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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 39.1928

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Hofmann, Else: Das Haus H. und M. Blitz in Wien: Werkstätten "Haus & Garten" (Frank und Wlach), Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.11738#0478

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INNEN-DEKORATION

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HAUS & GARTEN (FRANK U. WLACH)-WIEN BLICK AUS DER DIELE IN DIE BIBLIOTHEK

maschine« mit Präzision funktioniert. Aber neben
der technischen Vollendung empfinden wir hier
formsichere Eleganz, Freude an der Schönheit
edler Materialien und deren harmonischen Kon-
trasten; überall finden wir die deutlich betonte
Würdigung des Handwerksmäßigen dicht neben
den Höchst-Leistungen der Industrie und der Ma-
schine. . Den sachlich-schlichten, diskret neutralen
Hintergrund aller Räume bieten die weißgeölten
und geschliffenen Wände, von deren sanftem, mat-
tem Glänze sich in erfrischender Farbenfreudigkeit
die graziösen Schwünge und Linien großblumiger
Leinen- und Seidenvorhänge und Wandbehänge
abheben. Vorhänge aus reichfließender, weißer
Seide mit phantasievollen Strickspitzen in vielfach
variierter Zeichnung wandeln die durch hohe Fen-
ster hereinströmende Sonne zu einschmeichelnd
mildem Lichte; hochwertige und liebenswürdige
Frauen-Handarbeiten bilden überhaupt einenbeson-
ders intimen Schmuck aller Räume dieses Hauses.

Großzügigkeit und Selbstbeherrschung liegt in
der Art, wie die Wohnung als ein in sich geschlos-
senes Ganze durchkomponiert ist, wie die glück-
lichen Lösungen im Detail als kluge und schöne
Leitmotive immer wiederkehren, ohne jemals zu
ermüden oder uns gleichgültig werden zu lassen.

Hieraus stammt der einheitliche Zug, der sämt-
liche Räume des Hauses verbindet. Man empfin-
det, um an eine aus dem Reiche der Musik stam-
mende Vorstellung zu erinnern, eine Art »Sym-
phonia domestica«, — jedoch ohne jede, auch
nur die geringste Dissonanz. In reicher Variation
strömen untereinander im Wesen verwandte Form-
und Farbenmotive auf uns ein. Hier ist der Grund
für die Ruhe und Geschlossenheit, die diese um-
fangreiche Schöpfung auszeichnen, die man beim
ersten Blick eindringlich empfindet und bis zum
Schluß nicht verliert, ohne daß man sofort erfas-
sen könnte, woher dieses Wohlgefühl stammt. . .

Immer wieder leuchten die farbigen und for-
malen Beziehungen zwischen den einzelnen Räu-
men auf; wir haben nicht ein Konglomerat einzel-
ner unzusammenhängender Bilder vor uns, wie wir
dies so oft beim Durchschreiten großer Häuslich-
keiten erleben, sondern wohltuend umfängt uns
eine Erscheinung von stärkster Harmonie. So be-
gleitet uns z. B. die Messinglampe in zahlreichen
Variationen: einmal als hoher schlanker Ständer,
dann als feingeschwungene Schreibtischlampe oder
als schlichter Zugpendel in der Diele oder über
den Nachttischen mit seidenschimmernden, plis-
sierten Schirmen, als Wandarme mit kristallenen
 
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