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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Deutsche graphische Ausstellung in Leipzig
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0050

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Personalien — Wettbewerbe

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Ed. Scharff sind nicht immer ganz glücklich; etwas dilet-
tantisch, aber oft ganz witzig muten die kleinen Totentanz-
bildchen von Fr. W.Preuß an. Nicht zu vergessen sind natür-
lich die Originale aus dem Simplizissimus von Qulbransson,
das große farbige Blatt von Olaf Lange »Die Märtyrerin«,
die Landschaften von Sieck, die sehr stilvollen drei Radie-
rungen von Wolffhügel, die Holzschnitte von Heine Rath,
Hammer u. a. m.

Ein ganz anderes Bild bietet die Berliner Gruppe.
Erich Wolfsfeld hat sich ganz offenbar an Qreiner gebildet,
scheint aber des Details mehr Herr geworden zu sein wie
sein Meister. K. Kollwilz radiert arme, abgehärmte Prole-
tarierfrauen wie sonst, ist aber doch im ganzen vielleicht
noch etwas großzügiger geworden, Fr. Lederer hat etwas
phantastische Landschaften ausgestellt, H. Zille seine ge-
wohnten Bildchen. Eine neue Persönlichkeit ist F. Meseck,
der impressionistische Landschaften und merkwürdige, etwas
an Pascin erinnernde Studien bringt, B. Hasler arbeitet
noch etwas primitiv, beweist aber viel eigene Anschauung.
Hedwig Weiß hat drei große ganz fein empfundene Zeich-
nungen ausgestellt. H. Siruck ist als Radierer genug be-
kannt, ebenso P. Baum u. a. m., E. Orlik erregt Be-
wunderung als einer der raffiniertesten Techniker der
Radierung, die es gibt. Die Bildnisse H. Bahr, H. Veit usw.
sind von einer Delikatesse, die beinahe an Holbein er-
innert. Die neue Sezession in Berlin hat unter ihren Mit-
gliedern auch M. Melzer, der, vielleicht der originellste
unter ihnen, Holzschnitte von vorzüglicher, farbig deko-
rativer Wirkung macht. Sein Kollege M. Pechstein steht ihm
nach, hat aber auch einige, freilich stark von Gauguin be-
einflußte bessere Blätter geschaffen. Die größere Menge
von dem, was die Leute der »Brücke« produzieren, ist nur
halb ernst zu nehmen. Gelegentlich gelingt ihnen ein Akt
oder ein Kopf, der den Reiz einer rasch hingesetzten
Improvisation hat. Nolde steht ihnen nahe in der Absicht,
ist aber sehr viel ernsthafter, wie vor allem seine Bilder
von der See beweisen. Der technisch mit so viel Geschick
arbeitende //lies ist an einer Reihe seiner flott wie mit
Tusche hingesetzten Radierungen ausgezeichnet zu stu-
dieren. Die Worpsweder vertritt Vogeler mit bekannten
Blättern und Hans am Ende mit einigen sehr interessan-
ten Landschaften — »Ruhige Fahrt« z. B. ist ausgezeich-
net —, von H. Wolff-Königsberg sind Radierungen aus-
gestellt, die aussehen, als hätte sie ein äußerst geübter
Zeichenlehrer gemacht; die sichere ehrliche Art von Kalch-
reuth wird sehr gut durch seine neueren Radierungen und
einige Zeichnungen repräsentiert. Man wird ohne allzuviel
Überlegung merken, wie sehr man schon von Schulen
von Gruppen sprechen kann und wie sehr auch oft Nuancen
in der Rasseverschiedenheit oder Einflüsse der Schulung
sich in der künstlerischen Produktion aussprechen. Auch bei
unseren kleinen Kunstzentren ist das der Fall. Magdeburg
hat sehr geschickte Graphiker wie R. Winckel und W. Giese
aufzuweisen, in Hessen ist Thielmann tätig, dessen groß-
figurige Radierungen beinahe ausschließlich das Leben der
Heimat schildern. H.Barthelmeß und M. Pretzfe/der-Nürnberg
haben viel Ähnlichkeit miteinander, die allerdings viel auf
die gleichen Einflüsse zurückzugehen scheint. O. Ubbelohde
wirkt etwas altmodisch, die religiösen Radierungen von
H. Steinhausen scheinen von einer Nervosität erfüllt, die
dem Künstler sonst nicht eignet. Ganz interessant sind
die idyllischen Landschaften von H. Funke-Paris und die
malerisch sehr reizvollen Aquatintablätter von Amandus
Faure. Die flimmernden Impressionen von H. Meid wirken
außerordentlich originell; A. Schinnerer kommt immer mehr
zu einem Stil, dem nur noch letzte abschließende Werte
fehlen, um wirklich monumental zu sein. Neben diesen
durchaus als eigenartige Persönlichkeiten zu wertenden

