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INNEN-DEKORATION
architekt rudolf lorenz-wien blick in die küche. haus in döbling
DAS DIENENDE ELEMENT
DIE welt ist NICHT EINE UNGEHEURE MASCHINE
Eine »Maschine« ist ein Werkzeug, das die Arbeit, Literatur hat man immer wieder den Eindruck, hier
für die es bestimmt ist, vollkommen leisten muß: feierten Darwin, Haeckel und der ganze Monismus fröh-
nicht mehr und nicht weniger. . . Zu allen Zeiten hat liehe Urständ; denn rein materialistisch gefaßt, wie es
die Architektur den angemessensten Ausdruck für meistens gemeint ist, ist das Schlagwort von der »Wohn-
das gesucht, was sie zu sagen hatte, seit je war ein Ge- maschine« ein Requisit aus dem geistigen Raum jener
bäude umso besser, je straffer jede Einzelheit an die Ge- so guten alten Zeit, in der man die ganze Welt als eine
samt-Idee gebunden war. Zu seiner Entstehungszeit ist ungeheuere »Maschine« glaubte durchschaut zu haben,
sogar jedes historische Ornament eine »Zweckform« ge- wodurch alles so schön »einfach« geworden war. . . .
wesen, d. h. die Befriedigung eines lebendigen, praktischen *
oder seelischen Bedürfnisses. Wem es also schon Spaß Sachlich sein heißt, die Maschine bis ins letzte aus-
macht, der kann ein Fürstenschloß »Repräsentier-Ma- nutzen, sie gebrauchen, nicht aber das Menschliche
schine«, eine mittelalterliche Kirche »Kult-Maschine« der Maschine dienend unterordnen und aus dem Werk-
taufen: denn beides hat seinen Zweck zu seiner Zeit zeug einen Gott machen. petermeyer(in»mod.archit.u.trad«.)
mit größter Genauigkeit erfüllt.............. *
Es scheint, daß auch im Geistigen eine Art »phylo- T^IE HOMOGENE MASSE. Ein amerikanischer
genetisches Grundgesetz« regiert, und daß jedes Gebiet g J Großindustrieller gab als Antwort auf eine Frage
alle Phasen der allgemeinen Entwicklung für sich selber folgende Formulierung: »Wir wünschen eine homogene
durchmachen muß, — daß es nichts nützt, wenn eine Masse von Menschen zu schaffen, nach ökonomischen
Stufe auf Nachbargebieten schon überwunden ist: sie Gesichtspunkten organisiert, die die Arbeit verrichten
muß trotzdem nachgeholt werden. Anders wäre nicht sollen, die wir feiner Konstituierten weder wollen noch
zu verstehen, daß die Architektur und Architektur- können. Sie werden gut bezahlt, und durch Presse, billige
Theorie naeh langem Winterschlaf nun den plattesten Zeitschriften, Kinos usw. werden ihre seelischen Bedürf-
Materialismus und »Maschinalismus« so eifrig nachholt, nisse in einer für ihre Gesundheit unschädlichen Weise
der in den Naturwissenschaften und der Philosophie schon versorgt. Sie sollen eine breite Grundlage geben für
lange zum »alten Eisen« gehört und als ziemlich peinliche eine kleinere Anzahl Ubermenschen. Dagegen bekämpfen
Periode empfunden wird. Bei Lektüre konstruktivistischer wir einen Jeden, der anders als die anderen sein will.«
INNEN-DEKORATION
architekt rudolf lorenz-wien blick in die küche. haus in döbling
DAS DIENENDE ELEMENT
DIE welt ist NICHT EINE UNGEHEURE MASCHINE
Eine »Maschine« ist ein Werkzeug, das die Arbeit, Literatur hat man immer wieder den Eindruck, hier
für die es bestimmt ist, vollkommen leisten muß: feierten Darwin, Haeckel und der ganze Monismus fröh-
nicht mehr und nicht weniger. . . Zu allen Zeiten hat liehe Urständ; denn rein materialistisch gefaßt, wie es
die Architektur den angemessensten Ausdruck für meistens gemeint ist, ist das Schlagwort von der »Wohn-
das gesucht, was sie zu sagen hatte, seit je war ein Ge- maschine« ein Requisit aus dem geistigen Raum jener
bäude umso besser, je straffer jede Einzelheit an die Ge- so guten alten Zeit, in der man die ganze Welt als eine
samt-Idee gebunden war. Zu seiner Entstehungszeit ist ungeheuere »Maschine« glaubte durchschaut zu haben,
sogar jedes historische Ornament eine »Zweckform« ge- wodurch alles so schön »einfach« geworden war. . . .
wesen, d. h. die Befriedigung eines lebendigen, praktischen *
oder seelischen Bedürfnisses. Wem es also schon Spaß Sachlich sein heißt, die Maschine bis ins letzte aus-
macht, der kann ein Fürstenschloß »Repräsentier-Ma- nutzen, sie gebrauchen, nicht aber das Menschliche
schine«, eine mittelalterliche Kirche »Kult-Maschine« der Maschine dienend unterordnen und aus dem Werk-
taufen: denn beides hat seinen Zweck zu seiner Zeit zeug einen Gott machen. petermeyer(in»mod.archit.u.trad«.)
mit größter Genauigkeit erfüllt.............. *
Es scheint, daß auch im Geistigen eine Art »phylo- T^IE HOMOGENE MASSE. Ein amerikanischer
genetisches Grundgesetz« regiert, und daß jedes Gebiet g J Großindustrieller gab als Antwort auf eine Frage
alle Phasen der allgemeinen Entwicklung für sich selber folgende Formulierung: »Wir wünschen eine homogene
durchmachen muß, — daß es nichts nützt, wenn eine Masse von Menschen zu schaffen, nach ökonomischen
Stufe auf Nachbargebieten schon überwunden ist: sie Gesichtspunkten organisiert, die die Arbeit verrichten
muß trotzdem nachgeholt werden. Anders wäre nicht sollen, die wir feiner Konstituierten weder wollen noch
zu verstehen, daß die Architektur und Architektur- können. Sie werden gut bezahlt, und durch Presse, billige
Theorie naeh langem Winterschlaf nun den plattesten Zeitschriften, Kinos usw. werden ihre seelischen Bedürf-
Materialismus und »Maschinalismus« so eifrig nachholt, nisse in einer für ihre Gesundheit unschädlichen Weise
der in den Naturwissenschaften und der Philosophie schon versorgt. Sie sollen eine breite Grundlage geben für
lange zum »alten Eisen« gehört und als ziemlich peinliche eine kleinere Anzahl Ubermenschen. Dagegen bekämpfen
Periode empfunden wird. Bei Lektüre konstruktivistischer wir einen Jeden, der anders als die anderen sein will.«