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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 5
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Proust, Antonin: Erinnerungen an Manet, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0269

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ob die Konturen der Gestalten zu unbestimmt
sind?' Ich antwortete darauf: ,Es tanzt zwar nicht,
aber es läuft Schlittschuh, und Sie haben recht, es
bewegt sich, und wenn sich die Menschen be-
wegen, so kann ich sie nicht so malen, als ob sie
an die Leinwand angefroren wären. Man hat mir
ausserdem öfters den Vorwurf gemacht, dass dieKon-
turen der ,Olympia'- zu bestimmt seien, dann gleicht
sich das ja aus.' Er merkte, dass er mir auf- die Ner-

Trotz Aristides Überzeugung, dass die auslän-
dischen Jurymitglieder der Weltausstellung gekom-
men wären, um gleichgültig welche der im Hause
wohnenden Maler zu besuchen, konnte sich Manet
nicht eines Gefühls der Befriedigung bei dem Ge-
danken erwehren, dass, wenn man ihn auch nicht
in das Champs-de-Mars hineingelassen hätte, man
doch von dem Champs-de-Mars kam, um ihn zu
sehen.

EDUARD MANET, MARINE

ven ging und empfahl sich. Warum ist er aber heute
wiedergekommen? Hat er nichts hinterlassen?"

Aristide antwortete mit unvergleichlicher Kalt-
blütigkeit:

„Er war nicht allein, Herr Manet, er kam mit
einem Belgier, einem Bildhauer, wie ich glaube,
denn er fragte, ob auch Bildhauer hier im Hause
wären. Ich sagte ihm darauf, dass es keine hier
giebt, dass nur Maler hier arbeiten, Sie, Herr Dupray
und Herr Jartz. Sie wären auch zu Herrn Dupray
oder Herrn Jartz gegangen, aber die waren auch
nicht zu Haus."

Arscne Houssaye hatte uns in das Atelier hin-
auf begleitet, und nachdem er lange das Bild „das
Treibhaus" betrachtet hatte, stand er in Bewunde-
rung versunken vor mehreren Frauenbildnissen in
Pastell. „Und," fragte er dann, „wen stellt dieses
grosse Ölbild dar?" „Das ist das Porträt von MUe.
Lemonnier."

„Wissen Sie, Manet, an Ihrer Stelle würde ich
auch nicht einen Strich weiter daran machen."

„Damit haben Sie um so mehr recht," sagte
Manet, „als ich vielleicht gezwungen sein werde,
es dabei bewenden zu lassen, wie es mir so oft geht,

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