder geschliffene, helle oder dunkle, modern lebensvoll bauen zu können, hermann sörgel.
und dort arbeiten die Elemente mit den Steinen. Vögel ¥
fliegen durch ihre Öffnungen hindurch, Regen näßt sie, DIE GRUNDLAGE. Architektur besteht nicht im
Wind trocknet sie, Frost spaltet sie. Die Architektur ist Häuserbauen, sondern in der Gesinnung, j. w. goethe.
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ENTWURF: PROFESSOR CARL WITZMANN-WIEN WOHN-U. ESSZIMMER. BRAUN EICHENHOLZ
VOM WESEN DER BAUKUNST
Die Vorstellung, daß die Architektur eine sogenannte die einzige Kunst, die mit den Elementen umgeht.. Das
Nutzkunst sei, ist so fest eingedrungen in die Gehirne Werden der Welt ist ein Bauen und durch den von Welt-
der Europäer, daß hier alle Welt konsterniert ist, wenn liebe erfüllten Menschen baut die Menschheit mit an der
diese Auffassung bestritten und die Behauptung gewagt sich vollendenden Gestalt der Welt... adolf behne.
wird, daß die Architektur eine freie, aus eigenen tiefen *
Quellen schöpfende, die Welt verherrlichende, großartige VOM WESEN DES BAUKÜNSTLERS
Kunst ist. Bauen: das gemeinsame Werk vieler begei-
sterter Menschen, dieausLiebezur Weltein Neues, Großes, IV /Tag der Dichter oder Musiker, der Schauspieler oder
Herrliches in sie einfügen, ein Werk, das über deneinzelnen IV J. Tänzer der affekthaft befruchtenden Inspiration be-
unendlich hinausragt, ist eine alltägliche Sache geworden, dürfen, den Architekten muß bei seiner Konzeption
* sicher eine etwas kühlere Phantasie leiten. Mag umge-
Bauen ist die elementare Kunst. Die Werke der kehrt bei anderen Künstlern die Einseitigkeit des Wissens
anderen Künste müssen behütet werden, und diese Hut und Könnens sogar förderlich sein, vom Architekten muß,
schafft ihnen wiederum das Bauen. Das Gebaute selbst ob der engen Verknüpfung seiner Werke mit dem sozialen
aber steht in der Sonne, im Wind und im Regensturm. Menschenleben eine gewisse Vielseitigkeit und Erfahrung
Die Atmosphäre ist ihm nicht feindlich, sie spielt mit ihm. gefordert werden. Er darf kein Grübler, kein Einsiedler,
Und allein die Baukunst spielt mit den großen seienden sondern soll ein Weltmann sein. Der Baukünstler muß
Wundern um uns. Sie zieht die Sonne an, wo Glänzen etwas gesehen haben, er soll aus einem großen Fond von
und Funkeln sein soll, sie stellt ihre Werksteine hoch in Geschautem und von Erlebtem schöpfen können, er muß
die Himmelsluft, kantige oder geschwungene, glatte oder starke, soziale Gemeinschafts-Instinkte besitzen, um
geschmückte, stumpfe oder geschliffene, helle oder dunkle, modern lebensvoll bauen zu können, hermann sörgel.
und dort arbeiten die Elemente mit den Steinen. Vögel ¥
fliegen durch ihre Öffnungen hindurch, Regen näßt sie, DIE GRUNDLAGE. Architektur besteht nicht im
Wind trocknet sie, Frost spaltet sie. Die Architektur ist Häuserbauen, sondern in der Gesinnung, j. w. goethe.