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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Ausstellungen

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AUSSTELLUNGEN
X Das Märkische Museum hat in einem jüngst für
diesen Spezialzweck eingerichteten Saal die Neuerwerbungen
der letzten Zeit zu einer Ausstellung vereinigt. Darunter
stehen an erster Stelle die bereits erwähnten Ankäufe aus
dem Nachlaß Skarbinas. Daneben hat das Museum einige
malerische Berliner Ansichten von Dorothea Hauer, einer
jungen Schülerin Hans Baluscheks, sowie mehrere andere
Veduten und Porträts aus älterer und neuerer Zeit ange-
kauft. Als Geschenk ist ein repräsentatives Ölbildnis Franz
Krügers in die Sammlung gekommen: ein bisher kaum
bekannt gewordenes Porträt des Geheimrats Wahlländer,
der als Hofzahnarzt der Könige Friedrich Wilhelm III.
und IV. eine stadtbekannte Berliner Persönlichkeit war.
Eine Reihe graphischer Neuerwerbungen gab sodann den
Anlaß, eine Ausstellung von altberliner Künstler-Fest-
karten zu veranstalten, die von der einstigen Blüte dieser
heute leider arg heruntergekommenen geselligen Kunst in
der preußischen Hauptstadt ein hübsches Bild gibt.

Wien. Die Jubiläumsausstellung der Genossen-
schaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) wird
am 18. März vom Kaiser eröffnet werden.

Leipzig. Im Kunstsalon P. H. Beyer & Sohn ist eine
Kollektion des Leipziger Malers Prof. Fritz Rentsch zu sehen,
die recht deutlich beweist, daß dieser nicht eben sehr be-
kannte Künstler zu den wenigen Leipziger Malern gehört,
die ein starkes künstlerisches Temperament besitzen. Er
schreibt die Natur nicht ab und er gibt auch keine Illu-
strationen, sondern ist ein richtiger Maler, der mit Hilfe
einer stark impressionistischen Technik seiner persönlichen
Auffassung der Landschaft Ausdruck verleiht. Gleichgültig
welcher Aufgabe er gegenübertritt, immer versucht er sie in
besonderer Weise zu lösen, ohne ein gefundenes Rezept
immer wieder in derselben Weise auf alles mögliche an-
zuwenden. Ob er nun die Häuser von Nordwyk in der
Mittagssonne darstellt oder ein stilles einsames Waldtal in
Mitteldeutschland, stets versucht er, das Vorbild von seiner
charakteristischen Seite her zu erfassen. Wenn auch viel-
leicht nicht alles vollständig gelöst ist, so spricht doch aus
allen Arbeiten ein durchaus ernsthafter, intensiv arbeitender
Geist. — Im Kunstverein kommen in der Hauptsache
zwei Dresdener Künstler zu Wort, die beide sehr wohl
bekannt sind, wenn sie auch nicht zu unseren stärksten
Künsllern gehören. Oscar Zwintscher ist ein sehr merk-
würdiger Maler, dem man gewisse Vorzüge zuerkennen
muß, auch wenn man ihm etwas fremd gegenübersteht.
Zwintscher ist von Haus aus mehr Zeichner als Maler,
frühere Arbeiten wie das Doppelbildnis seiner Eltern sind
so streng, beinahe hart gezeichnet, daß sie von ferne fast wie
Porträts von Cranach aussehen. Diese präzise Art zu
zeichnen, hat er beibehalten, doch sind seine späteren Bilder
meistens von einer unangenehmen Glätte, die Lichter kräf-
tig-hell und die Schatten unmotiviert schwarz. Bei Land-
schaften wirkt diese merkwürdige Art von Hell-Dunkel-
Malerei besonders abstoßend, vor allem wenn sehr viel
farbige Akzente darin vorkommen. Die Dame mit dem
roten Kleid im Wald ist hierfür bezeichnend: das Kleid
wirkt wie ein rot angestrichenes Stück Holz und das grüne
Laub des Waldes wie aus Blech geschnitten. Trotz alle-
dem wird man Zwintscher als einen guten, gewissenhaften
Zeichner nicht zu gering schätzen müssen. Hans Unger
gehört auch in gewissem Sinne mehr zu den Zeichnern als
zu den Malern, insofern als er außerordentlich viel Wert
auf die Form legt, doch ist er weit entfernt von der etwas
primitiven Schwarz-Weißkunst Zwintschers. Er schätzt viel-
mehr Licht und Sonne in höchstem Maße und pflegt seine
Figuren auf einen landschaftlichen Hintergrund zu setzen,

