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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0163

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301

Vereine —

302

Wien. Die Frage des Baues des städtischen Mu-
seums, die mehrere Jahre die Oemüter in Aufregung ge-
halten hat, scheint nun ihrer endgültigen Lösung zuzugehen.
Otto Wagner hätte den Bau auf dem Karlplatze errichten
sollen, dagegen erhob sich aber lebhafter Wiederspruch,
da man fürchtete, der Fischersche Bau der Karlskirche
könnte in seiner Wirkung durch den daneben befindlichen
Neubau geschädigt werden. Mit großen Kosten wurde
schließlich eine Schablone des projektierten Baues errichtet,
die geteilten Beifall fand. Nun scheint man die Idee, den
Bau auf dem Karlsplatze zu errichten, endgültig aufgegeben
zu haben und will dafür die Gründe des aufgelassenen
Friedhofes auf der Schmelz bestimmen. Ferner soll eine
öffentliche Konkurrenz für deutsch-österreichische Architek-
ten (ohne Rücksicht auf ihren Wohnort) zwecks Erlangung
von Entwürfen ausgeschrieben werden. Die Entscheidung
des Gemeinderates steht noch aus. O. P.

Das Museum der bildenden Künste in Budapest

wurde in letzter Zeit durch einige wertvolle Werke be-
reichert, unter welchen besonders genannt sei das durch
den bekannten Pariser Kunsthändler F. Kleinberger
geschenkte große Bild (H. 148, Br. 227 cm) »Tod der
Maria« von Hans Holbein d. Ä. Das Bild, welches in der
Monographie von Curt Glaser über den Meister beschrie-
ben und illustriert ist, trägt auf dem Weihwasserkessel
folgende Inschrift:

WOLFOANG PREW
MARIA HILF 14 . .
HANS HOLPAIN
und zeigt außer der Hauptdarstellung noch den Moment,
wie die Maria von Christus und den Engeln im Himmel
empfangen wird. Das Bild stammt aus gräflich Wicken-
burgschem Privatbesitz in Osterreich und ist vorzüglich er-
halten, seine Entstehungszeit fällt in die letzten Jahre des
15 Jahrhunderts. Sodann schenkte Hof rat Dr. Armin Stern
dem Museum ein Fischstilleben mit landschaftlichem Hin-
tergrund von Jacob Gillig, einem seltenen Utrechter Künst-
ler (1636 — 1688?), bezeichnet und datiert: J. Gillig 1662.
Hofantiquar Julius Böhler in München verehrte dem Museum
ein Bauerninterieur von dem seltenen Amsterdamer Maler
Heinrich Bogert, signiert H. Bogert.

Die moderne Abteilung wurde durch drei Werke von
Prof. Otto H. Engel in Berlin bereichert und zwar durch
zwei lebensfrohe farbige Pastellköpfe von der Insel Föhr
und durch ein prächtiges Ölbild »Rast auf der Dünne«,
ein Geschenk des Hofrats Dr. Armin Stern. Das Museum
erwarb William Hogarths Bildnis seiner Schwiegermutter,
der Lady Thornhill, ferner den »Tempelgang Mariä«, eine
katalanische Arbeit um 1520, stark niederländisch beein-
flußt. Leihweise wurden dem Museum von Herrn Moritz
Leopold Herzog überlassen drei primitive Franzosen (Schule
von Avignon 15. Jahrhundert), Hieronymus Bosch »Anbe-
tung der hl. drei Könige«, A. van Dyck »Christliche Mär-
tyrer« und Giampelrino »Christus mit dem Kreuz«, ferner
vom Königl. Rat Marcell von Nemes eine Landschaft von
Murillo, eine figurenreiche Komposition von Subleyras
(Dr. August L. Mayer), ein Stilleben von Pieter Breughel,
ein signiertes Fischstilleben mit Meer und Düne von
Abraham van Beijeren, ein großes Geflügelstück von Jan
Weenix, eine Landschaft mit Jägern von Salvator Rosa,
ein dreiteiliges Altarwerk aus der Sammlung Gozzadini,
thronende Madonna mit Heiligen und musizierenden
Engeln vom Jahre 1379, das Growe und Cavalcaselle (Storia
della pittura III. 335) dem Agnolo Gaddi zuweisen, ferner
eine Krönung Mariä mit Engelschar von Simone da Bologna,
bezeichnet Symon pinxit hoc opus, wahrscheinlich das
Mittelstück eines Triptychons, ähnlich dem bezeichneten

Werke des Künstlers der Sammlung Fritz Gerstel in Berlin
(Helbingsche Kunstauktion 1909, 2. März, Nr. 67).

