Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 11./12.1929/30
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0102
DOI Heft:
1./2. Novemberheft
DOI Artikel:Kubsch, Hugo: Handschrift und Zeichnung
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0102
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Mugo
Yie Wesensverwandtschaft von Handschrift und
^ Zeichnung liegt schon im Begriff „Handschrift“
des Künstlers; denn die Wesensart der Zeichnung und
nicht der Schrift wird damit bestimmt. Wenn Lessing
behauptete, Raffael wäre ein großer Maler geworden,
selbst wenn er ohne Hände auf die Welt gekommen
non
Kubfd)
kennen, der sich um die Probleme der Graphologie be-
müht — hat die Fundamente, auf denen die Graphologie
heute ruht, erst einmal freigelegt und eines der wichtig-
sten ist die Erkenntnisarbeit, die Ludwig Klages ge-
leistet hat. Klages hat das „Gesetz der persönlichen
Ausdrucksschwelle“ entdeckt, nach dem das angebo-
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wäre, so ist damit nur gesagt, daß Kunst Gehirnarbeit
ist. Zu ähnlicher Erkenntnis ist die moderne Grapho-
logie gekommen, als Prcycr den Beweis erbrachte, daß
Schriften der rechten und der linken Hand, des Fußes,
des Mundes usw. im psychologischen Sinne keine Hand-
schriften, Fußschriften, Mundschriften sind, sondern ein
und dieselbe Gchirnschrift.
Robert Saudek, nach Ludwig Klages heute der er-
kenntnisreichste Graphologe —- seine Wissenschaftliche
Graphologie (Dreimasken-Verlag, München) muß jeder
rene Naturell des Menschen, seine Gefühle und Gedan-
ken zum Ausdruck zu bringen, mehr oder weniger indi-
viduell beschränkt ist. Nach Klages ist die Schrift
„graphisch fixierte Aeußcrung der Seelenregungen“.
Wenn diese Defination auf jeden schreibenden
Menschen zutrifft, muß sie auch für den „schreibenden“
Künstler gelten. Der Künstler hat aber, neben der
Schrift, noch eine andere graphisch fixierte Ausdrucks-
möglichkeit für seine Seelenregungen, eben seine Kunst.
Die Frage ist nun: welche inneren Beziehungen be-
92
Mugo
Yie Wesensverwandtschaft von Handschrift und
^ Zeichnung liegt schon im Begriff „Handschrift“
des Künstlers; denn die Wesensart der Zeichnung und
nicht der Schrift wird damit bestimmt. Wenn Lessing
behauptete, Raffael wäre ein großer Maler geworden,
selbst wenn er ohne Hände auf die Welt gekommen
non
Kubfd)
kennen, der sich um die Probleme der Graphologie be-
müht — hat die Fundamente, auf denen die Graphologie
heute ruht, erst einmal freigelegt und eines der wichtig-
sten ist die Erkenntnisarbeit, die Ludwig Klages ge-
leistet hat. Klages hat das „Gesetz der persönlichen
Ausdrucksschwelle“ entdeckt, nach dem das angebo-
<•*»«* »jr.m i
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wäre, so ist damit nur gesagt, daß Kunst Gehirnarbeit
ist. Zu ähnlicher Erkenntnis ist die moderne Grapho-
logie gekommen, als Prcycr den Beweis erbrachte, daß
Schriften der rechten und der linken Hand, des Fußes,
des Mundes usw. im psychologischen Sinne keine Hand-
schriften, Fußschriften, Mundschriften sind, sondern ein
und dieselbe Gchirnschrift.
Robert Saudek, nach Ludwig Klages heute der er-
kenntnisreichste Graphologe —- seine Wissenschaftliche
Graphologie (Dreimasken-Verlag, München) muß jeder
rene Naturell des Menschen, seine Gefühle und Gedan-
ken zum Ausdruck zu bringen, mehr oder weniger indi-
viduell beschränkt ist. Nach Klages ist die Schrift
„graphisch fixierte Aeußcrung der Seelenregungen“.
Wenn diese Defination auf jeden schreibenden
Menschen zutrifft, muß sie auch für den „schreibenden“
Künstler gelten. Der Künstler hat aber, neben der
Schrift, noch eine andere graphisch fixierte Ausdrucks-
möglichkeit für seine Seelenregungen, eben seine Kunst.
Die Frage ist nun: welche inneren Beziehungen be-
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