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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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56i

Sammlungen

562

Paul Klee, Emil Kuhn, Hermann Lismann, Johannes Meitzer,
E. Nadelmann, Richard Seewald, O. Th. W. Stein, M. von
Werefkin.— Der Kunstverein stellte neben einigem anderen
in umfangreicher Weise Zeichnungen und Graphik von
Käthe Kollwitz zur Schau und zeigte eine große Reihe von
Bildern von W. von Wasielewski (Frankfurt), in denen die
Kunst Marees ins Unfreie, Philiströse und Süßliche über-
setzt ist. — Das Kupferstichkabinett des Städelschen Instituts
eröffnete soeben eine Ausstellung, die in übersichtlicher
Weise fast das gesamte graphische Werk Max Klingers
zeigt. a. w.

Ein neuer Salon in Paris. Die Akademie der
schönen Künste hat bei der Regierung durchgesetzt, daß
ihr jedes zweite Jahr der ehemalige Ballspielsaal imTuilerien-
garten zur Veranstaltung einer Kunstausstellung überlassen
werde. Aussteller sind nur die Mitglieder der Akademie
und Künstler, die von der Akademie eingeladen werden.
Man kann nicht behaupten, daß dieser neue Salon die
Erfüllung eines dringenden Bedürfnisses darstellt. Die erste
Ausstellung ist für nächstes Jahr vorgesehen. Werden
sich nun die Herren Akademiker eher herbeilassen, im
nächsten Jahre auf die beiden großen Salons zu verzichten,
damit das Grand Palais frei werde für die internationale
Kunstausstellung, für deren Organisation der Kammer be-
reits ein Antrag vorliegt? a.D.

SAMMLUNGEN

® Das Berliner Kupferstichkabinett veranstaltet eine
Ausstellung seiner Neuerwerbungen aus dem Gebiete aus-
ländischer Graphik des 19. Jahrhunderts. Eine Reihe be-
sonderer Gelegenheiten konnte benutzt werden, diese Ab-
teilung in jüngster Zeit weiter auszubauen. Vor allem bot
die Auktion Roger Marx die Möglichkeit zur Erwerbung
schwer erreichbarer Stücke. Im Mittelpunkte steht hier
Edgar Degas, der bisher in der Sammlung ganz fehlte und
nun mit zwei seiner besten Blätter, einer Radierung und
einer Lithographie, glänzend vertreten ist. Die Radierung,
»Au Louvre« betitelt, stellt Mary Cassatt mit einer Freundin
im etruskischen Saale des Museums dar. Höchst geist-
reich und in außerordentlich schöner Zeichnung stehen die
beiden Figuren vor dem weißen Grunde, der in dem
frühen Zustand des Exemplares noch nicht zu einem
Interieur ausgestaltet ist. Als Geschenk eines Kunst-
freundes gelangte das andere Blatt in den Besitz der
Sammlung, vier Frauenköpfe, durch die meisterliche Be-
handlung des Schwarz-Weiß vor allem ausgezeichnet. Neben
diesen Blättern von Degas stellen die zwei Radierungen
von Rodin die wichtigste Neuerwerbung dar. Das kleine
graphische Oeuvre des Bildhauers ist einer der Höhe-
punkte der neuen französischen Radierkunst. Eines seiner
schönsten Blätter, das Bildnis des Dichters Henri Becque
in drei Aufnahmen nebeneinander, konnte in einem der
frühen Zustände erworben werden, in denen allein die
ganze Schönheit der sammetigen Schwärzen, die der Model-
lierung ihre Energie geben, zur Wirkung kommt. Außer-
dem gelangte aus der Versteigerung Roger Marx die ra-
dierte Figurenstudie, das seltenste Blatt des Meisters, von
dem nur ganz wenige Drucke bekannt sind, in den Besitz
der Sammlung. Auch das Werk Manets konnte durch
einige schwer erreichbare Stücke ergänzt werden. Die
zwei Umrißzeichnungen der Berthe Morisot, die niemals
veröffentlicht wurden, sind gleich selten wie die Auto-
graphie »Au Paradis«, die, ehemals kaum beachtet, heut
ebenso unauffindbar geworden ist. Von Sisley existieren
nur ganz wenige Radierungen. Zwei seiner feinen Land-
schaften stehen unter den Neuerwerbungen. Pissarro ist
mit einem schönen Blatt, Gänse an der Tränke darstellend,

