Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 32.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.10457#0369
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Lang, Hugo: Plauderei mit der Lampe
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INNEN-DEKORATION
341
friedr. schmidt-riegel—nürnberg. tisch-leuchter friedmann & weber-berlin. tisch-lampe. porzellan
PLAUDEREI MIT
DER LAMPE.
Als das blaue Vollmondlicht
i\. von sommerlichem Nacht-
himmel hereinflutete ins trau-
liche Zimmer und sich mit dem
Licht-Schein der Lampe ver-
mählte, die kokett erglühend
wie ein Mädchen vor mir stand,
— eines Nachts, zur Geister-
stunde, um zwölf Uhr, da allen
Dingen Stimme gegeben wird,
und sie ihr Geheimnis ausplau-
dern, dem, der zu hören ver-
steht, — da kam ich ins Ge-
spräch mit der sanftglühenden
Lampe, die als freundliche Ge-
nossin die stillen Abendstunden
mir erhellte: »Erzähle mir von
dir, von deinem Körperbau. Die
Theoretiker reden soviel und so
gescheit von Konstruktion, Ma-
terial, Qualität, edler Zweck-
erfüllung. Es ließen sicherlich
Bände sich füllen mit all den
Vorschriften und klugen Wei-
sungen, wie der Werk-Künstler
»geschmacklich« einwandfreie
Gestaltungen schaffen soll. Ver-
magst Du nicht, mir einige Unter-
weisung zu geben? Wie muß
eine Lampe beschaffen sein, um
restlos, voll und ganz, ästhe-
tisch zu befriedigen?«.....
Sanft errötend sprach die
Lampe: »Ich verstehe von all
dem wenig. Mir gab ein schaf-
fender Künstler meinen schönen
Körper. Er schuf aus der
Freude heraus,. .und war ganz
ein Verliebter. Er bildete mich
als edles Gefäß und schmückte
mich mit bunter Seide . . Nun
freuen sich die Menschen über
meine Schönheit, und glauben,
daß ich aus mir das Licht spende
und die Flamme. . Dies ist ja
nicht wahr . . Aber es macht
mich glücklich .. In alten Zeiten
trugen wohl meine Schwestern
ihr Öl stets bei sich. Doch das
gilt nicht mehr als fein. Es ist
auch nicht mehr nötig . . Denn
schließlich ist, — soviel ich
bisher von der Welt erfahren
konnte, — der schöne Schein
doch das Einzige, was das
Bildhauer well habicht—darmstadt. klein- Leben Euch Erden - Menschen
plastik: brief-beschwerer in bronze. erträglich macht« . . HUGO LANG.
1921. XI. 3.
341
friedr. schmidt-riegel—nürnberg. tisch-leuchter friedmann & weber-berlin. tisch-lampe. porzellan
PLAUDEREI MIT
DER LAMPE.
Als das blaue Vollmondlicht
i\. von sommerlichem Nacht-
himmel hereinflutete ins trau-
liche Zimmer und sich mit dem
Licht-Schein der Lampe ver-
mählte, die kokett erglühend
wie ein Mädchen vor mir stand,
— eines Nachts, zur Geister-
stunde, um zwölf Uhr, da allen
Dingen Stimme gegeben wird,
und sie ihr Geheimnis ausplau-
dern, dem, der zu hören ver-
steht, — da kam ich ins Ge-
spräch mit der sanftglühenden
Lampe, die als freundliche Ge-
nossin die stillen Abendstunden
mir erhellte: »Erzähle mir von
dir, von deinem Körperbau. Die
Theoretiker reden soviel und so
gescheit von Konstruktion, Ma-
terial, Qualität, edler Zweck-
erfüllung. Es ließen sicherlich
Bände sich füllen mit all den
Vorschriften und klugen Wei-
sungen, wie der Werk-Künstler
»geschmacklich« einwandfreie
Gestaltungen schaffen soll. Ver-
magst Du nicht, mir einige Unter-
weisung zu geben? Wie muß
eine Lampe beschaffen sein, um
restlos, voll und ganz, ästhe-
tisch zu befriedigen?«.....
Sanft errötend sprach die
Lampe: »Ich verstehe von all
dem wenig. Mir gab ein schaf-
fender Künstler meinen schönen
Körper. Er schuf aus der
Freude heraus,. .und war ganz
ein Verliebter. Er bildete mich
als edles Gefäß und schmückte
mich mit bunter Seide . . Nun
freuen sich die Menschen über
meine Schönheit, und glauben,
daß ich aus mir das Licht spende
und die Flamme. . Dies ist ja
nicht wahr . . Aber es macht
mich glücklich .. In alten Zeiten
trugen wohl meine Schwestern
ihr Öl stets bei sich. Doch das
gilt nicht mehr als fein. Es ist
auch nicht mehr nötig . . Denn
schließlich ist, — soviel ich
bisher von der Welt erfahren
konnte, — der schöne Schein
doch das Einzige, was das
Bildhauer well habicht—darmstadt. klein- Leben Euch Erden - Menschen
plastik: brief-beschwerer in bronze. erträglich macht« . . HUGO LANG.
1921. XI. 3.