Liegnitz. Die Stadt Liegnitz beabsichtigt im Laufe
der nächsten Monate die Überführung ihrer bisher an ver-
schiedenen Orten aufbewahrten und in letzter Zeit wegen
Raummangels zum Teil magazinierten Sammlungen in ein
eigenes Museumsgebäude. Es ist zu diesem Zwecke eine
monumentale Villa angekauft worden, die in ihrer äußeren
wie inneren Anlage, besonders auch wegen "ihrer Weit-
räumigkeit museumstechnisch äußerst geeignet erscheint.
Auch Umbauten (Anlage von Oberiichtsälen usw.) sind
leicht auszuführen. Die Sammlungen sind teils historischer,
teils kunstgewerblicher Art. Zu erwähnen ist besonders
eine umfangreiche Kollektion von Rüstungen und Waffen
mit seltenen Exemplaren aus dem 15. und 16. Jahrhundert.
Ferner ist schlesisches Kunstgewerbe aller Art gut ver-
treten. Von neuerer Kunst soll eine große Zahl von Zeich-
nungen, Aquarellen und Gemälden des vor einigen Jahren
verstorbenen schlesischen Malers Blätterbauer, der sich
vorzugsweise in Liegnitz aufhielt, in besonderen Räumen
untergebracht werden. Die ganze, wohl kleine, aber zum
großen Teil recht gute Sammlung, die sich bis jetzt in
ihrer Gesamtheit schlecht überblicken ließ, verspricht nach
ihrer Aufstellung im neuen Gebäude gut zur Geltung zu
kommen. — Gleichzeitig findet in Liegnitz der Verkauf der
in Sammlerkreisen bekannten Privatsammlung Dr. Schulz
statt. Sie besitzt besonders schöne italienische und deutsche
Möbel (einige Danziger Schränke usw.), italienische und
deutsche Fayencen, Steinzeug, Zinn, überhaupt kunstgewerb-
liche Arbeiten aller Art aus dem 15.—18. Jahihundert in
Menge. Zu erwähnen sind noch mehrere wohl erhaltene
Originalrahmen aus der Renaissance. w. O.

VEREINE

In der Februarsitzung der Kunsthistorischen Gesell-
schaft in Berlin sprach Professor Sarre über die im Vor-
jahre veranstaltete Ausstellung von Meisterwerken islami-
scher Kunst in München. Der Vortragende gedachte der
bisher stattgehabten Ausstellungen islamischer Kunst, von
denen die Teppichausstellung in Wien 1890, die allgemeine
in Paris 1903, die keramische in London 1907 und die
Berliner Miniaturenausstellung von 1910 besonders wichtig
waren. Die Münchner Ausstellung war von allen genannten
die weitaus umfangreichste und reichhaltigste, und nur
durch die rege Beteiligung des Auslandes möglich. Die
Zahl der Leihgaben betrug über 4000, die der Aussteller
etwa 250, darunter 72 öffentliche Sammlungen, Kirchen
und Schatzkammern. Mittels zahlreicher Lichtbilder wur-
den die Hauptstücke der Ausstellung von der Sassaniden-
kunst bis zur neueren türkischen Kunst demonstriert: Stoffe,
Gläser, Metallgegenstände, Teppiche und Keramik. Da
ein eingehender Bericht der Ausführungen Sarres hier ohne
Abbildungen wenig Wert hätte, sei auf die illustrierten Be-
richte der fachwissenschaftlichen Ausstellungsleiter im
August-Septemberheft von »Kunst und Kunsthandwerk«
(Wien 1910) verwiesen, wo u. a. Sarre über die Teppiche
und Keramik berichtet hat, ferner auf den illustrierten zu-
sammenfassenden Ausstellungsbericht von Ernst Kühnel
im Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst 1910, endlich
auf den illustrierten einführenden Aufsatz »Islamische Kunst«
von Ernst Diez im »Kunstgewerbeblatt« (Ztschft. f. bild. Kunst)
September 1910. D.

KONGRESSE

Der vierte Internationale Kongreß für Kunst-
unterricht, Zeichnen und angewandte Kunst wird vom
 
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