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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 3
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Israëls, Jozef: Am Strande von Scheveningen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0144

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Zuweilen seid ihr vorn und rückwärts vom Meere umringt, bis ihr einen kleinen,
dünnen Fleck findet, der euch wieder ins Trockene führt.

Alles, vom allerältesten Krüppel bis zu den kleinsten Kindern, wird von euch
gemustert. Kinder vor allem, arme und reiche, grosse und kleine, tummeln und spielen
im Wasser und Sand. Und für einen Maler giebt es keine bessere Akademie als diese
Figuren, die sich in offener Luft darbieten und bewegen. Geputzte Damen, Pastoren
mit Langröcken und Kniehosen, Bauern aus umliegenden Dörfern, Liebespaare, Arbeits-
volk, Reiter und Eseltreiber, — es ist eine unsagbare Bewegung, die sich hier scharf
abzeichnet gegen den grossen Fond von Sand, Wasser und Himmel.

Etwas, was mich immer besonders trifft, ist Toets Triumphkarre, die mit zwei
Gäulen ins Meer einfährt, um Wasser für Binnenbäder zu holen. Das muss er neu-
gierigen Fragern und Fremden, die ihn umringen, wohl hundertmal erzählen.

Mit einem Ruck erklimmt er seinen Siegeskarren, er hebt seine Peitsche hoch und
mit langgereckten, vorgekrümmten Hälsen ziehn die Rosse das schwere Holzgefährte
mit seinen grossen, breiten Rädern durch den mulmigen Sand. Sie stampfen und
schnauben, bis sie am Wasserrande stehen. Dann heben sie einen Augenblick ihre
Köpfe, aber von einem Streich ihres Treibers ermuntert, geht es schon mit der schweren
Fracht in die wühlenden Wellen hinein. Das schlägt, schäumt und spritzt über alles
hin und, nur ein wenig noch weiter gestampft, steht Pferd und Wagen allseits umstaut
von den andonnernden Wogen. Doch hoch sitzt Toet auf seinem Siegeskarren, schlägt
links- und rechtshin, dass es seine Art hat, damit sie dem Zügelzug gehorchen. Rechts-
umkehrt heisst es jetzt, die Köpfe der Pferde gehen hin und her, kräftig schleppen sie
den gefüllten Trog, der hinten an der Karre sitzt, vorwärts und trappen so durch dick
und dünn mit ihrem Wasservorrat, der dann durch eine unterirdische Leitung ins
Kurhaus strömt.

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