Künstlern geben die Karlsruher und Stuttgarter sonst einen
deutlichen Begriff von dem, was die Graphik in unseren
süddeutschen Kunststädten leistet. Die Landschaften von
W. Conz sind recht hübsch und gefällig, noch mehr ist
das der Fall bei den Arbeiten von H. v. Volkmann; ihm
gegenüber wirkt Cissarz unruhig und unreif, Eckener be-
weist sich als ein tüchtiger, aber nicht über den Durch-
schnitt ragender Künstler. Carlos Grethe hat einige kraft-
volle Seelandschaften ausgestellt, die Radierungen von
Reifferscheid, Hollenberg und dann noch Voellmy-Bast\ be-
weisen deutlicher wie irgend etwas anderes den absolut
bodenständigen Charakter dieser ganzen süddeutschen
Gruppe. Sc/t.

PERSONALIEN
Professor Max Schmid in Aachen ist zum Geheimen
Regierungsrat ernannt worden.

An Stelle des verstorbeenen Professors Skarbina ist
Professors Max Slevogt in Berlin in den Vorstand des
deutschen Kunstvereins gewählt worden.

Prof. Rudolf Bosselt in Düsseldorf ist zum Direktor
der Magdeburger Kunstgewerbeschule gewählt worden.

Prof. Paul BernardeIH von der Kunstgewerbeschule
in Magdeburg ist als Lehrer für Naturstudien an die Kölner
Kunslgewerbeschule berufen worden.

Für die preußische Landeskunstkommission hat

soeben der Verein Berliner Künstler die Neuwahlen für
seine Vertreter in der Kommission vorgenommen. Zu
ordentlichen Mitgliedern der Landeskommission zur Be-
ratung über die Versammlung, Verwendung der Fonds
für Kunstzwecke wurden der Maler Prof. Hans Looschen
und der Bildhauer Prof. Hermann Hosaeus gewählt. Zu
Ersatzmännern wurden der Maler Arthur Langhammer,
der Präsident der nächstjährigen Großen Berliner Kunst-
ausstellung, und der Bildhauer Prof. Heinrich Günther-Gera
ausersehen. Die Künstler haben bereits in den letzten
Jahren als Vertreter des Vereins der Landeskunstkommis-
sion angehört.

Der Belgier Jef Leempoels erhielt auf der Welt-
ausstellung von Buenos-Ayres den Großen Preis für seine
Gemälde.

Auguste Rodin feierte am 4. November seinen 70. Ge-
burtstag.

WETTBEWERBE
Das Menzelpreisausschreiben für Zeichnungen

wird jetzt vom Verlage der Berliner Illustrierten Zeitung
für die nächsten zwei Jahre ausgeschrieben. Wie bereits
früher gemeldet, war vor kurzem den Malern Fritz Koch-
Gotha und Heinrich Zille der erste Menzelpreis zuerkannt
worden. Für die beiden nächsten Jahre werden nun
Menzelpreise von je 3000 M. ausgesetzt und alle deutschen
Künstler zur Beteiligung eingeladen. Preiszukrönen ist
die beste, von einem deutschen Künstler herrührende,
modernes Leben schildernde Illustration, die im Laufe des
Jahres in der Berliner Illustrierten Zeitung abgedruckt sein
wird. Preisrichter sind unter anderen Prof. Arthur Kampf,
Prof. Max Liebermann und Prof. Franz Kruse.

X Die Berliner Akademie der Künste schreibt so-
eben eine Reihe von Wettbewerben aus. Zunächst um den
großen Staatspreis auf dem Gebiete der Malerei für das
Jahr 1911. Hier ist die Wahl des Gegenstandes frei, in-
dessen soll in dem Werke »das bewußte Streben erkenn-
bar sein, größere und höhere Vorstellungen entsprechend
zu gestalten« (!). Konkurrenzfähig sind außer fertigen oder
 
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