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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0162

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Sammlungen

300

/oos van Cleve, ein »Jesuskind mit Traube«, das man in
dem Werk des Meisters wohl künftig als eines der wich-
tigsten Stücke ansprechen dürfen wird. Ferner einige gute
Primitive vom Mittel- und Niederrhein, auch gute Skulpturen.
Eine Reihe vorzüglicher Niederländer des 17. Jahrhunderts;
einige Franzosen. Ein ausgezeichnetes Selbstporträt von
Perin (g. 1753, Marseille). Der Künstler sitzt vor einem
angefangenen, an Madame de Warens, Rousseaus Freundin,
adressierten Brief. Im Hintergrunde stehen Rousseaus
Werke. Ein ganz vortreffliches, den Zeitcharakter vorzüg-
lich widerspiegelndes Bildnis. — In der Kunstgalerie Banger
übt eine umfassende Menzelausstellung Anziehungskraft,
die allerlei Kuriosa enthält. So z. B. zwei Menzel-Bilder-
bogen, deren einstiger Kunstwert sich verzweihundertfacht
hat, eine Reihe schöner Originalradierungen usw. Übrigens
auch einige Handzeichnungen, Studienblätter sehr guter
Qualität und zwei ungemein feine Schabkunstblätter, die
im Preise höher stehen als die Handzeichnungen.

M.E.

Eine Ausstellung der englischen Pastellmaler
des 18. Jahrhunderts wird vom 1. April bis zum 15. Juni
unter der Ehrenpräsidentschaft des englischen Botschafters,
des Unterrichtsministers und der Leitung von P. de Nolhac
in Paris veranstaltet werden.

SAMMLUNGEN
Über neuerworbene Kleinbronzen im Berliner
Kaiser-Friedrich-Museum berichtet Generaldirektor Bode
im Märzheft der Amtlichen Berichte. Seit zwei Jahren sind
nur etwa ein Dutzend Stücke der Sammlung neu eingefügt
worden; eine kleine Zahl also, aber für den nicht uner-
heblich, der die annähernde Vollständigkeit dieser rund
1400 Objekte umfassenden Sammlung kennt, der nur noch
einige Unika fehlen. Die neu hinzugekommenen Stücke
sind eine Bacchantin aus dem Kreis des Agostino di Duccio,
ein Bleiabschlag mit Putten, bez. und datiert 1467, und der
Bronzeausguß eines ovalen Siegesstempels des Bischofs
von Siponto vom Parmenser G. F. Enzola, eine Platte mit
Kampfszenen der Richtung des Filarete, eine runde Floren-
tiner Plakette mit der Madonna und den beiden Knaben
vom Anfang des Cinquecento, ein größeres Stück mit Götter-
versammlung von Valerio Belli (Unikum?), ferner ein Täfel-
chen mit der Kreuzesschleppung an Raffaels Spasimo er-
innernd, eine große Rundplakette mit allegorischer Darstel-
lung von einem Zeitgenossen des Leone Leoni. Besonders
wertvoll eine Porträtplakette des Dogen Francesco Foscari,
den wir auch durch Gentile Bellinis Bildnis im Museo
Correr kennen. Als eigentliche Medaillen figurieren eine
mit dem Selbstporträt des Malers Francesco Francia, das
in bemerkenswertem rustikalen Gegensatz zu seinen Ge-
stalten steht, die nie bis drei zählen können; ferner eine
Mönchsmedaille vielleicht von Niccolö Fiorentino. Dazu
kommen eine deutsche Bleimedaille und einige deutsche
Plaketten. D.

X Über den Umbau der Nationalgalerie, der bald nach
dem 1. April beginnen soll — sobald der preußische Landtag,
was als sicher gelten darf, die Mittel bewilligt hat —, er-
fährt man jetzt Näheres. Es handelt sich, wie schon
früher mitgeteilt wurde, um Veränderungen im Erdgeschoß
der Galerie. Alle Um- und Einbauten, die hier vorgesehen
sind, werden so ausgeführt, daß der Kern des Bauwerks
selbst unangetastet bleibt. Die Säulen, Friese, Decken
usw. werden mit Verkleidungen aus verhältnismäßig leich-
tem Material verdeckt — ähnlich (wenn auch immerhin
ein wenig massiver) wie dies seinerzeit bei der Einrich-
tung der Jahrhundert-Ausstellung geschah —, so daß
später die nun ins Dunkel sinkenden Details leicht

