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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Maas, Max: Archäologische Nachlese, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0072

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H9

Personalien — Ausstellungen

120

wäre daraus zu bemerken, doch ist nichts von solcher
Wichtigkeit, wie das aus den dem eigentlichen Mittel-
meer und dem Euxinus näher liegenden Gebieten
Berichtete.

In Österreich wurde zu Carnuntum, Lauriacum
und namentlich in Pola und Umgebung manches
Wichtige geleistet, worüber Friedrich Lohr berichtet.
Über Ungarn, wo die Ausgrabungen in Dunapentele
(Intercisa) noch immer viele Römerfunde liefern,
kommen wir nun zum Schluß nach Bulgarien, wo
die lokalen archäologischen Vereine sehr erfolgreich
gearbeitet haben. Namentlich interessant sind die
Arbeiten, die B. Filow zu Hissar-Banja, 42 km nörd-
lich von Philippopel, ausgeführt hat, eine Stätte, die
sicher in römischer Zeit, aber vielleicht auch schon
in hellenistischer besiedelt war. Die gefundenen Münzen
reichen von Philipp II. und Alexander bis in das 12.
nachchristliche Jahrhundert. Die Festung, die genau
untersucht wurde, ist frühbyzantinisch; in Verbindung
mit ihr wurde eine Kirche vom Typus der Basilika von
S. demente im Grundriß erkannt. Der nur um wenige
Zentimeter erhöhte Chor war durch eine Schranke
von großen Marmorplatten genau wie bei S. demente
in Rom geschlossen. Von diesen Platten sind 4 voll-
ständig, 4 im Fragment erhalten. — Interessante Grab-
funde (griechische Vasen, Bronzen) wurden bei Bedn
Jakovo, 20 km südwestlich von Stara Zagora, und
ein wertvoller Fund bei Nicolajevo, Regierungsbezirk
Pleven, gemacht, der ausschließlich aus goldenen
Schmucksachen besteht, die in das 3. Jahrhundert
n. Chr. nach den mitgefundenen Münzen zu datieren
sind. Endlich sind auch noch bei dem Dorfe Issitlii
im Regierungsbezirk Karnobat Bronze- und Eisen-
teile eines griechisch-thrakischen Wagens gefunden.
Zu diesen Teilen gehört auch eine Satyrbüste, die
mit dem hinteren Teil an einer runden Stange be-
festigt war. —

Damit schließen wir diese fast überlang gewordene
archäologische Rundreise ab. —

PERSONALIEN

Dem außerordentlichen Professor an der Universität
und Direktor des städischen Museums der bildenden Künste
in Leipzig, Dr. Theodor Schreiber, hat der König von
Sachsen den Titel und Rang als Geheimer Hofrat verliehen.

Rudolf Bosselt hat den Ruf als Direktor der Magde-
burger Kunstgewerbeschule angenommen. Vor sieben Jahren
folgte der durch die Darmstädter Kolonie berühmt Ge-
wordene einem Rufe an die von Peter Behrens ge-
leitete Düsseldorfer Kunstgewerbeschule. War auch sein
dortiges Schaffen, was fördernde Aufträge angeht, nicht
eben ein gesegnetes, so ist der Künstler in ihm doch stetig
gewachsen. Aus Bosselt dem »Plaketten - Künstler« ist
mehr und mehr ein großen künstlerischen Problemen nach-
gehender Plastiker geworden. Am Rheine ist er, der Märker,
niemals so recht heimisch geworden; so wenig wie Peter
Behrens gelang es auch ihm, den nötigen Kontakt zu fin-
den. Mit aufrichtigem Bedauern lassen ihn die rheinischen
Kunstfreunde, zumal die Leute vom »Sonderbund«, nach
Norden ziehen und sie wünschen ihm vor allem dies, daß
die Verwaltungstätigkeit, zu der ihn vieles berufen erschei-
nen läßt, ihm genug Muße zur Ausführung der im Ton-

modell schlummernden Gestalten- und Formenwelt lassen
möge. c.

