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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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325

Vermischtes

326

gewerbemuseum nur die bittere Notwendigkeit historischer
Tatsachen, der Raumnot und schwer lösbarer Besitzverhält-
nisse anführen. Bedenkt man ferner, daß der jährliche
Etat einer getrennten Verwaltung für die moderne Galerie
die bislang vom Staate alljährlich gewährten ordentlichen
Mittel für Neuanschaffungen auf dem Gebiete der Malerei
übersteigen würde, so ist es verständlich, daß alle Freunde
eines stetigen inneren Ausbaues der altberühmten Sammlung
auch die möglichst enge räumliche Verbindung wünschen
müssen. Die Erkenntnis innerer Einheit der bildenden
Kunst aller Zeiten ist das Ergebnis moderner Kunstwissen-
schaft und Kunstpflege; alle neuen Museumsgründungen,
alle vergleichenden Wertungen jüngerer und allerjüngster
Malerei bauen sich auf diesem Grundsatz auf. Sollen wir
deshalb nicht hocherfreut sein, an dem hohen Maßstab,
wie ihn unsere glänzende alte Sammlung fordert, schärfer
als bisher die Werke der modernen Abteilung messen
zu können, nur das Beste vom Guten unter einem Dache
mit den Meisterwerken aus ganz Europa vereinigen zu
dürfen? — Nicht das gewaltsame Zerschneiden eines lo-
gisch gefügten Organismus nach dem ewig wandelbaren
Maßstab der Zeit führt zu dem allerwünschten Ziele einer
gesunden Entwicklung der Kunststadt Dresden; weit eher
könnte eine Anregung Max Liebermanns auch für Dresden
Wert gewinnen, der in seinem schönen Nachruf für den
tiefbetrauerten Hamburger Museumsleiter Alfred Lichtwark
neben die WeHsammlungen einer Großstadt wie Berlin ein
»Museum der Berliner Künstler« stellen möchte. Ansätze
zu einer derartigen Gründung sind ja im Stadtmuseum
vorhanden. —

Die Hoffnung, durch den Neubau einer modernen
Galerie in einem entfernteren Teile der Stadt ein Schau-
stück, einen neuen Anziehungspunkt für den Fremden-
verkehr zu erlangen, wird sich als trügerisch erweisen.
Der Weltruhm unserer alten Gemäldesammlung Wird einer
Sonderentwicklung nur schaden, wie wir das leider an
unserem unverdient schwach besuchten Kunstgewerbe-
museum sehen. Werden endlich die treuen Freunde und
Gönner unserer Galerie ihre Liebe teilen und eine ange-
sichts der geringen vorhandenen Mittel keineswegs beson-
ders aussichtsvolle Konkurrenz beider Museen unterstützen
wollen? Ich glaube, wenn sich der allen Dresdnern gemein-
same, aufrichtige Wunsch kräftiger Förderung unserer Ge-
mäldesammlung mit verständnisvollem Eingehen auf das
innere Leben und die bedeutsame Einheit ihrer Entwicklung
paart, sind alle Bedenken gegen den wohlerwogenen Plan
des Neubaues zu überwinden. Unsere Zeit verlangt nicht
mehr nach isolierten Museumspalästen mit dem anspruchs-
vollen Prunk eines fürstlichen Schlosses, sondern nach
einem würdigen und stimmungsvollen architektonischen
Rahmen für die unserer alten Abteiluug durch erlesene
Proben der Rokokokunst und eine ebenso wertvolle, als
einzigartige Gruppe von Handzeichnungen der Nazarener,
ihrer Zeitgenossen und Nachfolger innig verbundenen Werke
der neueren klassischen Malerei. i_r.

Königsberg i. Pr. Die Neuordnung des Kunst-
gewerbemuseums durch Professor Ulbrich ist nunmehr
als beendet anzusehen. Die Schätze des Museums sind
in den neuen Räumen in der Roonstraße in drei Etagen
untergebracht worden. Besonders reichhaltig ist die Samm-
lung an Schmiedearbeiten des 17. Jahrhunderts, ferner ist
eine sehr schöne Schranksammlung, in welcher die sog.
»Danziger Arbeilen« eine große Rolle spielen, besonders
hervorzuheben. Die übersichtliche Anordnung, sowie die
genaue Angabe von Herkunft und Alter jedes Gegen-
standes, gestatten eine leichte Benutzung der Bestände,
sodaß das Fehlen eines Kataloges, der bisher noch nicht
erschienen ist, sich kaum bemerkbar macht. -d-

Im Londoner Victoria- und Albert-Museum sind
in der Verwaltung einige Änderungen angeordnet worden.
Die Abteilungen Architektur und Holzarbeiten wurden ver-
eint, ebenso Keramik und Metallarbeiten. — In Kürze wird
ein von Hardie und Strange bearbeiteter ausführlicher Kata-
log über die Holzschnitte erscheinen, an denen das Institut
ganz besonders reich ist. v. S.

