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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 11.1913

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Heft 12
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Waldmann, Emil: Notizen zu Chassériaus Fresken
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https://doi.org/10.11588/diglit.4713#0616

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TH. CHASSERIAU, SPANISCHE TÄNZERIN

AUS „DIE SAMMLUNG CHERAMY" VON J. MEIER-GRAEFE UND E. KLOSSOWSKV IM VERLAGE
VON R. PIPER & CO., MÜNCHEN

seine glücklichste Zeit, als er dies Fresko machte.
Er hatte seine Selbständigkeit gegenüber Ingres
gefunden, er hatte seine ihm eigene Farbe und
seine malerische Atmosphäre entdeckt. Sicher in-
folge seiner Bekanntschaft mit den Werken Dela-
croix' und seines eigenen langjährigen Aufenthaltes
in Algier; aber er war doch dem Einfluss Delacroix',
der sich in seinem späteren Tafelbildern immer
stärker geltend machen sollte, noch nicht ganz ver-
fallen. Sein Licht ist blond, sanft und golden, seine
Luft umspielt die Gestalten mit einem weichen
Sfumato, ganz zart, ganz diskret, sowie an den
wenigen intakten Stellen die Luft auf RafFaels vati-
kanischen Fresken, etwa dem Parnass und der juristi-
schen Allegorie. Und seine Farben sind bei heller

Gesamtstimmung doch ziemlich tief, die Harmonie
bewegt sich von rosaroten Tönen bis zu warm-
brauner Fleischfarbe sowie von mattblauen Tönen
ausgehend hinüber nach einem tiefen Smaragdgrün
in der schönen stehenden Frau.

Das gegenüberliegende Fresko „L'Ordre pour-
voyant aux Frais de la Guerre" war dunkler in der
Gesamtstimmung, dunkle Männerkörper, Rauch
und Feuer. Als Zentralfigur war hier ein greiser
männlicher Genius dargestellt, der Arbeitern den
Lohn austeilt; daneben steht Bellona, die Kriegs-
göttin. Links besteigen junge Leute ihre Pferde,
man sieht Fahnen, es ist ein Aufbruch zum Kampf.
Rechts endlich sah man das von uns abgebildete
Fragment, Waffen schmiedende Zyklopen.

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