»ausgewickelt« werden könnten, wenn es gewünscht wird.
Der Umbau wird gleich am Eingang des Erdgeschosses
beginnen, wo Justi die beiden seitlichen Öffnungen unter
der Freitreppe schließen lassen will, um den Haupteingang
vorn unter das Reiterdenkmal Friedrich Wilhelms IV. zu
veilegen. Hier sollen auch die Garderobe und die Kasse
untergebracht werden, so daß der ganze Raum von der
jetzigen Eingangstür bis zum Treppenhause für die Auf-
stellung großer Skulpturen gewonnen wird. Der lang-
gestreckte Bronzesaal, der dann folgt, wird geteilt, wodurch
das fatale Doppellicht von rechts und links, das er jetzt
hat, ausgeschaltet wird, und von diesem Doppelraum nun
wird man, immer an den Fensterseiten, rechts und links
den Weg durch die Kabinette antreten. Rechts wird man
die Werke der deutschen Realisten und Impressionisten
anordnen, links die deutsch-römischen Stilisten Feuerbach,
Böcklin und Marees. Zu diesem Zwecke wird hier, auf der
linken Seite, die bisherige große Skulpturenhalle unigewan-
delt. Man will die Marmorsäulen umkleiden, Wände ein-
ziehen, die Decken niedriger legen (dies geschieht auch
auf der andern Seite), so daß Räume von geschlossener
Beleuchtung entstehen. Dabei hofft man unter anderem
auch für Feuerbachs Gastmahl des Plato, einen der wert-
vollsten Schätze der Oalerie, endlich einen geeigneten
Platz zu schaffen, um es somit von der wenig passenden,
unwürdigen Stelle im Treppenhause zu erlösen. Am
meisten Schwierigkeiten macht die Apsis. Hier hat Justi
die Absicht, zunächst zwei Räume von den Fenstern bis
zur Mitte einzubauen. Der kleine halbrunde Raum, der
dann übrig bleibt, soll sein Licht aus den Oberfenstern
des Erdgeschosses über die niedriger gelegten Decken der
Endkabinette hin erhalten. Schon früher wurde darauf
hingewiesen, daß der Mittelyang fortfallen und der Zu-
gang zu den kleineren Sälen überall an die Fensterseite
verlegt werden wird, damit der Eintretende nicht durch
das scharfe Licht geblendet wird, das jetzt sein Auge
jedesmal trifft, sobald er ein neues Kabinett betritt.
Überall wird man die Stoffbespannung der Wände und
die Verschalung für den Putz der Decken, die sich durch
einfache Vouten an die Wände anschließen, an freistehen-
den Holzgerüsten befestigen. Um die Beeinträchtigung der
Raumwirkung durch die ungünstigen großen Fensternischen
zu mildern, ist projektiert, die Heizkörperverkleidungen noch
etwas vorzuziehen und auf diese ein zweites Fenster zu
stellen, das oben an die Voute und seitlich an die schrägen
Fensterlaibungen angeschlossen wird. Alle diese Ände-
rungen werden nach Entwürfen des Bauinspektors Wille aus-
geführt. Die Sammlungen selbst werden während des Um-
baus naturgemäß für einige Zeit dem Publikum entzogen.
Übrigens greifen die aufgetauchten Gerüchte, wonach die
staatliche Kunstverwaltung jetzt schon an den Neubau
eines modernen Museumsgebäudes auf dem fiskalischen
Grundstück des heutigen Zirkus Busch jenseits der Spree
denken soll, den Ereignissen weit vor. Es ist kein Zweifel,
daß man frühestens nach der Durchführung der älteren
Messeischen Pläne auf der anderen Seite der Museums-
insel ein solches Projekt ins Auge fassen wird, und darüber
werden noch manche Jahre hingehen.

Mannheim. Am 11. März wird ein neuer Zweig des
Museums der Öffentlichkeit übergeben, das neuerrichtete
kunstwissenschaftliche Institut und graphische Kabi-
nett. Aus Anlaß der Eröffnung dieses neuen Betriebszweiges
veranstaltet die Direktion im Obergeschoß der Kunsthalle
eine große Meisterausstellung für Graphik, die nach Art
der ersten Meisterausstellung vor einem Jahre an erlesenen
Meisterwerken ein geschlossenes Bild der graphischen
Kunst des 19. Jahrhunderts und der Moderne geben wird.
 
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