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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

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1./2. Dezemberheft
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Aus dem nordischen Kunstleben / Londoner und New Yorker Kunstschau / Im Kölnischen Kunstverein / Das Ulmer Barockmuseum / Jüdischer Museunsverein in Berlin / Munsch in Chemnitz / Jubiläum des Ukrainischen Historischen Museums in Kiew / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Deutsche Graphik in Amerika / Neues vom Kunsthandel / Oskar Strnad / Die Albrecht Dürer-Stiftung / Neue Kunstbücher / Die Dossena-Fälschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0154

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laden und eine Vedute des Canal Grande von Luca Carlevaris,
dem Lehrmeister des größeren Antonio Canaletto. Aber eine un-
gleich stärkere Wirkung geht aus von Giovanni Piazzettas
großer Strandidylle vom Lido mit ihren fast lebensgroßen Figuren
und ihren aus der Tiefe leuchtenden Farben. Eine phantastisch-
theatralische Landschaft von Alessandro Magnasco darf hier
noch hervorgehoben werden.

Die deutsche Kunst ist mehr durch kirchliche Plastik
als durch Malerei vertreten, jedoch ohne einen anständigen Durch-
schnitt überragende Arbeiten. Die deutsche Malerei hat außer
einer Jagdmeute von Januarius Zick und einem- Herrenbildnis
von Anton de Peeters nur zwei schöne Beispiele der Bdldnis-
kunst des Heinrich Foelix, eines Schülers des Zick, aufzuwei-
sen. Die Niederländer nehmen den breitesten Raum in die-
ser Ausstellung ein. Rubens mit einem wie von innen erleuch-
teten Apostelkopf und einer Teilskizze zum Jüngsten Gericht,
Rembrandt mit dem Kopf eines greisen Rabbiners, beide sind
die Zentralgestirne eines vielgestaltigen Planetensystems, Die

akademische Korrektheit und harte, fast schattenlose Modellierung
einer mythologischen Szene von Hendrick G o 11 z i u s läßt den
Mangel an innerem Leben nur zu deutlich erkennen. Sehr erfreu-
lich sind die Landschafter vertreten, wenn man von Andries van
F e r t v a i s barock übertriebenem Seesturm und von einer F'luß-
landschaft des S a f 11 e v e n absieht. Durch treuste Naturbeobach-
tung, intimen Reiz und völlige Hingabe an den Gegenstand zeichnen
sich Jan van G o y e 11 s Stadt am Flußufer und Hobbemas
Dorfstraße aus. Auch unter den Bildnissen sind hervorragende
^Leistungen zu, verzeichnen. Von strenger Sachlichkeit ist Abraham
de Bruyns Konterfei eines jungen Kaufmannes, und nicht minder
stark charakterisiert des Jakob und des Aelbert Cuyp sorgsam
durchgeführte Bildnisse; aber die Krone der ganzen Ausstellung
scheint mir doch des Nicolas M a e s vornehmes Porträt eines
jungen Mannes in seidenem Mantel zu sein, eine bezaubernde Har-
monie ,in Braun. Zeichnungen. Hausrat und Kleinkunst aller Art
ergänzen das Bild der ansprechenden Ausstellung, jedoch soll das
Kunstgewerbe in einer späteren Schau noch ausführlicher gezeigt
werden.

Chodowiecki
Das Milchmädchen
Del auf Leinewand

Aus der

Januar-Versteigerung

bei

J. A. Stargardt


Das Ulmet? Bat?oekmufeurru

Das wachsende Verständnis für die Schönheit des deutschen
Barocks hat Ulm, dem natürlichen Mittelpunkt zur Bereisung der
oberschwäbischen Rokokoklöster Neresheim, Elchingen, Ottobeuren,
Roth, Steinhausen, Buchau, Ochsentbausen, Wiblingen, Marchtal,
Zwiefalten, eine besondere Bedeutung gegeben. Hat auch das 18.
Jahrhundert in Ulm selbst nicht viele bedeutende Werke mehr her-
vorgebraciht, so liegt doch die großartige Klosterkirche Wiblingens
mit ihrem Freskenschmuck von Januarius Zick heute im Weichbilde
der Stadt. So ist es naturgemäß, daß auch das Ulrner Museum die

Pflege des Barocks zu einer seiner wichtigsten Aufgaben gemacht
hat. Dank dem, entgegenkommenden Verständnis der Stadtverwal-
tung konnten seit mehreren Jahren wertvolle Stücke der ober-
schwäbischen Malerei und Plastik 'des 18. Jahrhunderts gesammelt
werden. Sie sind nunmehr, vermehrt um hochwertige Bestände aus
den Sammlungen Mesmer, Moll und Stiefenhofer in Ulm sowie Brill-
ier in Friedrichshafen, in den Räumen des Museums, die sich um
die Renaissancesäule des Kfechelhauses gruppieren, aufgestellt wor-
den. Der schon bisher den Werken des Rokoko zur Verfügung

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