VERMISCHTES

Die Königliche Kunstakademie in Dresden feierte
am 6. und 7. Februar ihr hundertundfünfzigjähriges Bestehen.
Sie ward unmittelbar nach dem Schlüsse des siebenjährigen
Krieges gegründet; am 6. Februar 1764 unterzeichnete der
Prinz (Prinzregent) Xaver das Gründungsreskript, das an
Christian Ludwig von Hagedorn, den ersten Generaldirektor
der Akademie, gerichtet ist. Was die Dresdner Akademie
für die deutsche Kunst gewesen ist, erhellt, wenn wir die
Namen Anton Graft, Caspar David Friedrich, Christian
Dahl, Ludwig Richter, Gottfried Semper, Herrmann Nicolai,
Schnorr von Carolsfeld, Rietschel, Wallot nennen. Nicht
minder sicher ist, daß auch heute der Hauptruhm Dresdens
als Stadt der Künstler und epochemachender Kunstaus-
stellungen auf der Dresdner Kunstakademie ruht. Grund
genug für Dresden, das hundertfünfzigjährige Bestehen
der Akademie glänzend zu feiern. Die Festlichkeiten be-
gannen mit einer Soiree bei dem kgl. Kommissar des aka-
demischen Rats Staatsminister Grafen Vitzthum, zu der alles
geladen war, was in Dresden zur Akademie gehört, nähere
oder weitere Beziehungen unterhält. Auch die Akademien zu
Berlin, München, Düsseldorf, Königsberg, Weimar, Stutt-
gart und Wien hatten Vertreter entsendet. Am 6. Februar
fand im städtischen Ausstellungspalast ein Festaktus statt,
der in weihevoller Weise verlief, in seiner künstlerischen
Ausgestaltung und Geschlossenheit durchaus einer Kunst-
akademie angemessen und würdig. Prof. Bestelmayer hatte
den Konzertsaal in einen wunderbar stimmungsvollen Raum
umgewandelt, dessen feierlich-ernste Pracht in gedämpftem
Licht alle Eintretenden in ihren Bann zog. Das Hauptstück
im Saale bildete eine riesenhafte Pallas Athene in Gold und
Elfenbein, die in der Mitte der Szene als Schirmherrin der
Kunst stand, mit der Rechten die gewaltige Lampe haltend,
mit der Linken die staunende Festversammlung grüßend.
Ein szenischer Prolog von Otto Erler, gesprochen von der
Hofschauspielerin Gertrud Treßnitz, gab dem Festakt die
künstlerische Weihe. Die Poesie der Worte, mit denen
die Sprecherin die Kunst feierte, erhielt ihren prachtvollen
Hintergrund durch einen Reigen von zwanzig griechischen
Jungfrauen, deren Gewänder, von Otto Gußmann kompo-
niert, den entzückten Augen eine wahrhaft berauschende
Farbensymphonie und ein Fest der Sinne ohnegleichen dar-
boten. Dann kam eine Rede von Georg Treu voll Schwung
und edler Größe, es kamen die Ansprachen des Kurators
der Kunstakademie Prinzen Johann Georgs, des Kommissars
Ministers Grafen Vitzthum, des Oberbürgermeisters der
Stadt Dresden, des Vorsitzenden des Sächsischen Kunst-
vereins — alle kurz und knapp und der Weihe der Stunde
angemessen. Ein szenischer Epilog von Karl Wörmann
und Hans Sachsens machtvolles Lied »Verachtet mir die
Meister nicht« schloß die wahrhaft weihevolle Festfeier.
Dresdens Oberbürgermeister verkündigte, daß die Stadt
Dresden der Akademie ein jährliches Reisestipendium von
3000 M. stifte. Der Sächsische Kunstverein gewährte einen
Beitrag zum Fonds der akademischen Freitische. Die Aka-
demie überreichte dem König von Sachsen eine goldene
Plakette von Georg Wrba und ihrem Kurator, dem Prinzen
Johann Georg, eine bronzene Nike von Robert Diez. Zahl-
reiche Auszeichnungen wurden verliehen. Sämtliche Pro-
 
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