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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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Henkel, Max Ditmar: Rembrandtausstellung in Amsterdam
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Maas, Max: Archäologische Nachlese, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6191#0130

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241

Archäologische Nachlese

242

Ananias abgebildet, und die hohe Figur ist Petrus;
Rembrandt hat die Szene in den Tempel verlegt, wo
sie sich dem Bibeltext nach jedoch nicht zugetragen
hat (Apostelgeschichte V). Zum Schluß erwähnen
wir die feine Kopie nach einer Miniatur: ein orien-
talischer Fürst, in Seitenansicht nach links, mit Turban
und Feder, die Hände auf langen Stock stützend, vor
getuschtem braunen Grund. M. D. HENKEL.

ARCHÄOLOGISCHE NACHLESE.

Von Dr. Max Maas, München.
II.*)

Bei den deutschen Ausgrabungen in Tiryns
wurde der Zugang von der Unterburg zur Oberburg
zum größten Teil von den mächtigen, gefallenen
Blöcken gereinigt, so daß die Anlage in ihrer ursprüng-
lichen monumentalen Wirkung erscheint. Kleinere
Grabungen haben die ganz neue und abweichende
Anlage und Raumeinteilung der Art des Baues des
jüngeren Palasts im Verhältnis zum älteren geklärt.
— Vor allem wurde dann auch im Hofe des sog.
Frauenmegarons gegraben und mehrere Schichten fest-
gestellt (zu unterst alter Kurvenbau, darüber Rundbau
aus dem Anfange des 2. Jahrtausends, dann zwei
Schichten des älteren Palastes und zu oberst der Hof-
estrich des jüngeren aus der 3. spätminoischen Periode).
Der genannte Rundbau wird wohl das älteste Herren-
haus auf der Burg von Tiryns gewesen sein.

Die Unternehmungen der Argolisforschungen von
Frickenhaus und Müller galten zunächst dem Studium
der Ausgrabungen von Argos und Epidauros, wo
wichtige Resultate über die Baugeschichte erreicht
wurden. Dann wurden auf der Höhe des Hohen
Artemision bei Argos Spuren eines in der ar-
chaischen Zeit beginnenden Kultus festgestellt und
das langgesuchte Oinoe gefunden (bekannt durch die
in der Stoa Poikile dargestellte Schlacht zwischen
Athenern und Spartanern). Eine andere Untersuchung
galt dem Bergland nordöstlich von Mykene und
Kleonai. Im Innern des Städtchens Kleonai wurde
zunächst die für den Athenatempel angenommene
Gegend untersucht, der fast vollständig einer mittel-
alterlichen Kirche zum Opfer gefallen ist. Das von
Pausanias erwähnte Grab des Eurytos und Kteatos
wurde neuerdings außerhalb des Städtchens neben
einem früheren Chani (Wirtshaus) angesetzt, wo in
vortrefflicher Erhaltung ein kleiner dorischer Poros-
tempel späterer Zeit liegt, dem gegenüber man zur
Überraschung der Ausgräber einen in der Anlage
ganz entsprechenden andern Tempel fand. Der erste
Tempel wurde schon von Cockerell als das von Diodor
bezeugte Herakleion angesehen, in dessen Nähe offen-
bar auch das erwähnte Grab des Eurytos und Kteatos
lag. Die Ausgrabung ergab interessanten architekto-
nischen und sonstigen Befund und verlangt dringend
eine Fortführung. — Eine kleine Opferstätte, an der
die Wanderer von Mykene zum Isthmus von Korinth
in spätmykenischer Zeit Opfergaben niederlegten,
wurde bei der Kapelle H. Triada auf einer Paßhöhe

*) Vergl. Nr. 14.

gemäß den daselbst gefundenen kleinen und gänzlich
verwaschenen Votivterrakotten als aiis der mykenischen
Zeit stammend gedeutet.

In Argos hat Vollgraff die Ausgrabung der Agora
fortgesetzt und das Fundament, sowie die Basis der
Kultstatue in der Zelle eines prostylen Tempels frei-
gelegt. In benachbarten byzantinischen Mauern wurden
Statuenreste, Inschriften und viele Bauglieder gefunden.
— Derselbe Gelehrte hat bei Skala im Inachos-
tale eine spätmykenische Nekropolis auszugraben be-
gonnen. —

Kreta, zum ersten Male als griechische Provinz
in Berichten des Archäologischen Anzeigers aufgeführt,
hat auch im letzten Jahre solche eigenartige Funde
geliefert, die der Insel ihre selbständige Stellung in
der Archäologie sichern. Zu Tylisos wurde nörd-
lich von dem sogenannten Palaste ein neues drittes
gleichzeitiges Gebäude freigelegt. Unter diesem Bau
wurden von Hazzidakis Mauern und in den weichen
Felsen getriebene Gruben mit Scherben frühminoischer
Zeit gefunden. In diesen ältesten Anlagen fanden
sich nur wenige Proben aus der ersten mittelminoischen
Zeit, weil ihre Überbleibsel durch die erwähnten drei
großen Bauten aus späteren minoischen Perioden zer-
stört worden waren. In spätmykenischer Zeit wurde
erst das Herrenhaus errichtet, dessen Ruinen jetzt frei-
gelegt worden sind. Dabei wurde eine vorzüglich
erhaltene, durch eine Treppe zugängliche minoische
Zysterne gefunden. — Die Kamaresgrotte nord-
westlich von Phaistos, die einer gewissen Kategorie
mittelminoischer Keramik den Namen gegeben hat,
hat neuerdings große Massen solcher bunten Ke-
ramik geliefert. — Bei Vrokastro in den Bergen
südwestlich von der Mirabellobucht wurden eine
Reihe Gräber, worunter auch Kammergräber myke-
nischer Form, ausgeräumt. Verbrennung und Be-
stattung gehen nebeneinander her, die Metallfunde
(Bronze und Eisen) umfassen namentlich eine wichtige
Serie von Fibeln. — Die Italiener haben von März
bis Juli 1913 die Arbeiten in Hagia Triada ihrem
Abschluß nahegebracht. Besonders wichtig ist dabei
der Fund einer Kapelle der dritten spätminoischen
Zeit am Westabhang des Hügels, der südöstlich vom
Palast einen Teil des Städtchens trug. An der Rück-
wand der Cella stand eine gemauerte Bank, auf der
sakrale Schälchen standen. Die Kapelle war genau
westöstlich orientiert. — In Gortyn wurde von dem
Italiener Pernier die Freilegung des Odeons, in das die
große Inschrift verbaut ist, fast vollendet. Der Plan
des Baues ist in allen Einzelheiten zu erkennen und
hat das normale Schema, abgesehen von durch die
Ringmauer, welche die Inschrift trägt, notwendig ge-
wordenen Abweichungen. Orchestra, Bühnenvorwand,
Ausschmückung der Seena, eine nach Süden geöffnete
Halle hinter der Seena sind genau studiert. Das
ganze Odeon und die benachbarten Bauten sind später
von einer ärmlichen christlichen Nekropole bedeckt
worden. Wichtige Inschriften wurden südöstlich vom
Odeon gefunden, wo wahrscheinlich die alte Agora
von Gortyn gewesen ist. — Östlich vom Pythion
hat zweifellos das Praetorium oder die Basilika der
 
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