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INNEN-DEKORATION
PROFESSOR CARL WITZMANN —WIEN BAR IM KA1SER-STÖCKL IN WIEN—H1ETZ1NG
QUALITÄTS-ARBEIT.
eine parabel.
Ein Mann unbestimmten Alters, der sich in harter Schätze sich häuften, die ihm niemand wegnehmen konnte.
Arbeit einige Reichtümer erworben hatte, zog aus Nicht lange darauf fiel er wieder in die Hände von Räu-
auf Handel und Abenteuer. Er fiel unter die Räuber, bern. Da er garnichts besaß, schalten sie ihn einen
wurde zum Krüppel geschlagen und völlig ausgeraubt. Faulenzer und verkauften ihn in die Sklaverei. Er mußte
* arbeiten von früh bis spät, und doch schaffte er seinen
Wie er so verzweifelt am Rande des Grabens saß, Herren nie genug. Sie schlugen ihn. Er aber schaute
gingen einige Leviten vorüber. Diese sprachen zu ihm, aus nach den Leviten, ob sie ihm wieder einen Trost
nachdem er sie um Hilfe angefleht, also: »Klage nicht, geben könnten. Eines Tages kamen auch welche vorbei,
danke vielmehr Gott, daß er dir diese Prüfung geschickt sahen seine traurige Lage und sprachen: »Du plagst dich
hat. Du hast die Kraft angebetet und bist durch die umsonst. Je mehr du Balken schleppst, desto mehr werden
Kraft zerschmettert worden. Alle deine Reichtümer waren dir aufgeladen. Mache kunstvolles Gerät daraus, schnitze
nichts wert. Denn du bist ihr Sklave gewesen, da du Bildwerk, in das du die Geheimnisse deiner Seele ver-
nicht leben konntest ohne sie. Schau in dich! Du hast senkst. Damit wirst du dich innerlich über deine Peiniger
die Macht der Gedanken. Deine Träume sind unerschöpf- erheben, und du wirst dir gleichzeitig soviel Lösegeld
lieh an Schönheit. Das alles kann dir niemand rauben, verdienen, daß du dich bald freikaufen kannst.« ....
ebensowenig wie die Fülle der Empfindungen, die deine *
Seele durchfluten. Pflege die Quellen der Kraft, der Das tat der Mann .. Aber sein Gerät wollte nicht so
Schönheit und des Reichtums in deinem Innern, und du schön werden, wie es ihm im Geiste vorschwebte. Es
wirst noch das Unglück preisen, das dich getroffen hat.« gelang ihm nicht, etwas von seiner unglücklichen Seele
★ hineinzulegen . . Sklavenarbeit wird eben niemals edel.
Damit gingen sie ihres Weges . . . Der Mann aber Die Fremden verhöhnten ihn, nahmen ihm die Sachen
raffte sich auf, und versuchte wirklich, ein anderer Mensch zu einem lächerlichen Preis weg und zwangen ihn, weiter
zu werden. Obwohl Bettler, lächelte er still für sich, so- Balken zu schleppen .. Nur wenn er abends am Ufer des
daß sich die Leute wunderten. Er aber wußte, daß sich Flusses saß und seine traurigen Lieder sang, hörte ihm
in seiner Seele fruchtbare Gärten entfalteten, daß da die Menge zu und war sehr gerührt. . . anton jaumann.
INNEN-DEKORATION
PROFESSOR CARL WITZMANN —WIEN BAR IM KA1SER-STÖCKL IN WIEN—H1ETZ1NG
QUALITÄTS-ARBEIT.
eine parabel.
Ein Mann unbestimmten Alters, der sich in harter Schätze sich häuften, die ihm niemand wegnehmen konnte.
Arbeit einige Reichtümer erworben hatte, zog aus Nicht lange darauf fiel er wieder in die Hände von Räu-
auf Handel und Abenteuer. Er fiel unter die Räuber, bern. Da er garnichts besaß, schalten sie ihn einen
wurde zum Krüppel geschlagen und völlig ausgeraubt. Faulenzer und verkauften ihn in die Sklaverei. Er mußte
* arbeiten von früh bis spät, und doch schaffte er seinen
Wie er so verzweifelt am Rande des Grabens saß, Herren nie genug. Sie schlugen ihn. Er aber schaute
gingen einige Leviten vorüber. Diese sprachen zu ihm, aus nach den Leviten, ob sie ihm wieder einen Trost
nachdem er sie um Hilfe angefleht, also: »Klage nicht, geben könnten. Eines Tages kamen auch welche vorbei,
danke vielmehr Gott, daß er dir diese Prüfung geschickt sahen seine traurige Lage und sprachen: »Du plagst dich
hat. Du hast die Kraft angebetet und bist durch die umsonst. Je mehr du Balken schleppst, desto mehr werden
Kraft zerschmettert worden. Alle deine Reichtümer waren dir aufgeladen. Mache kunstvolles Gerät daraus, schnitze
nichts wert. Denn du bist ihr Sklave gewesen, da du Bildwerk, in das du die Geheimnisse deiner Seele ver-
nicht leben konntest ohne sie. Schau in dich! Du hast senkst. Damit wirst du dich innerlich über deine Peiniger
die Macht der Gedanken. Deine Träume sind unerschöpf- erheben, und du wirst dir gleichzeitig soviel Lösegeld
lieh an Schönheit. Das alles kann dir niemand rauben, verdienen, daß du dich bald freikaufen kannst.« ....
ebensowenig wie die Fülle der Empfindungen, die deine *
Seele durchfluten. Pflege die Quellen der Kraft, der Das tat der Mann .. Aber sein Gerät wollte nicht so
Schönheit und des Reichtums in deinem Innern, und du schön werden, wie es ihm im Geiste vorschwebte. Es
wirst noch das Unglück preisen, das dich getroffen hat.« gelang ihm nicht, etwas von seiner unglücklichen Seele
★ hineinzulegen . . Sklavenarbeit wird eben niemals edel.
Damit gingen sie ihres Weges . . . Der Mann aber Die Fremden verhöhnten ihn, nahmen ihm die Sachen
raffte sich auf, und versuchte wirklich, ein anderer Mensch zu einem lächerlichen Preis weg und zwangen ihn, weiter
zu werden. Obwohl Bettler, lächelte er still für sich, so- Balken zu schleppen .. Nur wenn er abends am Ufer des
daß sich die Leute wunderten. Er aber wußte, daß sich Flusses saß und seine traurigen Lieder sang, hörte ihm
in seiner Seele fruchtbare Gärten entfalteten, daß da die Menge zu und war sehr gerührt. . . anton jaumann.