Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 39.1928
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.11738#0188
DOI Artikel:
Wright, Frank Lloyd: Architekt und Maschine: der Architekt als Meister der technischen Mittel
DOI Artikel:Hofmann, Paul: Kunst und Erlebnis
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.11738#0188
INNEN-DEKORATION
165
KUNST UND ERLEBNIS
Sinn ist niemals im letzten Sinne »Er-
eignis«: wir »eräugen« ihn nicht,
sondern wir haben ihn nur, indem er in
uns lebt, — oder wir »in ihm« leben.
Wir »erleben« den Sinn und im Er-
leben »ersehen« wir ihn. Dieses nur
Erlebbare, geistig-Sinnhafle können wir
mit Goethe als etwas »Verrinnendes«
bezeichnen: es ist grundsätzlich un-
wiederholbar, einzig, einmalig.....
★
Eben darum wird dieses Nichteigent-
lich-Gegenständliche an feste, wieder-
holbare Gegenstände irgendwie »ge-
knüpft«. Diese Gegenstände heißen
»Symbole«. Darum sind zunächst
alle Symbole Ausdruck. Ausdruck eines
nur Erlebbaren, Geistigen, das »unter
ihnen« verstanden werden muß.....
★
So ist Kunst im wesentlichen Aus-
druck des nur Erlebbaren. Was be-
deutet nun in diesen Gebieten die Frage
nach der »Wahrheit?« Sie bedeutet,
kurz gesagt: »Echtheit«, paul hofmann.
PROF.E. FAHRENKAMP. TANZSAAL. PFEILER BEMALT VON LOTTE FINK
»Wiederholung« über ein gewisses Maß hinaus hat immer allem,
was sich auf lebendigen Geist bezog, das Leben genommen. »Einförmig-
keit« mordet. Der Mensch hebt die Kraft des plötzlichen Einfalls, die
Frische, den Reiz des Unerwarteten. Mit anderen Worten, — er liebt
das Leben und fürchtet den Tod. . »Typisieren« heißt im Prinzip: mit
größerer Wirkung arbeiten als zuvor. Typisierung ist ein Grund-
element der Kultur. . Das Prinzip der Typisierung ist kein Schaden für
die Kunst und den Künstler. Es hat zu jeder Zeit existiert und gleich
jedem Prinzip kann es gebraucht oder mißbraucht werden. . .
★
Typisierung birgt in sich die Gefahr der Monotonie, Typisierung
kann Mörder sein oder Wohltäter; sie kann durch Beseelung in dem
typisierten Gegenstand das Leben erhalten, sie kann es aber auch
zerstören durch das Fehlen der Seele. . Das »Leben« in einem
Ding ist die Eigenschaft, die es völlig »naturgemäß« macht.....
★
Neue Möglichkeiten sind heute entstanden, nicht für die Hand,
sondern für den Menschen-Geist. Der Beginn der Typisierung ist das
Kennenlernen der Natur dessen, was wir anwenden oder weg-
lassen wollen. . . FRANK LLOYD WRIGHT (deutsch von w. hkizer in »Baukunst«). CAFfi MONOPOL. LICHTTRÄGER IM TANZSAAL
1828. IY..2
165
KUNST UND ERLEBNIS
Sinn ist niemals im letzten Sinne »Er-
eignis«: wir »eräugen« ihn nicht,
sondern wir haben ihn nur, indem er in
uns lebt, — oder wir »in ihm« leben.
Wir »erleben« den Sinn und im Er-
leben »ersehen« wir ihn. Dieses nur
Erlebbare, geistig-Sinnhafle können wir
mit Goethe als etwas »Verrinnendes«
bezeichnen: es ist grundsätzlich un-
wiederholbar, einzig, einmalig.....
★
Eben darum wird dieses Nichteigent-
lich-Gegenständliche an feste, wieder-
holbare Gegenstände irgendwie »ge-
knüpft«. Diese Gegenstände heißen
»Symbole«. Darum sind zunächst
alle Symbole Ausdruck. Ausdruck eines
nur Erlebbaren, Geistigen, das »unter
ihnen« verstanden werden muß.....
★
So ist Kunst im wesentlichen Aus-
druck des nur Erlebbaren. Was be-
deutet nun in diesen Gebieten die Frage
nach der »Wahrheit?« Sie bedeutet,
kurz gesagt: »Echtheit«, paul hofmann.
PROF.E. FAHRENKAMP. TANZSAAL. PFEILER BEMALT VON LOTTE FINK
»Wiederholung« über ein gewisses Maß hinaus hat immer allem,
was sich auf lebendigen Geist bezog, das Leben genommen. »Einförmig-
keit« mordet. Der Mensch hebt die Kraft des plötzlichen Einfalls, die
Frische, den Reiz des Unerwarteten. Mit anderen Worten, — er liebt
das Leben und fürchtet den Tod. . »Typisieren« heißt im Prinzip: mit
größerer Wirkung arbeiten als zuvor. Typisierung ist ein Grund-
element der Kultur. . Das Prinzip der Typisierung ist kein Schaden für
die Kunst und den Künstler. Es hat zu jeder Zeit existiert und gleich
jedem Prinzip kann es gebraucht oder mißbraucht werden. . .
★
Typisierung birgt in sich die Gefahr der Monotonie, Typisierung
kann Mörder sein oder Wohltäter; sie kann durch Beseelung in dem
typisierten Gegenstand das Leben erhalten, sie kann es aber auch
zerstören durch das Fehlen der Seele. . Das »Leben« in einem
Ding ist die Eigenschaft, die es völlig »naturgemäß« macht.....
★
Neue Möglichkeiten sind heute entstanden, nicht für die Hand,
sondern für den Menschen-Geist. Der Beginn der Typisierung ist das
Kennenlernen der Natur dessen, was wir anwenden oder weg-
lassen wollen. . . FRANK LLOYD WRIGHT (deutsch von w. hkizer in »Baukunst«). CAFfi MONOPOL. LICHTTRÄGER IM TANZSAAL
1828. IY..2