Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 39.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.11738#0271
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Prinzhorn, Hans: Schichten der Persönlichkeit: eine analytische Untersuchung
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INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT RUDOLF LORENZ — WIEN KAMIN. SCHMIEDE-EISEN UND ZIEGEL
SCHICHTEN DER PERSÖNLICHKEIT
EINE ANALYTISCHE UNTERSUCHUNG
Wir können mehrere Schichten unterscheiden, keit, die wir die Schicht der latenten Fähigkeiten
in denen der Mensch lebt. Was wir von einer oder des Wissens und Könnens benennen wollen.
Persönlichkeit auf verschiedenen Wegen bemerken, Durch diese Schicht dringen wir beim typischen Berufs-
wahrnehmen, sind die Spuren ihrer Auswirkung. Wir menschen ohne besonderen menschlichen Anlaß selten
sehen ein Werk, Bild, Buch, Bau, Brief, Gebärde, hören hindurch bis in die dritte Schicht, die des persönlichen
von Handlungen, Leistungen, hören die Stimme. Die Per- Seins. Hier stehen wir dem Privatmenschen mit seinen
sönlichkeit, so können wir sagen, tritt uns, sofern wir Anlagen, Eigenschaften, Gefühlen, Wünschen, Trieben
keine näheren Beziehungen zu ihr haben, zunächst als gegenüber, hier werden wir seiner Sonderart inne, seines
Glied der sozialen Gemeinschaf t mit einer Art von äußerer Temperaments, seines Charakters, seiner Marotten. .
Hülle entgegen, die ihre »Wirkung oder Leistungs- *
schicht« heißen mag. Wir beurteilen häufig diese Und schließlich mag es darüber hinaus bei einzelnen
Leistungen sachlich, »ohne Ansehen der Person«, nach Menschen gelingen, wenigstens für Augenblicke bis zur
mehr oder weniger herkömmlichen Maßstäben der Qualität, letzten Schicht zu dringen, über die in Kürze nichts gesagt
des allgemeinen Ausmaßes, der Eigenart oder Intensität, werden kann: nennen wir sie die Schicht des reinen,
In manchenFällen denken wir kaum daran, daß ein lebender allgemeinen Seins, des Selbst, des Grundwesens,
Mensch mit seinem Können, seinem Sehnen und seinen des Unbewußten oder wie immer. Hier, dem Urgrund
Nöten in dem Werk investiert ist, sich darin objektiviert am nächsten, verblaßt der Eigen-Charakter vor der Ge-
hat — so zumal im Bereiche der Technik........ walt der Urphänomene, mögen diese nun in einiger Klar-
★ heit erschaut oder in mystischem Dämmer erfühlt werden.
In anderen Fällen mutet uns eine persönliche Note ★
so stark an, daß wir die Aufmerksamkeit auf den Menschen Uberblicken wir die Persönlichkeits-Entwicklung in
lenken, der aus dem Werk spricht, und erfahren möchten, der Geschichte der Menschheit, soweit wir sie heute
wer denn »hinter dieser Leistung steht«, oder wer das einigermaßen kennen, so können wir nicht umhin, eine
»eigentlich ist«, dessen aktive Auswirkung wir spüren, ähnliche Schichtung zu bemerken. In historischer Ferne,
Indem wir uns nun dem Urheber zuwenden, stoßen wir in den meisten Frühkulturen, hat der Begriff der Persön-
hauptsächlich auf eine zweite Schicht seiner Persönlich- lichkeit, des Charakters sozusagen viel weniger Privates
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT RUDOLF LORENZ — WIEN KAMIN. SCHMIEDE-EISEN UND ZIEGEL
SCHICHTEN DER PERSÖNLICHKEIT
EINE ANALYTISCHE UNTERSUCHUNG
Wir können mehrere Schichten unterscheiden, keit, die wir die Schicht der latenten Fähigkeiten
in denen der Mensch lebt. Was wir von einer oder des Wissens und Könnens benennen wollen.
Persönlichkeit auf verschiedenen Wegen bemerken, Durch diese Schicht dringen wir beim typischen Berufs-
wahrnehmen, sind die Spuren ihrer Auswirkung. Wir menschen ohne besonderen menschlichen Anlaß selten
sehen ein Werk, Bild, Buch, Bau, Brief, Gebärde, hören hindurch bis in die dritte Schicht, die des persönlichen
von Handlungen, Leistungen, hören die Stimme. Die Per- Seins. Hier stehen wir dem Privatmenschen mit seinen
sönlichkeit, so können wir sagen, tritt uns, sofern wir Anlagen, Eigenschaften, Gefühlen, Wünschen, Trieben
keine näheren Beziehungen zu ihr haben, zunächst als gegenüber, hier werden wir seiner Sonderart inne, seines
Glied der sozialen Gemeinschaf t mit einer Art von äußerer Temperaments, seines Charakters, seiner Marotten. .
Hülle entgegen, die ihre »Wirkung oder Leistungs- *
schicht« heißen mag. Wir beurteilen häufig diese Und schließlich mag es darüber hinaus bei einzelnen
Leistungen sachlich, »ohne Ansehen der Person«, nach Menschen gelingen, wenigstens für Augenblicke bis zur
mehr oder weniger herkömmlichen Maßstäben der Qualität, letzten Schicht zu dringen, über die in Kürze nichts gesagt
des allgemeinen Ausmaßes, der Eigenart oder Intensität, werden kann: nennen wir sie die Schicht des reinen,
In manchenFällen denken wir kaum daran, daß ein lebender allgemeinen Seins, des Selbst, des Grundwesens,
Mensch mit seinem Können, seinem Sehnen und seinen des Unbewußten oder wie immer. Hier, dem Urgrund
Nöten in dem Werk investiert ist, sich darin objektiviert am nächsten, verblaßt der Eigen-Charakter vor der Ge-
hat — so zumal im Bereiche der Technik........ walt der Urphänomene, mögen diese nun in einiger Klar-
★ heit erschaut oder in mystischem Dämmer erfühlt werden.
In anderen Fällen mutet uns eine persönliche Note ★
so stark an, daß wir die Aufmerksamkeit auf den Menschen Uberblicken wir die Persönlichkeits-Entwicklung in
lenken, der aus dem Werk spricht, und erfahren möchten, der Geschichte der Menschheit, soweit wir sie heute
wer denn »hinter dieser Leistung steht«, oder wer das einigermaßen kennen, so können wir nicht umhin, eine
»eigentlich ist«, dessen aktive Auswirkung wir spüren, ähnliche Schichtung zu bemerken. In historischer Ferne,
Indem wir uns nun dem Urheber zuwenden, stoßen wir in den meisten Frühkulturen, hat der Begriff der Persön-
hauptsächlich auf eine zweite Schicht seiner Persönlich- lichkeit, des Charakters sozusagen viel weniger Privates