Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 39.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.11738#0432
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Späth, Hellmut L.: Garten-Gesinnung - Lebensgefühl
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INNEN-DEKORATION
409
L. SPÄTH-BERLIN-BAUMSCHULENWEG WASSERBECKEN IM ROSENGARTEN
GARTEN-GESINNUNG — LEBENS GEFÜHL
In den Schöpfungen des Menschen läßt sich seine
Lebensart und sein Lebensgefühl erkennen, und
das Verständnis für beide, für Mensch und Kunst-
werk, wird in wechselseitiger Betrachtung immer
gefördert. . Unsere Eltern fanden mit ihrer Vor-
liebe für das Halbdunkle des Hauses auch ihr Ge-
fallen am »Halbdunkel« — dem »clair obscur«
— der Natur und des Gartens. Man liebte das
schattige Dämmer des Waldes, und unter dem
Garten verstand man: alte Bäume und die sich
unter ihren dichten Laubkronen und zwischen
dichtem Strauchwerk schlängelnden Wege.....
Neues Lebensgefühl schuf die der neuen Bau-
gesinnung entsprechende neue Garten-Gestal-
tung. Licht und Luft ist es, wonach wir heute
streben; die Sonne soll vollen Eingang in unser
Haus haben und unser Haus wünschen wir im Gar-
ten fortzusetzen. . Der Übergang von der ver-
gangenen Periode zur jetzigen Gartenform war
der »architektonische Garten«, der, oft schematisch
angewandt, mit der Geradheit der Linien das Le-
bendige tötet. . Das Freiheits-Bedürfnis und die
Beweglichkeit des modernen Menschen haben das
Neue in die heutige Gartengestaltung gebracht.
Hier verbindet sich nun, von Künstlerhand rhyth-
misch geordnet, das Regelmäßige mit dem freien
und unregelmäßigem Wachstum zu einer lebendigen
Einheit, sodaß sich das Ordnende und Ruhige des
geradlinigen Planes und der Architektur im Garten
nicht in das Bewußtsein des Beschauers drängt. .
Das Wesentliche ist die reiche Pflanzung, und es
wird versucht, in der Komposition der gesamten
Anlage der einzelnen Pflanze bis ins letzte gerecht
zu werden. Der Wuchs und Charakter der Blüten-
stauden, der Rosen oder Sträucher ist mitbestim-
mend für ihre Wertung als Baumaterial des Gartens.
Der Gartenraum ist »bewußt« geöffnet nach
»oben«. Das Weite, Weiträumige kommt hiermit
auch im kleinsten Garten mehr zur Geltung als in
der früheren Zeit, in der man den Park — und den
Wald-Charakter auch auf den engsten Gartenraum
zu übertragen versuchte. . Der heutige Garten ist
das Abbild des heutigen Menschen. Organisation
und Sachlichkeit sind die Grundlagen; er verbindet
sie mit dem Streben zur Beweglichkeit und Frei-
heit, innerhalb des ihm gesetzten Kreises, l.späth.
409
L. SPÄTH-BERLIN-BAUMSCHULENWEG WASSERBECKEN IM ROSENGARTEN
GARTEN-GESINNUNG — LEBENS GEFÜHL
In den Schöpfungen des Menschen läßt sich seine
Lebensart und sein Lebensgefühl erkennen, und
das Verständnis für beide, für Mensch und Kunst-
werk, wird in wechselseitiger Betrachtung immer
gefördert. . Unsere Eltern fanden mit ihrer Vor-
liebe für das Halbdunkle des Hauses auch ihr Ge-
fallen am »Halbdunkel« — dem »clair obscur«
— der Natur und des Gartens. Man liebte das
schattige Dämmer des Waldes, und unter dem
Garten verstand man: alte Bäume und die sich
unter ihren dichten Laubkronen und zwischen
dichtem Strauchwerk schlängelnden Wege.....
Neues Lebensgefühl schuf die der neuen Bau-
gesinnung entsprechende neue Garten-Gestal-
tung. Licht und Luft ist es, wonach wir heute
streben; die Sonne soll vollen Eingang in unser
Haus haben und unser Haus wünschen wir im Gar-
ten fortzusetzen. . Der Übergang von der ver-
gangenen Periode zur jetzigen Gartenform war
der »architektonische Garten«, der, oft schematisch
angewandt, mit der Geradheit der Linien das Le-
bendige tötet. . Das Freiheits-Bedürfnis und die
Beweglichkeit des modernen Menschen haben das
Neue in die heutige Gartengestaltung gebracht.
Hier verbindet sich nun, von Künstlerhand rhyth-
misch geordnet, das Regelmäßige mit dem freien
und unregelmäßigem Wachstum zu einer lebendigen
Einheit, sodaß sich das Ordnende und Ruhige des
geradlinigen Planes und der Architektur im Garten
nicht in das Bewußtsein des Beschauers drängt. .
Das Wesentliche ist die reiche Pflanzung, und es
wird versucht, in der Komposition der gesamten
Anlage der einzelnen Pflanze bis ins letzte gerecht
zu werden. Der Wuchs und Charakter der Blüten-
stauden, der Rosen oder Sträucher ist mitbestim-
mend für ihre Wertung als Baumaterial des Gartens.
Der Gartenraum ist »bewußt« geöffnet nach
»oben«. Das Weite, Weiträumige kommt hiermit
auch im kleinsten Garten mehr zur Geltung als in
der früheren Zeit, in der man den Park — und den
Wald-Charakter auch auf den engsten Gartenraum
zu übertragen versuchte. . Der heutige Garten ist
das Abbild des heutigen Menschen. Organisation
und Sachlichkeit sind die Grundlagen; er verbindet
sie mit dem Streben zur Beweglichkeit und Frei-
heit, innerhalb des ihm gesetzten Kreises, l.späth.