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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

DOI Heft:
1./2. Dezemberheft
DOI Artikel:
Nathan, Fritz: Ein neu aufgefundenes Hauptwerk des Rayski
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0144

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Eingang gefunden hatte, verschiedentlich geweilt hat.
Er war dort weniger als Maler, denn als Jagdgast und
Freund aufgenommen und hat bei dieser Gelegenheit
eine größere Reihe von Bildnissen in seinem Bekannten-
kreis geschaffen. Grautoff führt in seinem Buche über
Rayski hierüber Einiges an und läßt insbesondere ein
größeres Verzeichnis von Bildnissen folgen, von denen
mehrere bis heute nicht wieder aufgetaucht sind.
Gerade in der freiherrlich von Zobel’schen Familie hat
Rayski mehrfach porträtiert. Drei dieser Gemälde sind

Jedenfalls ist auch dieses Porträt, wie die übrigen Bild-
nisse der Familie im Jahre 1838 entstanden, also in der
besten Periode der frühen Rayski’schen Bildnisse. Der
Maler war damals 32 Jahre alt. die Dargestellte stand
im Alter von 30 Jahren. Besonderen Reiz erhält das
Bild durch die für die damalige Zeit ganz unerhörte
Bravour, mit der das Kleid, die Schleier an den Puff-
ärmeln und die Atlasschleife gemalt sind, in gewolltem,
starkem Kontrast zu der Delikatesse, mit der Kopf und
Büste der Dargestellten in treffender Charakteristik

Ferdinand von Rayski

Bildnis der Freifrau
von Zobel zu Qiebelstadt,
geb. Freiin Speth von
Zwiefalten

bei Grautoff abgebildet, diejenigen des Domherrn von
Zobel, des Freiherrn und der Freifrau von Zobel.

Dieses bei Grautoff auf Seite 133 abgebildete Por-
trät der Baronin von Zobel, das 1907 in der Galerie
Ernst Arnold in Dresden ausgestellt war und das jetzt
neuerdings im Berliner Kunsthandel auftauchte, unter-
scheidet sich von dem hier abgebildeten Bildnis der
Freifrau von Zobel in der Stellung, im Kostüm und in
der Auffassung sehr wesentlich. Während in dem erste-
ren Porträt die Dargestellte von vorne gesehen und auf
die Wiedergabe der übereinandergelegten Hände be-
sondere Sorgfalt verwandt ist, zeigt sich in unserem
Bilde die Baronin in einer nach rechts gewandten
Stellung, in tiefdunkel weinrotem Kleide, die rechte
Hand auf ein aufgeschlagenes Notenheft gestützt.

und weitgehender Durchführung, jedoch breit und
flüssig ohne jede Kleinlichkeit, in leuchtendstem
Fleischton wiedergegeben wurden. Hierdurch entsteht
ein Bild von stärkster Lebendigkeit. Durch die ruhige
Farbe des Hintergrundes, die nur durch Andeutungen
von Pflanzen und durch das auf einem Tischchen lie-
gende Notenlieft farbig pointiert wird, erhält das
Ganze jene Ruhe, die, wie auch das Format, den reprä-
sentativen Eindruck aufs glücklichste unterstützt.
Interessant ist, daß dieses Bild auch in den Maßen mit
den übrigen Porträts aus der Familie von Zobel über-
cinstimmt, wie auch mit den beiden in der Nürnberger
Städtischen Galerie befindlichen Porträts des Fürsten
und der Fürstin von Thurn und Taxis, die ebenfalls 1838
gemalt sind. Sie alle messen 125 : 95 cm.

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