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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 21.1923

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Heft 2
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Scheffler, Karl: Slevogt als Zeichner
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https://doi.org/10.11588/diglit.4655#0074

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MAX SLEVOGT, „CELLINI". LITHOGRAPHIE

AUSGESTELLT IN DER GALERIE ARNOLD, DRESDEN

die man opernhaft, musikalisch und poetisch nennen
möchte. Der Vorgang ist Symbol geworden ohne
symbolistisch zu sein. Man erinnert sich, daß auch Goethe
sich in dieser Weise von peinigenden Eindrücken befreite.
Das Erlebnis wird Kunst. Dieses ist der Weg, den man,
wenn auch weniger klar, überall verfolgten kann. Die
Aquarelle und Zeichnungen sind Gediehe auf Grund
naturalistischer Motive. Der Reiz, der Zauber liegt auch
hier im Vortrag. Der Vortrag aber ist die Emfindungs-
weise selbst, er beweist den Sieg über den Stoff, er ist,
wie die ganze Kunst Slevogts, in jeder Nuance sieghaft.

Zum Letzten beweist diese Ausstellung, daß der
Zeichner Slevogt noch Überraschungen zu bieten hat.
Es sind eine Reihe von Bildniszeichnungen ausgestellt, die
bisher unbekannt waren und die aus der frühesten Zeit,
aus den Jahren zwischen 1890 und 1895 stammen. Wir
bilden drei davon ab» Solche Zeichnungen hat Slevogt
viele gemacht, er hat alle seine Bekannten porträtiert. Bis

er plötzlich — er hat alles plötzlich getan — damit auf-
hörte und diese Produktion fast vergaß. In diesen Blei-
stiftzeichnungen äußert sich ein naives und frisches Natur-
gefühl. Es ist eine andere Art von Phantasie darin, wie
in den Erfindungen. Diese Zeichnungen haben viel Cha-
rakter. Man denkt davor an mancherlei. Es ist Münchener
Schule darin, es wird Menzel sichtbar — ein wenig durch
die Atmosphäre der Diez-Schule gesehen — es werden
ältere Traditionen erkennbar, die bis Wasmann zurück-
reichen, und in den Zeichnungen mit den drei Köpfen
denkt man entfernt an Lautrec. Doch ist auch der- ganze
Slevogt schon darin. Wie es sich von selbst versteht.
.,So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen". Auch
hier ist schon der Charme des Vortrags zu spüren. Doch
hat die Benutzung des Bleistifts zugleich zu einer feinen
Genauigkeit gezwungen. Es streitet mit einer ange-
borenen Bravur eine leise Schulmäßigkeit, mit der Freiheit
geht eine sympatische Unbeholfenheit Hand in Hand. Es

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