Theodor Brodersen, der Sekretär des deutschen
Künstlerbundes, hat vom Großherzog von Hessen den
Titel Hofrat erhalten. Brodersen hat sich auf den Aus-
stellungen des Künstlerbundes, noch im letzten Jahre in
Darmstadt, in der Aufnahme- und Hängekommission her-
vorragend betätigt.

AUSSTELLUNGEN

Berlin. Die Schwarz-Weiß-Ausstellung der Se-
zession ist am 26. November eröffnet worden. Ein frischer
Strom künstlerischen Lebens fließt wieder durch die dies-
mal besonders reiche und interessante Veranstaltung. Neben
Liebermann, Slevogt und Corinth fesseln Pascin, Feininger,
Kubin, Struck, Kardorff, Brockhusen, Meid, Orlik und andere.

Eine großartigere Kollektion Handzeichnungen Goyas
und Constantin Guys' wird man vergeblich zum zweiten
Male suchen. Ferdinand Hodler ist ein ganzes Kabinett
angewiesen worden. — Wir kommen noch ausführlich auf
die Ausstellung zurück.

Köln. Professor Adolf Fischer, der Begründer des
bereits im Bau begriffenen Museums für ostasiatische
Kunst in Köln, hat in einem Raum des Kunstgewerbe-
museums eine Teilausstellung von Kunstwerken arrangiert,
die er auf seiner kürzlich beendeten, im Auftrage der Stadt
Köln unternommenen Expedition nach Ostasien erworben
hat. Die geschmackvolle Ausstattung des Raumes und die
geschickte Aufstellung der einzelnen Objekte eröffnet gün-
stige Perspektiven für den zukünftigen Museumsbau. Das
Kunstgewerbe tritt diesmal gegen Malerei und Plastik
zurück, denn das Museum für ostasiatische Kunst wird
in erster Linie die große Kunst Ostasiens pflegen. Bud-
dhistische Malereien von hervorragender Schönheit aus
dem 8. bis 16. Jahrhundert, zwei Altartüren mit Male-
reien auf Lackgrund im Takuma-Stil (12. Jahrhundert),
Holzstatuen einer Kwannon, eines Amida, einer Miroku
Bosatsu, eines Jizo, treffliche Werke aus dem 11. bis 13.
Jahrhundert, sowie zwei Holzstatuetten aus dem 6. bis 8.
Jahrhundert, von denen eine japanisch, die andere koreanisch
ist, geben einen imposanten Begriff von der hohen religi-
ösen Kunst des alten Japan. Eine besondere Überraschung
bieten in chinesischen Oräbern gefundene vielfarbige Ton-
statuetten aus der Weidynastie (3. bis 6. Jahrhundert) und
datierte Steinskulpturen, von denen die früheste, eine poly-
chromierte, aus dem Jahre 167 n. Chr. stammt. Von chine-
sischen Malereien seien unter anderen hervorgehoben eine
großzügige Landschaft im Stile Ma-Yuans, eine Herbst-
landschaft von Yang-Shih-Yen (beide 12. Jahrhundert), so-
wie ein ein historisches Motiv darstellendes Bild im Stil des
Kiso-Koten. In Vitrinen bemerkt man ferner No-Masken
von packendem Ausdruck, altchinesische in Gräbern ge-
fundene Bronzen aus der Chou- und Handynastie, Töpfe-
reien mit prachtvoller irisierender Patina aus der Handyna-
stie, einige Mingvasen und koreanische Gräberfunde.

Das Kunstgewerbemuseum in Berlin eröffnete am
26. November eine umfangreiche dänische Ausstellung
von Kunstgewerbe und Baukunst. Sie ist von Kopen-
hagen aus durch das dortige Museum, den Industrieverein
und den Akademischen Architektenverein vorbereitet und
zeigt alle Gebiete der heutigen Arbeit einschließlich der
Architektur, darunter besonders hervorragende Kunstwerke
aus öffentlichem und privatem Besitz, Möbel, Porzellane,
Silberarbeiten u. a. Im Lichthof hat der dänische Archi-
tekt Brummer für das Ganze die farbige Umrahmung ge-
schaffen; die Aufstellung hat Direktor Hannover vom dä-
 
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