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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 39.1928

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Frank, Josef: Das Wohnhaus unserer Zeit: die möglichst gute Wohnung ist Ziel
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https://doi.org/10.11588/diglit.11738#0056

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INNEN-DEKO RATION

33

ARCHITEKTEN GORGE, KAYM, HETMANEK-W1EN HAUPTEINGANG »KARL HÖGER-HOF«-WIEN

DAS WOHNHAUS UNSERER ZEIT

DIE MÖGLICHST GUTE WOHNUNG IST ZIEL

Einige Formulierungen, in denen die feineren Schwing-
ungen des Zeitbewußtseins zu erspüren sind, gibt
Prof. Dr. Josef Frank-Wien in einem »Interview« in der
»Baukunst«. Uber das »Neue Wohnhaus« wird gesagt:
»Was ist Architektur?« . . Ein Kampf um die
Erweiterung von Raum und Zeit, die uns eingeschränkt
worden sind. Der Mensch im Urwald brauchte keine
Architektur, denn er hatte genügend Zeit und Raum, sich
ungehindert bewegen zu können, und mußte sich nicht vor-
täuschen lassen. Wir, durch die Zivilisation eingesperrt,
machen uns künstliche Wege und Plätze im Haus und dem
kleinen Stück Erde, das wir Garten nennen, um uns Ab-
wechslung auf dem möglichst kleinen Raum zu verschaffen.

»Wie sieht das Wohnhaus unserer Zeit aus?« .
Was wir das »Wohnhaus unserer Zeit« nennen, ist das
Wohnhaus des begüterten Amerikaners. Tatsächlich
wohnen aber die Menschen unserer Zeit noch in sämt-
lichen Zwischenstufen von Häusern seit der Steinzeit,
also in Höhlen und Zelten. . »Worin besteht die Ent-
wicklung?« . Sie besteht darin, daß heute alle Menschen
die möglichst gute Wohnung bekommen sollen,
damit sie heute, in Zeit und Raum eingeschränkt, ein men-
schenwürdiges Dasein führen können. Daß also die Wohn-
form der vornehmen Klasse Allgemeingut werde, da wir
nicht mehr im Urwald leben können. . »Der Mensch hat
sich eben seither samt seiner Umgebung sehr verändert?« .

Der Mensch hat sich seit hunderttausend Jahren nicht
verändert, er ist nicht besser und nicht schlechter ge-
worden, nicht höher entwickelt und nicht degeneriert.
Auch die Geräte des täglichen Lebens in seiner Umgebung
sind deshalb die gleichen geblieben. . »Und das Auto-
mobil und das elektrische Licht?«. Das Automobil ist
noch immer nichts anderes als der »Sitz mit den vier
Rädern« darunter, und das elektrische Licht ist der leuch-
tende Punkt. Wie sie erzeugt werden und mit welcher
Geschwindigkeit sie funktionieren, ist nebensächlich. Das
Haus aber ist das primitive Gerät geblieben, das es war,
weil sich sein Zweck nie geändert hat. Alle Neuerungen
technischer Art können leicht hinzugefügt werden. Die
Wohnart gleichgearteter Menschen war immer die gleiche,
sie können in alten Häusern gleicher Art ebenso gut
wohnen wie in neuen, wenn sich die Lebens-Bedingungen
nicht geändert haben. Das ist aber selten der Fall, wes-
halb wir zu unseren räum- und zeitsparenden Erfindungen
greifen. Das elektrische Licht »erspart« wohl die Arbeit
des Licht-Anzündens, aber der Sklave, der mit der Lampe
hereinkäme, würde noch weniger Arbeit bedeuten als
das Umdrehen des Schalters. Nur ist er nicht mehr da. .

*

»Was will also die neue Wohnung?«. Ich habe
es bereits gesagt: Ersatz bieten für Raum und Zeit und
das für alle, die heute endlich das Bewußtsein dafür
erlangt haben, was sie verloren haben.«.......f.
 
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