Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

DOI issue:
1./2. Märzheft
DOI article:
Peter, Kurt von: Der Bautzener Museumsausbau
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0273

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
bahnen links und rechts der Fahrbahn erhalten. Als
besonders interessant, wichtig und vorteilhaft hebt die
Museumsdirektion auch die Rentabilitätsberechnung des
1. Preisträgers Curt Schiemichen hervor: durch die
Grenzlandspende stehen 200 000 RM, durch den Bau-
kostenzuschuß der Stadt- und Girokasse 202 000
Reichsmark zur Verfügung, demgegenüber betra-
gen die nach dem Programm zulässigen Gesamt-
baukosten 502 000 RM, so daß zunächst ein Be-
trag von 100 000 RM ungedeckt verbleibt. Dieser
Betrag verzinst sich jedoch gemäß der Aufstellung
von Curt Schiemichen zu 14%, indem 200 qm
Ladenflächen am Kornmarkt, vermietet zu 70 RM
pro qm kalte Miete, 14 000 RM ergeben. Die 12% bank-
mäßige Verzinsung des aufzubringenden restlichen Be-
trages von 100 000 RM abgerechnet, ergibt einen Ueber-
schuß von 2000 RM zugunsten der Museumsverwaltung,
„der sich durch Vermietung des günstig gelege-
nen Vortragssaales leicht steigern läßt“. Außerdem
brächte nach C. Schiemichen der westliche Haupt-
erweiterungsbau an Zinseneinnahmen aus Ladenfläche

finden könne. Die Schaffung eines Marktplatzes vor
dem Reichentor und eines Repräsentationsplatzes vor
dem Museum, der Stadtbank und dem Theater erfolgte
unter Berücksichtigung vorhandener Geländeunter-
schiede mit Hilfe eines Verkehrsgebäudes derart, daß
der Blick von dem einen zum anderen Platze ohne jähe
Unterbrechung hinüber- und herübergeleitet wird und
zwei einander ergänzende Stadträume erstehen. Die
malerische Umgebung des alten granitenen Reichen-
turmes von 1492, der durch ein Sandstein-Denkmal
Kaiser Rudolfs II. (1577) geziert ist, bleibt erhalten. Der
Verkehr nach der inneren Stadt wird durch eine zweite
Durchfahrt und zwei Fußgängerwege erleichtert. Die
Oeffnung nach dem „Wendischen Graben“ zu wird
durch einen Anbau an der Industrie- und Gewerbeschule
geschlossen. Die Blickrichtung von der Kaiserstraße
nach dem Museum ist durch den „Eingangsturm“ der
Bank bestimmt, für die übersichtliche und gut belich-
tete Räume beschafft sind, und dieser turmartige Bau-
körper dokumentiert sich als das Verbindungsglied
zwischen altem und neuem Museumsteil.

Zur Ausführung gelangende Anbau-Planung, Otto Schubert, Dresden

an der Theatergasse, aus Büroräumen insgesamt
20 580 RM, und diese Summe könnte als jährliche Ein-
nahme der Stadtverwaltung verbleiben.

Die andere mit erstem Preis gekrönte Arbeit ist
die Planung (Nr. 9) des ehedem Königlich Sächsischen
Bauamtmanns Otto Schubert, heute Professor der
Dresdner „Technik“, als Kunsthistoriker — Verfasser
einer Geschichte des Barock in Spanien — bekannt.
Das Preisgericht charakterisiert seinen Entwurf, der
zur Ausführung beschlossen wurde, als eine reife, sich
gut in das Stadtbild einfügende Lösung der architek-
tonischen Gestaltung, als eine gute, klare städtebauliche
Lösung der Kornmarktbildung; der Grundriß sei über-
sichtlich und zweckmäßig. Und das Zweckmäßige ist
doch das Schöne, sagt Sokrates.

Wenden wir uns zunächst der Lösung des städte-
baulichen Teiles der Wettbewerbsaufgabe durch Otto
Schubert zu. Entscheidend war der Gesichtspunkt, daß
die als Kornmarkt bezeichnete Freifläche eine solche
Unterteilung erfahre, daß die verschiedenartigen sie be-
grenzenden Bauorganismen sich in ihrer Wirkung nicht
gegenseitig beeinträchtigen und der voraussichtlich
doch weiter zunehmende Verkehr reibungslos statt-

Was nun die architektonische Haltung der neuen
Fassade betrifft, so strebt sie ein möglichstes Zu-
sammengehen mit der bestehenden Museumsfassade
durch Fortführung ihrer Horizontale an. Da aber Prof.
Schubert der Ansicht ist, daß in allen Zeiten Erweite-
rungsbauten bestehender Gebäude in baukünstlerischer
Beziehung verfehlt gewesen sind, wenn sie glaubten
durch Wiederholung stilistischer Einzelheiten oder
sonstige enge Anlehnung an die formale Gestaltung des
älteren Bauteiles mit diesem eine künstlerische Einheit
erzielen zu können, vielmehr diejenigen als die wert-
volleren erscheinen, welche den künstlerischen Willen
ihrer Zeit zum Ausdruck bringen und auf eine engere
formale Anlehnung verzichten, so hat er, wie er mir
mitteilt, Gewicht darauf gelegt, in konstruktiver wie
formaler Beziehung dem neuen Zeitwillen in seiner
Planung Ausdruck zu geben: durch breitgelagerte, in
gleichmäßigem Rhythmus zu einem Lichtband gereihte
Fenster, die mit ihrer gleichmäßigen Achsenteilung ein
einfaches konstruktives Gerippe festlegen.

Als Detail sei hervorgehoben, daß die Räume für
die wechselnden Ausstellungen auch bei Otto Schubert
derart angeordnet sind, daß sie sich gut mit dem Vor-
tragssaal verbinden.

263
 
Annotationen