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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 39.1928

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Michel, Wilhelm: Neuzeitliche Innenräume in der Ausstellung: Deutsche Kunst Düsseldorf 1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.11738#0294

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XXXIX. JAHRG.

DARMSTADT

JULI 1928

NEUZEITLICHE INNENRAUME
IN DER AUSSTELLUNG: DEUTSCHE KUNST DÜSSELDORF 1928.

Eine große und im Wesentlichen geglückte An-
strengung ist es, die die Stadt Düsseldorf mit
ihrer heurigen Sommerausstellung vollbracht hat.
Ihr Hauptziel war eine maßgebende Darstellung
deutschen Kunstkönnens im Jahre 1928. Dazu
gesellte sich als ein wichtiger Nebenzweck die
Absicht, das Kunstzentrum Düsseldorf im öffent-
lichen Bewußtsein Deutschlands wieder einmal
nachdrücklich zur Geltung zu bringen, und daraus
ergab sich, da in Düsseldorf eine solide, tragfähige
Verbindung zur näheren künstlerischen Vergangen-
heit kaum besteht, ein betontes Hervorheben der
jüngeren Kräfte. Kein Zweifel, daß dieser
Nebenzweck ein billigenswerter und legitimer war.
Er hat zwar in der Abteilung Malerei und Plastik
dazu geführt, daß die Alten (Liebermann, Slevogt,
Kalckreuth usw.) ziemlich respektlos behandelt,
ja zum Teil »totgehängt« wurden. Er hat sogar
dazu geführt, daß schon die Meister des Expressio-
nismus (Heckel, Kirchner, Beckmann usw.) teil-
weise ihre Unangemessenheit an den Augenblick
recht deutlich dokumentieren mußten. Er hat also
dazu geführt, daß der Ausstellung jedes retro-

spektive Behagen fehlt und daß sie eine ausge-
sprochen kämpferische Haltung angenommen hat.
Aber die Ausstellung zeigt zugleich deutlich, daß
Kräfte und Werte vorhanden waren, für die es sich
zu kämpfen lohnte: Kräfte einer jungen, aufstreben-
den Industrieprovinz, die mit geringer Belastung
durch Vergangenheit um die Auswirkung ihrer
höheren kulturellen Funktionen ringt, Kräfte einer
Stadt, die mit ihrer älteren und größeren Schwester
Köln im Kampf um die künstlerische Vorortstellung
des westdeutschen Industriegebiets begriffen ist;
Kräfte auch der Zeit, die energischer als anders-
wo auf die Zukunft hin leben wollen. Düsseldorf
hat sich mit dieser Ausstellung einen neuen An-
spruch auf Beachtung erkämpft; es hat dadurch
nicht nur sich selbst gedient, sondern auch allem,
was es vertritt. Die Ankäufe zwar, die die Stadt-
verwaltung in der Ausstellung getätigt hat und die
fast alle als Mißgriffe zu bezeichnen sind, lassen
erkennen, daß sich der aufstrebenden jungen
Künstlerschaft im eigenen Hause noch manche
Schwierigkeiten entgegensetzen. Aber die Hoff-
nung ist gerechtfertigt, daß der schon jetzt erzielte

1928. VII. 1.
 
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