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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

DOI Heft:
1./2. Märzheft
DOI Artikel:
Bode, Wilhelm von: Der "falsche" Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0254

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wo man eines glänzenden Erfolges sicher zu sein
glaubte, erzeugte diese allgemeine Entrüstung ein voll-
ständiges Debacle. Meyer wurde krank und ver-
schwand in Urlaub, die Maler der Kommission, die den
Ankauf am meisten betrieben hatten, schwiegen sich
aus. Erst nach etwa acht Wochen ließen sie sich zu
einer kurzen farblosen Erklärung bestimmen.

Der Minister nahm daher mein Anerbieten, sofort
in die Bresche zu springen, mit Dank an. In den
„Preußischen Jahrbüchern“ (Bd. 47, 1881) widerlegte
ich Werners und Rosenbergs Angriffe. Diese hatten
es mir allerdings leicht gemacht, indem beide ebenso
wie ihre Nachschwätzer das Bild für eine Fälschung
des 19. Jahrhunderts an den Pranger gestellt hatten,

treten für den Ankauf den günstigsten Eindruck ge-
macht. Und die Schmähungen, in denen die Gegner auf
meine Gründe replizierten, trugen weiter dazu bei, eine
Beruhigung herbeizuführen und das Vertrauen in unsere
Museumsverwaltung, statt es zu schwächen, gerade zu
stärken. Meine Stellung am Museum, insbesondere an
der Galerie, war dadurch mit einem Schlage eine ganz
andere geworden. Noch im Jahre vorher, gelegentlich
der Jubelfeier der Museen, hatte man meine acht-
jährigen Dienste, in denen ich die Arbeit an beiden
Sammlungen fast allein zu machen hatte, genügend damit
zu lohnen geglaubt, daß man mir den Titel Direktor gab,
mich aber weiter als Assistent an der Gemäldegalerie
besoldete und mich obendrein noch verpflichtete, die Ab-

Rembrandt, Die Oldenburger Landschaft. Eine der letzten Ei wer billigen Bodes für die Staatliche Gemäldegalerie Berlin

Ausgestellt in der Rembrandt-Schau der Akademie in Berlin

statt es als ein Jugendwerk von geringer malerischer
Wirkung und gewisser akademischer Schablone in An-
ordnung und Formengebung zu charakterisieren und den
Ankauf überhaupt als überflüssig zu bezeichnen. Ich
konnte nachweisen, daß unser Bild schon im Anfang
des 18. Jahrhunderts bekannt und berühmt gewesen
sei, ja, bald darauf fand ich sogar eine Kopie des Bildes
von David Teniers. Ich machte auch darauf aufmerk-
sam, daß unser Rubens das Gegenstück des berühmten
Vierflüssebildes im Belvedere sei und mit den meisten
Gemälden, die der Meister in den ersten Jahren nach
seiner Italienreise gemalt habe, übereinstimme. Aber
in der öffentlichen Meinung half mir diese Hinweise so
gut wie gar nicht, „der Rubens-Spezialist“ Rosenberg
(der nach allen Rubens-Studien zwanzig Jahre später
die schwache Rubens-Pub.'ikation in den „Klassikern
der Kunst“ veröffentlichte) erklärte ja das Gegenteil.

Bei allen ruhig Urteilenden jedoch und besonder
bei meinen Vorgesetzten hatte mein energisches Ein-

teilung der christlichen Plastik zu leiten. Von jetzt ab
behandelte man mich als den eigentlichen Leiter auch
der Gemäldegalerie, und im folgenden Jahre wurde ich
ausdrücklich zum zweiten Direktor mit vollem Gehalt
ernannt. Meyer blieb zwar bis zum Ende der achtziger
Jahre auf dem Posten, aber seine Stellung war nur noch
eine repräsentative. In die wichtigen Angelegenheiten,
namentlich in die Ankäufe, mischte er sich nur aus-
nahmsweise ein. Leider waren damals aber bereits die
besten Chancen für eine gute und zugleich billige Ver-
mehrung, namentlich der klassischen italienischen
Malerei, versäumt.

Inzwischen hatte ich auch eine Reihe wissen-
schaftlicher Arbeiten im „Jahrbuch“, in den von mir
mitbegründeten Wiener „Graphischen Künsten“ und in
der „Zeitschrift für bildende Kunst“ veröffentlicht, die
zwar (wie der Aufsatz über „Rembrandts Jugeud-
werke“) gelegentlich heftige Opposition fanden, denen
ich aber durch meine Repliken allgemeine Anerkennung

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