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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 4
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Kieser, R.: Henri Rousseau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0231

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SAKRALBRONZE, CHINA. I. JAHRHUNDERT N. CHR.
BESITZER: KGL. MUSEUM, BERLIN

Studie müde waren. Inwiefern Rousseau sich seiner-
seits anregen Hess, mag man sich vor einem Bild
wie „Kampf der Bestien"*
fragen, das an eine in Go-
belinstil und -dimensionen
übersetzte, doch keineswegs
vergrößerte persische Mi-
niatur denken lässt. Der
Gesamtklang seiner Farben
ist von hohem Reiz; einzel-
nes wie die blutigen Strie-
men im seidenweichen Fell
des verfolgten Tiers, oder
dessen Kopfhaltung ist eben-
so raffiniert dargestellt, wie
empfunden. Man spricht
immer vom Douanier-
Peintre und vergisst, dass
Rousseau relativ früh den

* Im Herbstsalon 1905, aus-
gestellt mit folgender Erklärung:
Le Lion ayant faim se jette sur
l'antilope, la deVore; la pan-
there attend avec anxi£t6 le
moment oü eile aussi pourra
en avoir sa part. Des oiseaux
carnivores ont dechiquet£ un
morceau de chair de dessus le
pauvre animal versant un pleu-
re! Soleil couchaut.

ersten Beruf verlassen hatte (wo er übrigens schlecht
zu brauchen war und verlacht wurde, weil er an Ge-
spenster glaubte), um sich seiner Malerei zu widmen.
Obschon hier solches Zeugnis komisch klingen mag, sei
darauf hingewiesen, dass Rousseau eine Zeitlang an einer
Schule des Quartiers als Professeur de dessin wirkte
und vom Staat deswegen mit dem violetten Bändchen
geschmückt war. —

Ihre Mitwirkung liehen der Ausstellung Besitzer wie
Picasso, Guerin, Delaunay, v. Freyhold; junge Maler, die
zu denen gehörten, die sich um den seltsamen alten und
unbekannten Mann geschart und jene Gemälde von ihm
selber erworben hatten oder als seineGeschenkebewahren.
Für Rousseausche Bilder, die sich im Handel befinden
— Vollard besitzt welche, so die „Yadwigha" auf dem
Kanapee im Urwald — werden bereits recht hohe Preise
verlangt. Eines der schönsten der ausgestellten Bilder
dagegen, den Jungen mit dem nervös-martialischen
Hampelmann (der auch in Berlin gezeigt wurde) kaufte
der heutige Besitzer um einen Preis, der keine zehn
Francs betrug, am Montparnasse seiner Waschfrau ab;
sie hatte das Bild von den Eltern des porträtierten Kin-
des, die sich bei dem luxuriösen Auftrag übernommen
hatten, an Zahlungsstatt behalten müssen. Zweifellos
Hessen sich in Barbierstuben oder Hausmeisterlogen
hinter Montparnasse noch mehr vergessene Rousseaus
finden und bald werden sich Sammler ihrer bemächtigt
haben, um sie neben ihre Renoirs, Cezannes, van Goghs
oder alten Meister zu hängen; sie haben es schon getan,
ohne den Effekt lächerlich zu finden.





TONGEFÄSS IN GESTALT EINES WIDDERS. CHINA, UM CHRISTI GEBURT.

BESITZER: KGL. MUSEUM, BERLIN

AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE, BERLIN

Sit

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