UNTERHALTUNG ZWEIER GELEHRTER. MINIATUR AUS EINEM PHARMAKOLOGISCHEN TRAKTAT
DES DIOSKURIDES VOM JAHRE 1223 N. CHR. abb. 5
privatsammlung berlin
ten bis vierzehnten Jahrhundert zu. Fast jedes Stück
ist ein, sei es in künstlerischer und technischer, sei es
infolge von Datierungen auch in wissenschaftlicher
Hinsicht bedeutendes und ausgezeichnetes Exemplar
seiner Art. Ja noch mehr; einzelne Keramiken
bereichern unsere Kenntnis und zeigen z. B. in
den als Tierfiguren gebildeten Gießgefäßen etwas
Neues oder bisher nur ganz vereinzelt in der
islamischen Kunst Beobachtetes, eine keramische
Plastik. Der dunkelblau mit grünlichem Lüster
bemalte, sitzende Löwe (Abb. i) und die beiden
hockenden Affen, von denen der grün-blaue, mit
schwarzen Ornamenten verzierte (Abb. 2) hier
wiedergegeben ist, zeigen eine wundervolle Ge-
schlossenheit und eine Beseelung, fast einen
Humor, dem wir sonst kaum in der so unpersön-
lichen Kunst des Islam begegnen. Auch der
große „Sultanabad-Teller" (Abb. 3) mit den beiden
einander gegenübersitzenden Figuren verdient
hervorgehoben zu werden. Natürlich hat auch
er, wie die meisten der im Schutt der zu Grunde
gegangenen Städte als Scherben zum Vorschein
gekommenen Keramiken, eine umfangreiche Er-
gänzung erfahren; aber sie berührt in diesem
Falle nicht die wesentlichen Teile wie die Köpfe
des den mongolischen Typus in seltener Reinheit
zeigenden Paares. Koloristisch beschränkt sich
die Farbengebung auf eine schwarze und blaue
Bemalung auf kremefarbenem Grunde. Ein Zu-
sammenhang mit der Miniaturmalerei ist unver-
kennbar; noch augenscheinlicher tritt dieselbe bei
einem Schalenboden zu Tage, der zu der soge-
nannten Minai -Ware mit ihrer buntfarbigen
Malerei und Vergoldung über elfenbeinweißer
Glasur gehört (Abb. 4). Dargestellt ist der durch
einen Arzt am Arm einer Frau vorgenommene
Aderlaß, dessen Wiedergabe als Komposition von
besonderem Reiz ist und vollständig den Eindruck
einer Buchillustration macht. Man beachte die
schematische, flüchtige Wiedergabe der Gewänder,
die Zeichnung der Gesichtszüge, die ihren engen
Zusammenhang mit der Kalligraphie nicht ver-
leugnen kann, und im Gegensatz dazu eine ge-
wisse Lebendigkeit in der Komposition, das Be-
streben, in der Haltung der sich abwendenden
vornehmen Dame, die das von ihrem Arm
herabrinnende Blut nicht sehen will, eine momen-
tane Bewegung zum Ausdruck zu bringen. Wie nahe
verwandt eine solche Dekoration mit der gleich-
zeitigen Buchmalerei der sogenannten Bagdad-
Schule ist, zeigt der Vergleich mit einem Blatt
aus einem 1223 datierten Manuskript, dem pharma-
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DES DIOSKURIDES VOM JAHRE 1223 N. CHR. abb. 5
privatsammlung berlin
ten bis vierzehnten Jahrhundert zu. Fast jedes Stück
ist ein, sei es in künstlerischer und technischer, sei es
infolge von Datierungen auch in wissenschaftlicher
Hinsicht bedeutendes und ausgezeichnetes Exemplar
seiner Art. Ja noch mehr; einzelne Keramiken
bereichern unsere Kenntnis und zeigen z. B. in
den als Tierfiguren gebildeten Gießgefäßen etwas
Neues oder bisher nur ganz vereinzelt in der
islamischen Kunst Beobachtetes, eine keramische
Plastik. Der dunkelblau mit grünlichem Lüster
bemalte, sitzende Löwe (Abb. i) und die beiden
hockenden Affen, von denen der grün-blaue, mit
schwarzen Ornamenten verzierte (Abb. 2) hier
wiedergegeben ist, zeigen eine wundervolle Ge-
schlossenheit und eine Beseelung, fast einen
Humor, dem wir sonst kaum in der so unpersön-
lichen Kunst des Islam begegnen. Auch der
große „Sultanabad-Teller" (Abb. 3) mit den beiden
einander gegenübersitzenden Figuren verdient
hervorgehoben zu werden. Natürlich hat auch
er, wie die meisten der im Schutt der zu Grunde
gegangenen Städte als Scherben zum Vorschein
gekommenen Keramiken, eine umfangreiche Er-
gänzung erfahren; aber sie berührt in diesem
Falle nicht die wesentlichen Teile wie die Köpfe
des den mongolischen Typus in seltener Reinheit
zeigenden Paares. Koloristisch beschränkt sich
die Farbengebung auf eine schwarze und blaue
Bemalung auf kremefarbenem Grunde. Ein Zu-
sammenhang mit der Miniaturmalerei ist unver-
kennbar; noch augenscheinlicher tritt dieselbe bei
einem Schalenboden zu Tage, der zu der soge-
nannten Minai -Ware mit ihrer buntfarbigen
Malerei und Vergoldung über elfenbeinweißer
Glasur gehört (Abb. 4). Dargestellt ist der durch
einen Arzt am Arm einer Frau vorgenommene
Aderlaß, dessen Wiedergabe als Komposition von
besonderem Reiz ist und vollständig den Eindruck
einer Buchillustration macht. Man beachte die
schematische, flüchtige Wiedergabe der Gewänder,
die Zeichnung der Gesichtszüge, die ihren engen
Zusammenhang mit der Kalligraphie nicht ver-
leugnen kann, und im Gegensatz dazu eine ge-
wisse Lebendigkeit in der Komposition, das Be-
streben, in der Haltung der sich abwendenden
vornehmen Dame, die das von ihrem Arm
herabrinnende Blut nicht sehen will, eine momen-
tane Bewegung zum Ausdruck zu bringen. Wie nahe
verwandt eine solche Dekoration mit der gleich-
zeitigen Buchmalerei der sogenannten Bagdad-
Schule ist, zeigt der Vergleich mit einem Blatt
aus einem 1223 datierten Manuskript, dem pharma-
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