Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0241
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Ritter, Heinrich: Die Vitrine als Wandschmuck
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DIE VITRINE ALS WANDSCHMUCK
Der von Nippsachen bevölkerte Glasschrank zählt die Wand einlassen. Man kann in ihm verborgen ein
seit langer Zeit unter die Schoßkinder der Möbel- paar kleine Glühbirnen anbringen und kann es abends
kunst. Mit ganz besonderer Liebe haben die Künstler in Purpur und Violett und Grün kostbarer Pokale
dieses Stück Hausrat bedacht. Vielleicht, weil es so schimmern lassen, daß es eine Lust ist. Es hat ein wenig
anmutig »zwecklos« ist, weil es dem Augenreiz aus- vom Reiz der Theaterbühne, es plaudert und unterhält
schließlich dient. Neuerdings kommt man immer häufiger wie ein Guckkasten, es ist ein bischen geheimnisvoll
auf die alte Idee zurück: das Glasschränkchen vom Boden und dabei doch immer gemütlich und liebenswürdig,
zu lösen und es als ein Stück Wandschmuck zu verselb- Gewisser als jedes andere Stück Hausrat drängt es Kälte
ständigen. Frei schwebt es an der Wand; es ist nicht und Fremde aus unseren Räumen, und schon diese
tief, seine Glasplatten sollen ja nur Bibelots, Andenken, Tugend sollte ihm Beachtung sichern .. Heinrich ritter.
Geschenke, Erbstücke in Gold und Silber, in Glas und ¥
Porzellan aufnehmen, niedliche Miniaturen, zierliche, alt- TV^UNST-BESiTZ. Jede Generation muß sich den
fränkische Püppchen und was dergleichen mehr ist. Kunst-Besitz des Volkes kämpfend zu eigen machen.
Nicht größer als ein Gemälde, nicht viel tiefer als dessen Denn Geistesart und Gefühl, Aufnahmefähigkeit und
Rahmen, erfüllt es die Funktionen eines Bildes. Nur Erlebenskraft wechseln von Geschlecht zu Geschlecht,
daß es eine lustigere Kontur hat, einen hübsch ornamen- Den Kunst-Besitz den besten wie den weitesten Kreisen
tierten Aufbau, der eine reizvolle Silhouette auf der eines Volkes innerlich zu erschließen, bleibt vornehmste
Tapete abgibt. Man kann noch weitergehen und es in Aufgabe jedes jungen Geschlechts. . . eugen lüthgen.
... _
FRITZ AUGUST BREUHAUS — KÖLN. BÜCHERTISCH IM BIBLIOTHEK-ZIMMER DER DAME
1921. VII. 3.
Der von Nippsachen bevölkerte Glasschrank zählt die Wand einlassen. Man kann in ihm verborgen ein
seit langer Zeit unter die Schoßkinder der Möbel- paar kleine Glühbirnen anbringen und kann es abends
kunst. Mit ganz besonderer Liebe haben die Künstler in Purpur und Violett und Grün kostbarer Pokale
dieses Stück Hausrat bedacht. Vielleicht, weil es so schimmern lassen, daß es eine Lust ist. Es hat ein wenig
anmutig »zwecklos« ist, weil es dem Augenreiz aus- vom Reiz der Theaterbühne, es plaudert und unterhält
schließlich dient. Neuerdings kommt man immer häufiger wie ein Guckkasten, es ist ein bischen geheimnisvoll
auf die alte Idee zurück: das Glasschränkchen vom Boden und dabei doch immer gemütlich und liebenswürdig,
zu lösen und es als ein Stück Wandschmuck zu verselb- Gewisser als jedes andere Stück Hausrat drängt es Kälte
ständigen. Frei schwebt es an der Wand; es ist nicht und Fremde aus unseren Räumen, und schon diese
tief, seine Glasplatten sollen ja nur Bibelots, Andenken, Tugend sollte ihm Beachtung sichern .. Heinrich ritter.
Geschenke, Erbstücke in Gold und Silber, in Glas und ¥
Porzellan aufnehmen, niedliche Miniaturen, zierliche, alt- TV^UNST-BESiTZ. Jede Generation muß sich den
fränkische Püppchen und was dergleichen mehr ist. Kunst-Besitz des Volkes kämpfend zu eigen machen.
Nicht größer als ein Gemälde, nicht viel tiefer als dessen Denn Geistesart und Gefühl, Aufnahmefähigkeit und
Rahmen, erfüllt es die Funktionen eines Bildes. Nur Erlebenskraft wechseln von Geschlecht zu Geschlecht,
daß es eine lustigere Kontur hat, einen hübsch ornamen- Den Kunst-Besitz den besten wie den weitesten Kreisen
tierten Aufbau, der eine reizvolle Silhouette auf der eines Volkes innerlich zu erschließen, bleibt vornehmste
Tapete abgibt. Man kann noch weitergehen und es in Aufgabe jedes jungen Geschlechts. . . eugen lüthgen.
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FRITZ AUGUST BREUHAUS — KÖLN. BÜCHERTISCH IM BIBLIOTHEK-ZIMMER DER DAME
1921. VII. 3.