Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 39.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.11738#0084
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Keyserling, Hermann: Mensch und Erde: die Entscheidung zum "Jetzt und Hier"
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INNEN-DEKORATION
61
architekt
p. t.frankl
new york
frankl galleries-new york. wiener buntglasierte keramik auf spiegeltisch
»MENSCH UND ERDE«
die entscheidung zum »jetzt und hier«
Das »Jetzt und Hier« ist Gesetz des ganzen Erden- nissen bedingt, daß das »Zeitgemäße« dominiert.
Werdens, nicht allein des Lebens. Dieses lebt ja Das Nichtzeitgemäße ist zunächst noch da, aber spielt
einerseits aus eigenem Recht. Aber der Rhythmus sei- keine Rolle, allmählich stirbt es aus, weil es immer sei-
nes Daseins hängt seinerseits überall von planetarischen tener neu entsteht. . Zeitgemäß war jeweils das dem
und kosmischen Rhythmen, vom Planeten-Werden ab. . sich wandelnden Gesamt-Zustande des Planeten Ent-
Jeder nimmt, als winzige Komponente, am Einheits- sprechende. . Nie wird der Mensch, so lange er als Er-
leben des sich wandelnden Planeten teil. Jedem ist sein scheinung Mensch ist, dem Zusammenhang mit der Erde
Körper ein Fatum. Jedes Psyche ist einerseits erdbe- entrinnen. . Warum erreicht der Mensch seinen Höhe-
dingt. Jeder ist als Kulturfaktor zugleich ans Erden- punktimmer allein in inniger Einheit mit der Mutter Erde?
Schicksal geknüpft. Jeder erlebt seine Sonderstellung Eben weil der sich wandelnde Planet eine Einheit ist. .
als Mensch irgendwie als Fall aus der harmonischen *
Natur-Ordnung. Jeder ist einerseits erdbeherrschender Die Erde selbst privilegiert den Bodenständigen. Nur
Geist, andererseits erdentrückbare Seele. Letztlich ist wer für das Land lebt, — nicht allein von ihm, — den
jeder für sich Maß und Mitte der Welt........ allein erkennt sie letztlich an. Den Entwurzelten verur-
★ teilt sie zum Tode. . Nur wer die Vergangenheit an-
Jeder scheint wohl denken und wollen zu können, erkennt, hat auf Erden Zukunft. Nomaden haben nie
was er mag. In Wahrheit will aber jeder, der nicht sei- irdisch Dauerhaftes erschaffen: nur wer die Erde aner-
nen eigenen Untergang anstrebt, das Orts- und Zeit- kennt, wird auch von ihr anerkannt. . Es muß ein neues
gemäße, — einfach, weil er leben will und es kein lebendiges Verhältnis zur Mutter Erde erwach-
Erdenleben gibt außer in Funktion des Jetzt und Hier, sen sein, bevor neue menschliche Höhepunkte mög-
Die Abhängigkeit des Lebens von allgemeinen Verhält- lieh werden. . graf hermann Keyserling (»mensch und erde«.)
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architekt
p. t.frankl
new york
frankl galleries-new york. wiener buntglasierte keramik auf spiegeltisch
»MENSCH UND ERDE«
die entscheidung zum »jetzt und hier«
Das »Jetzt und Hier« ist Gesetz des ganzen Erden- nissen bedingt, daß das »Zeitgemäße« dominiert.
Werdens, nicht allein des Lebens. Dieses lebt ja Das Nichtzeitgemäße ist zunächst noch da, aber spielt
einerseits aus eigenem Recht. Aber der Rhythmus sei- keine Rolle, allmählich stirbt es aus, weil es immer sei-
nes Daseins hängt seinerseits überall von planetarischen tener neu entsteht. . Zeitgemäß war jeweils das dem
und kosmischen Rhythmen, vom Planeten-Werden ab. . sich wandelnden Gesamt-Zustande des Planeten Ent-
Jeder nimmt, als winzige Komponente, am Einheits- sprechende. . Nie wird der Mensch, so lange er als Er-
leben des sich wandelnden Planeten teil. Jedem ist sein scheinung Mensch ist, dem Zusammenhang mit der Erde
Körper ein Fatum. Jedes Psyche ist einerseits erdbe- entrinnen. . Warum erreicht der Mensch seinen Höhe-
dingt. Jeder ist als Kulturfaktor zugleich ans Erden- punktimmer allein in inniger Einheit mit der Mutter Erde?
Schicksal geknüpft. Jeder erlebt seine Sonderstellung Eben weil der sich wandelnde Planet eine Einheit ist. .
als Mensch irgendwie als Fall aus der harmonischen *
Natur-Ordnung. Jeder ist einerseits erdbeherrschender Die Erde selbst privilegiert den Bodenständigen. Nur
Geist, andererseits erdentrückbare Seele. Letztlich ist wer für das Land lebt, — nicht allein von ihm, — den
jeder für sich Maß und Mitte der Welt........ allein erkennt sie letztlich an. Den Entwurzelten verur-
★ teilt sie zum Tode. . Nur wer die Vergangenheit an-
Jeder scheint wohl denken und wollen zu können, erkennt, hat auf Erden Zukunft. Nomaden haben nie
was er mag. In Wahrheit will aber jeder, der nicht sei- irdisch Dauerhaftes erschaffen: nur wer die Erde aner-
nen eigenen Untergang anstrebt, das Orts- und Zeit- kennt, wird auch von ihr anerkannt. . Es muß ein neues
gemäße, — einfach, weil er leben will und es kein lebendiges Verhältnis zur Mutter Erde erwach-
Erdenleben gibt außer in Funktion des Jetzt und Hier, sen sein, bevor neue menschliche Höhepunkte mög-
Die Abhängigkeit des Lebens von allgemeinen Verhält- lieh werden. . graf hermann Keyserling (»mensch und erde«.)