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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

DOI Heft:
1./2. Dezemberheft
DOI Artikel:
Singer, Walter: Kunstsammeln in Schweden: die Kollektion Ivan Traugott
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0146

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Silbervergoldete Tischubr. Französisch, 16. Jahrhundert
Der Pendel im <17. Jahrhundert angesetzt

Nymphenburg, Höchst, Ansbach, Wien sind in wunder-
schönen Stücken reich vertreten. Je eine Vitrine ist
englischem und französischem Porzellan gewidmet.
Unter den Meißnergruppen befindet sich die einen hal-
ben Meter hohe Kändlersche „Diana und Endymion“,
die einer auf Geheiß Friedrichs des Großen angefertigten
Serie angehört, von der aber nur drei Gruppen erhalten
sind. Von Händler sind ebenfalls zwei Kavaliere irn
Duell, ein seltenes Schachspiel, eine Elefautengruppe
u. a. m. Auch andere interessante Stücke aus der ersten
Meißner Zeit, wie Figuren, Kannen, Humpen und Teller,
sind vorhanden. Der Akzent dieses Teils der Samm-
lung liegt auf den Figurenplastiken des 18. Jahrhunderts.

Ein ganzes Zimmer ist der chinesischen Sammlung
Vorbehalten, der reichhaltigsten in Schweden nach der
des Kronprinzen. Neben ältesten Grabbeigaben aus der
Han- und Tangzeit, die erst infolge der Eisenbahnbauten
in Nordchina aus den Gräbern ans Tageslicht kamen,
befinden sich Steinzeug und Porzellan aller späteren
Dynastien. Aus der Mingzeit sind hervorragend schöne
Stücke vorhanden, u. a. solche mit Blaumalerei, eine
Schale mit irisierendem Braun, eine zylindrische Vase
mit apfelgrüner Glasur. Besonders schön ist eine An-
zahl großer Blanc-de-Chine-Figuren. Weiß- und Blau-

Porzellane aus der Zeit des Kaisers Kaug-Hsi nehmen
einen größeren Raum ein. Aus dem 18. Jahrhundert
sind gleich wertvolle Stücke der grünen wie der rosa-
farbenen Art vorhanden.

Von einzelnen Porzellanstücken seien zwei große
Po-Hunde erwähnt, die einst als Tempelwächter dien-
ten; ferner zwei Gartenhocker, die früher in englischem
Besitz waren, ein großes Becken, das s. Zt. ein eng-
lischer Offizier während des Opiumkrieges aus dem
Sommerpalast in Peking mitgebracht hat und welches
für Goldfischkämpfe diente. Männliche Goldfische be-
fehden sich nämlich zu gewissen Jahreszeiten und die
Chinesen pflegen solche Kämpfe zu veranlassen, wo-
bei sie Wetten auf die einzelnen, häufig selber groß-
gezogenen, Goldfischchen abschließen. Erwähnenswert
sind mehrere Vasen aus Weichporzellan von erstaun-
lich geringem Gewicht aus der Zeit um 1700. Eine An-
zahl Dachfiguren, die zum Schutze gegen Dämonen die-
nen, zeigen groteske Formen, während einige in Medi-
tation versunkene Buddhaschüler so ausgeprägte Ge-
sichtszüge aufweisen, daß man an Porträtstatuen aus
Holz glauben möchte.

Jedes Stück der Sammlung Traugott hat Museums-
wert. und eine nicht unbeträchtliche Anzahl ihrer Kunst-
werke sind auch schon im Laufe der Jahre als Geschenk
in das benachbarte Nationalmuseum gelangt.

Baaker

Rembrandts Haushälterin Henrickje Stoffels

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