der mit vielen lichten Farben und sonnigen Flecken durch-
setzt ist. Ohne Zweifel hat sich Unger von Klingers
Kunst beeinflussen lassen, die ihm zur Figur und zur monu-
mentalen Form geführt hat. Immer steht im Mittelpunkt
seiner Bilder eine menschliche Figur, sei es nun eine alle-
gorische Frauengestalt wie »die Sonne« oder »Morgen«
oder das Porträt seiner Frau oder seiner Tochter. Auch
sie nehmen die klassische Pose an, ebenso wie sie auch
im Typus den Idealfiguren ähnlich sehen, die man von
allen Bildern des Künstlers her kennt. Das beweist zur
Genüge, wie die Kunst Ungers zum Stil und zum dekora-
tiven Wandbild drängt. — Neben den nicht sehr erfreu-
lichen Arbeiten einiger jüngerer Künstler sei nur noch auf
die Bildnisse von Oeorg Ludwig Meyn-Berlin hingewiesen,
die mit großer Fertigkeit gemalt sind. Mehr als die großen
»auf Bestellung« gemachten Arbeiten erfreuen allerdings
die kleinen Porträtstudien, von denen einige ziemlich im-
pressionistisch im Freien gemalt sind. Doch sind alle von
einer bemerkenswerten, offenbar durch lange Übung er-
worbenen Leichtigkeit der Mache. sch.

Die diesjährige große Berliner Kunstausstellung am
Lehrter Bahnhof wird als besondere Abteilung auch eine
kleine Ausstellung von deutschem Porzellan bringen.
Sie soll alle die Ansätze zur Anschauung bringen, die in
letzter Zeit mit so gutem Erfolg zu einer neuen Porzellan-
plastik gemacht worden sind. Die großen staatlichen
Manufakturen Deutschlands werden vertreten sein (Berlin,
Meißen, Nymphenburg), aber auch die leistungsfähigsten
der Privatmanufakturen. Diese Abteilung verspricht noch
reichhaltiger zu werden als diejenige der Brüsseler Welt-
ausstellung.

Die zweite Ausstellung des Berliner Künstler-
bundes wird am 30. März im Lipperheideschen Palais in
der Potsdamerstraße eröffnet werden. Die Einsendung
der Werke erfolgt wiederum anonym bei diesmal er-
schwerten Aufnahmebedingungen. Die Jury wird in drei
getrennten Gruppen arbeiten. Die Ausstellung soll haupt-
sächlich Bilder bis zum Preise von 300 Mark enthalten.
Doch wird diesmal versuchsweise ein Saal getrennt werden,
der Werke, darunter auch Porträts enthält, die den Preis
von 300 Mark übersteigen.

—r. Chemnitzer Kunsthütte. Die Märzausstellung
bietet Gemäldekollektionen von Jos. Rummelspacher aus
Berlin, Prof. Kampmann aus Grötzingen, Amandus Faure
aus Stuttgart, Albin Schlehalm aus Plauen; sowie Einzel-
bilder von Carl Vinnen aus Cuxhafen, Prof. Hasemann
aus Gutach, Albert Jurisch aus Berlin, Rudolf Höckner aus
Ninndarf; — ferner eine größere Anzahl japanischer und
chinesischer Malereien, Lack- und keramischer Arbeiten. —
Dazu trifft Mitte des Monats zu längerer Ausstellung eine
Kollektion Gemälde von Prof. Oskar Zwintscher aus Dres-
den ein, über dessen Kunst den Mitgliedern der Kunst-
hütte am 2. April ein Vortrag geboten werden wird.

Wiesbaden. Der neueröffnete Kunstsalon Dr. F. Graefe,
der ein streng künstlerisches Programm entwickelt, versteht
es, sich in Wiesbaden sowohl mit gut und interessant
gewählten Kollektionen moderner Künstler, als auch mit
erlesenen Stücken alter Kunst einzuführen. Kandinski, Leo
Putz, L. v. Hofmann und der noch weniger bekannte Karl
Caspar bildeten zur Antrittsvorstellung ein gut zusammen-
gestelltes Ensemble. Caspar, ein in München lebender
Württemberger, ist Schüler von Haug und Herterich. Ein
originales Temperament. Breite Pinselführung. Akzentuierte
Koloristik. Problematiker im Inkarnat. Alles in allem sehr
beachtenswert. Unter den Werken alter Kunst entdeckt man
mit besonderem Interesse einen einwandfrei beleumundeten
 
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