vertreten. Endlich konnte die sehr gewählte Sammlung
von Lithographien des genialen Toulouse-Lautrec, die das
Kabinett besitzt, durch einige ungewöhnliche Stücke ergänzt
werden. In der Ausstellung fällt vor allem eine der geist-
reichen Tierzeichnungen des Künstlers auf. Wenig be-
achtet wurde noch Baslien-Lepage als Radierer. Er war
bisher gar nicht vertreten. Nun gelangten auch von ihm
einige Proben in die Sammlung, darunter die schöne Ra-
dierung einer heimkehrenden Schnitterin, die den Künstler
deutlich in der Tradition des Millet zeigt. Die Sammlung
der Meister von Barbizon erhielt einen außerordentlichen
Zuwachs durch eine große Zahl von Glasklischees, Corot
und Daubigny haben sich besonders durch ihre Arbeiten
in dieser Technik hervorgetan. Daneben stehen gelegent-
liche Versuche von Millet, Rousseau und ein Tiger von
Delacroix. Auch dieses Meisters Werk erfuhr erwünschte
Bereicherung durch einige seiner Lithographien. Von dem
Landschafter Dupre wurde die ganze Folge seiner Arbeiten
auf dem Stein erworben. Es sind nicht mehr als sieben
Blätter, die in der Publikation »L'Artiste« veröffentlicht
wurden. Mit einer stattlichen Reihe seiner unvergleichlich
großartigen Lithographien ist endlich Daumier vertreten.
Es sind Blätter seiner Frühzeit, die in der Zeitschrift »La
Caricature« erschienen, und die an monumentaler Größe die
mehr malerisch empfundenen Zeichnungen der späteren
Zeit noch übertreffen. Zumal die Folge der »Juges des
accuses d'avril« erhebt sich weit über alles, was sonst in
der französischen Lithographie geleistet wurde. Diese Drucke
aus der Caricature sind alle in schönen Abzügen auf China-
papier erworben worden. Die Sammlung der späteren
Lithographien des Meisters wurde durch zwei starke Bände
der Folge »Actualites« mit Karikaturen meist politischen
Inhalts erheblich bereichert. Mit diesen füllen den Schau-
kasten einige der frühen französischen Holzschnittbücher,
die für Menzels Friedrichswerk vorbildlich wurden. Da
ist der schöne Don Quichotte, den Tony Johannot illu-
strierte, Raffets Geschichte Napoleons, eines der bekannten
Bücher von Grandville und frühere Arbeiten von Dore,
der einmal zu den geistreichsten Zeichnern Frankreichs
zählte.

Unter den übrigen Ländern steht England voran. Die Ber-
liner Whistler-Sammlung wird von keiner anderen des Konti-
nents überlroffen. Sie wurde um eine Reihe von vier seiner
schönsten Lithographien bereichert, die bisher noch ebenso-
gut wie die Radierungen im Kabinett vertreten waren. Die
ältere englische Radierkunst hatte in derSchule vonNorwich
ihr Hauptzentrum. Zwei alte Klebebände, die erworben
wurden, enthielten ein reiches Material zur Geschichte
dieser Kunst. Ein paar Proben der Hauptmeister John
Crome und John Seil Cotman figurieren in der Ausstellung.
Samuel Palmer ist mit zwei seiner tonreichen Landschafts-
radierungen vertreten. Von den Jüngeren sieht man Ca-
meron in einer technisch vollendeten Darstellung eines
gotischen Aquamanile. — Die große Goyasammlung des
Kabinetts wurde um einige Drucke von Platten bereichert,
die in alter Zeit überhaupt nicht abgezogen worden sind,
und die darum bisher fehlten. Von Jongkind ist die Folge
des »Six eaux-fortes« erworben worden, einige davon in
Probedrucken. Ebenfalls in einem schönen Frühdruck ist
eine der älteren Radierungen Münchs »Sommernacht« in
der Ausstellung zu sehen. Und die Zorn-Sammlung wurde
um eine der neuesten Arbeiten des Künstlers, eine Ra-
dierung mit badenden Mädchen, bereichert.

So gibt die Ausstellung ein gutes Bild der Sammel-
tätigkeit, die das Berliner Kupferstichkabinett in jüngster
Zeit auf dem reichen Felde der ausländischen Graphik des
19. Jahrhunderts entfaltet hat, das natürlich nur einen
kleinen Teil des Sammelgebietes überhaupt ausmacht.
 
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