der zu schätzen. Zwar ist der Stoff nicht mehr der Trä-
ger der Zeitereignisse, der Geschichtsszenen, der Poli-
tik — der Krieg brachte uns die letzten Versuche eines
aktuellen Zeugdrucks, der nur noch in Amerika lebens-
fähig ist — aber er zeigt noch immer die leichte, zier-
liche, heitere Schmuckornamentik einer versunkenen
Kultur. So ist die Kunst der französischen Indiennes,
der Cottonnies, der toiles peintes, der toilc de Jouy ein
Stück Kultur- und Geistesgeschichte, ein wichtiges
Dokument des europäischen Exotismus, der nie erstarb
und nie erstirbt; zugleich ist sie aber auch ein eindring-
licher Zeuge für den wechselseitigen Kulturaustausch
zwischen Frankreich und Deutschland und für das Wan-
derwesen des Handwerks. Die Sammlungen französi-
scher Kenner und Kunstfreunde, die diese Stoffe
sammelten, haben die reichhaltige Ausstellung ermög-
licht, die uns bei Gerson Genuß und Belehrung bot, und
Clouzot hat das Verdienst, wie im vorigen Jahre die
Ausstellung des Musee Galliera, auch diese Berliner
Ausstellung vermittelt zu haben. Ein reizvoller Katalog
mit entsprechendem Einband und Vorsatzpapier nach
altem Muster, mit zahlreichen Abbildungen und mit
einem Auszug aus einem Aufsatz von Clouzot gibt die-
ser Ausstellung ein besonderes Gedenken. Hoffentlich
wird diese dankenswerte und anregende Ausstellung
der bedruckten Stoffe aus dem 18. Jahrhundert auch
einmal durch eine entsprechende Schau der art- und
stilverwandten „papiers peints“ ergänzt.
Lasko, Kempinski-Haus Vaterland am Potsdamer Platz
Ausstellung in der Kunst Kammer Martin Wasservogel, Berlin
Sin unbekanntes Bildnis Heinrich Heine’s
non
Cont’ad BucbiüatcUBeeslau
j-creslau verliert einen sehr wertvollen, wenn auch
privaten Besitz, eine Sehenswürdigkeit, die Bilder-
sammlung von Dr. Theodor Loewe. Nicht leichten Her-
zens wird sich der Besitzer von ihr trennen. Denn er
hat nicht „Namen“ gekauft oder, wie so viele andere,
gesammelt, um später einmal mit Gewinn zu verkaufen,
sondern er hat zufallsweise erworben aus Freude au
den Kunstwerken selbst, aus Liebe und Hinneigung zu
ihnen, vielleicht auch manchmal aus Freude an einem
„guten Kauf“.
Gern auch ließ er andere teilhaben an seiner Freude
und zeigte mit größter Bereitwilligkeit seine Schätze
jedem, der sie sehen wollte. Mit immer erneuertem
Genuß ging man bei öfteren Besuchen durch die Räume
seiner Wohnung mit den dicht gedrängten Bildern, jeden
Zuwachs prüfend und bewundernd. Gab es doch haupt-
sächlich unter den Werken Wiener Maler des 19. Jahr-
hunderts ganz köstliche Stücke, waren doch auch unter
den italienischen, niederländischen und französischen
Bildern der Renaissance- und Barockzeit viel kunst-
geschichtlich interessante.
Wie es heißt, wird die Versteigerung im November
bei Lempertz in Köln stattfinden. Dann wird der Kata-
log in hoffentlich innerlich wie äußerlich würdiger Form
noch einmal das aus kleinen Anfängen heraus entstan-
dene, zuletzt sehr stattliche Ganze zusammenfassen,
ehe es in alle Winde verstreut wird.
54
ger der Zeitereignisse, der Geschichtsszenen, der Poli-
tik — der Krieg brachte uns die letzten Versuche eines
aktuellen Zeugdrucks, der nur noch in Amerika lebens-
fähig ist — aber er zeigt noch immer die leichte, zier-
liche, heitere Schmuckornamentik einer versunkenen
Kultur. So ist die Kunst der französischen Indiennes,
der Cottonnies, der toiles peintes, der toilc de Jouy ein
Stück Kultur- und Geistesgeschichte, ein wichtiges
Dokument des europäischen Exotismus, der nie erstarb
und nie erstirbt; zugleich ist sie aber auch ein eindring-
licher Zeuge für den wechselseitigen Kulturaustausch
zwischen Frankreich und Deutschland und für das Wan-
derwesen des Handwerks. Die Sammlungen französi-
scher Kenner und Kunstfreunde, die diese Stoffe
sammelten, haben die reichhaltige Ausstellung ermög-
licht, die uns bei Gerson Genuß und Belehrung bot, und
Clouzot hat das Verdienst, wie im vorigen Jahre die
Ausstellung des Musee Galliera, auch diese Berliner
Ausstellung vermittelt zu haben. Ein reizvoller Katalog
mit entsprechendem Einband und Vorsatzpapier nach
altem Muster, mit zahlreichen Abbildungen und mit
einem Auszug aus einem Aufsatz von Clouzot gibt die-
ser Ausstellung ein besonderes Gedenken. Hoffentlich
wird diese dankenswerte und anregende Ausstellung
der bedruckten Stoffe aus dem 18. Jahrhundert auch
einmal durch eine entsprechende Schau der art- und
stilverwandten „papiers peints“ ergänzt.
Lasko, Kempinski-Haus Vaterland am Potsdamer Platz
Ausstellung in der Kunst Kammer Martin Wasservogel, Berlin
Sin unbekanntes Bildnis Heinrich Heine’s
non
Cont’ad BucbiüatcUBeeslau
j-creslau verliert einen sehr wertvollen, wenn auch
privaten Besitz, eine Sehenswürdigkeit, die Bilder-
sammlung von Dr. Theodor Loewe. Nicht leichten Her-
zens wird sich der Besitzer von ihr trennen. Denn er
hat nicht „Namen“ gekauft oder, wie so viele andere,
gesammelt, um später einmal mit Gewinn zu verkaufen,
sondern er hat zufallsweise erworben aus Freude au
den Kunstwerken selbst, aus Liebe und Hinneigung zu
ihnen, vielleicht auch manchmal aus Freude an einem
„guten Kauf“.
Gern auch ließ er andere teilhaben an seiner Freude
und zeigte mit größter Bereitwilligkeit seine Schätze
jedem, der sie sehen wollte. Mit immer erneuertem
Genuß ging man bei öfteren Besuchen durch die Räume
seiner Wohnung mit den dicht gedrängten Bildern, jeden
Zuwachs prüfend und bewundernd. Gab es doch haupt-
sächlich unter den Werken Wiener Maler des 19. Jahr-
hunderts ganz köstliche Stücke, waren doch auch unter
den italienischen, niederländischen und französischen
Bildern der Renaissance- und Barockzeit viel kunst-
geschichtlich interessante.
Wie es heißt, wird die Versteigerung im November
bei Lempertz in Köln stattfinden. Dann wird der Kata-
log in hoffentlich innerlich wie äußerlich würdiger Form
noch einmal das aus kleinen Anfängen heraus entstan-
dene, zuletzt sehr stattliche Ganze zusammenfassen,
ehe es in alle Winde verstreut wird.
54