Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0323
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Schiebelhuth, Hans: Raum- und Stilformen in der Natur, [1]
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INNEN-DEKORATION
303
PROFESSOR CARL WITZMANN-WIEN FENSTERPLATZ IM VORRAUM DES HAUSES R.
gewissermaßen und setzt senkrechte Wände, dann hat
man die Rohform des Runddoms der Renaissance, etwa
der Peterskirche in Rom. Reinere und deutbarere Raum-
form-Erlebnisse gibt es wohl nicht. An Stilform-Gleich-
nissen sind Natur und Architektur viel reicher. Die Do-
lomiten sind die Gotik Gottes. Die antiken Säulentempel
sind stilisierte Götterhaine. In den Rundbogen der mero-
wingischen Buchenwälder stecken die Anfänge der roma-
nischen Baukunst. In der Schwere, Üppigkeit des indi-
schen Baustils, spiegelt sich da nicht die Schwere und
Üppigkeit, das Viel-zu-viel der tropischen Urwald Vege-
tation? Und haben wir, die wir das Gesetz des Richtig-
zur-Landschaft-Bauens fast verlernt haben, kein Auge
dafür, daß die luftigen Pagoden und leichten Teehäuser
aus Holz und Bambus der chinesischen Landschaft mit
den wesentlichen Formelementen an die Bäume und Haine
dieser Landschaft erinnern? Es ist gleichgültig zu er-
forschen, ob solches Schaffen bewußt oder unbewußt ge-
schah, jedenfalls beides, genau so wie der Mensch bewußt
und unbewußt erst der Landschaft ihren Raumformcharak-
ter und ihre Stilformen gegeben hat. . . (schlcss sbub 316.)
¥
Jede Produktivität höchster Alt steht in niemandes Ge-
walt und ist über alle irdische Macht erhaben. In
solchen Fällen ist der Mensch oftmals als ein Werkzeug
einer höheren Weltregierung zu betrachten . . . coethe
303
PROFESSOR CARL WITZMANN-WIEN FENSTERPLATZ IM VORRAUM DES HAUSES R.
gewissermaßen und setzt senkrechte Wände, dann hat
man die Rohform des Runddoms der Renaissance, etwa
der Peterskirche in Rom. Reinere und deutbarere Raum-
form-Erlebnisse gibt es wohl nicht. An Stilform-Gleich-
nissen sind Natur und Architektur viel reicher. Die Do-
lomiten sind die Gotik Gottes. Die antiken Säulentempel
sind stilisierte Götterhaine. In den Rundbogen der mero-
wingischen Buchenwälder stecken die Anfänge der roma-
nischen Baukunst. In der Schwere, Üppigkeit des indi-
schen Baustils, spiegelt sich da nicht die Schwere und
Üppigkeit, das Viel-zu-viel der tropischen Urwald Vege-
tation? Und haben wir, die wir das Gesetz des Richtig-
zur-Landschaft-Bauens fast verlernt haben, kein Auge
dafür, daß die luftigen Pagoden und leichten Teehäuser
aus Holz und Bambus der chinesischen Landschaft mit
den wesentlichen Formelementen an die Bäume und Haine
dieser Landschaft erinnern? Es ist gleichgültig zu er-
forschen, ob solches Schaffen bewußt oder unbewußt ge-
schah, jedenfalls beides, genau so wie der Mensch bewußt
und unbewußt erst der Landschaft ihren Raumformcharak-
ter und ihre Stilformen gegeben hat. . . (schlcss sbub 316.)
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Jede Produktivität höchster Alt steht in niemandes Ge-
walt und ist über alle irdische Macht erhaben. In
solchen Fällen ist der Mensch oftmals als ein Werkzeug
einer höheren Weltregierung zu betrachten . . . coethe