Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921

DOI Artikel:
Lucka, Emil: Das Gefühl des Raumes
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0365

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

345

ENTW. U. AUSF: JOSEPH TRIER-DARMSTADT UMGANG MIT BÜCHEREI IN DER HALLE H.

Bedrohliches, zuletzt verliert der Mensch selbst, den wir Sittengesetz in der eigenen Brust, zu vergleichen weiß,
doch am besten zu kennen glauben, seine Umrissenheit, — Man sieht, daß das Thema: Gefühl des Raumes, Er-
wird ein phantastisches Nebelwesen. Das Gefühl räum- lebnis des Raumes, Symbole des Raumes, umfangreich
liehen Daseins, das solche Bilder zu erwecken vermögen, ist; dies sind hier nur kurze Bemerkungen. Ein Durch-
ist dem uns Bekannten, dem Wohlvertrauten sehr ferne, dringen sämtlicher Landschaftsformen wäre nötig und eine
dieser Raum kann nicht — weder mit dem Maßstab Psychologie der Architekturen: — Baukunst ist das
noch mit dem Gefühl — abgemessen weiden, und so Erzeugnis schöpferisch gewordenen Raumfühlens .. Aber
haben wir jede Herrschaft über ihn verloren, er ist vom auf einige Gestaltungen soll hingewiesen werden, die mit
Beharrenden, vom Statischen ins Fließende, in die dem Räume eng verknüpft sind, die wir als seine Ge-
Dynamik gelöst, er hat ein unheimliches selbsttätiges schöpfe empfinden können, die Wolken vor allem. Das
Leben empfangen . . Wer jemals auf dem Meer in Regen sind Kinder des Raumes, die er ohne Unterlaß aus sich
und Nebel gefahren ist, kennt dieses Gefühl der Grenzen- heraus schafft und wieder einsaugt, die seine Leere immer
losigkeit und damit der Erhabenheit. Erst die neuere Zeit wieder neu beleben . . Die Gestaltungen des Lichtes ver-
hat das besondere Gefühl des Raumes wieder entdeckt, schieben den Raum perspektivisch und verändern das
erst sie weiß um die Gemütlichkeit der engen Umrahmung Gefühl, das er weckt, immer neu; dies ist ja eine Haupt-
wie um die Grenzenlosigkeit der aufgelösten Welt . . . Wirkung aller Malkunst. . Auf einem klaren Bergsee ver-
Eine besondere Nuanzierung des Gefühles von er- tieft sich das Gefühl des Raumes, der harte Widerstand,
habener Räumlichkeit entsteht angesichts der Sterne, den der Erdboden unseren Augen wie unseren Schritten
unabsehbar hintereinander gestellter Lichter, die eine entgegensetzt, ist verschwunden, wir schauen, wunder-
Ahnung nicht auszumessender Tiefe, immer neuer Ewig- bar im Mittelpunkt des unendlichen Runds schwebend,
keiten entzünden. »Der bestirnte Himmel über mir«— die lichten Wolken unter uns, die Bäume, die ihrer
das ist für Kant das Symbol der Erhabenheit schlechthin, sonstigen Art vergessen und doch organisch in die Tiefe
ein Symbol des unendlichen, durch Lichtpunkte beseelten streben, die Felswände, die nicht mehr am Erdboden ab-
Raumes, das er nur dem Höchsten, das er kennt, dem geschnitten sind. Eineneue Freiheit ist jedem Wachsenden
 
Annotationen